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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Himmel war blau, durchwirkt mit dunklen Wolken.
    Ã„hnlich wie bei dem
Bartendrachen vor drei Tagen sah Hellas auch diesmal einiges, was die anderen
nicht bestätigen konnten. So deutete er mehrmals auf einen weit entfernten
Baum, und als keiner der anderen verstand, was er damit sagen wollte, raunte
er: »Da oben ist einer postiert. Guter Überblick. Laßt uns dicht am Boden
bleiben und entlang dieser Felsenkante vorbeischlüpfen.« Ein ums andere mal
änderte er die Richtung, weil er voraus Posten erspäht hatte, die hinter
Felsblöcken saßen. Wiederholt bedeutete er den anderen zu warten und ging
alleine auf Erkundung. Nach dem vierten dieser Vorstöße signalisierte er den
anderen, mit ihm in eine Erdmulde zu schlüpfen, die das Wurzelwerk eines umgestürzten
Baumes ausgehoben hatte.
    Er atmete schwer und
brauchte ein paar Augenblicke, um reden zu können. »Also. Ich denke, hier im
Wald sind etwa zehn Posten versteckt. So langsam habe ich ihr System begriffen.
Ich glaube, ich weiß, wo der Eingang ist, den sie bewachen. Nach dreihundert
Schritt in dieser Richtung öffnet sich ein Talkessel, der von weiter weg fast
überhaupt nicht zu sehen ist. Ich war noch nicht am Rand, aber ich bin mir
ziemlich sicher, daß wir dort unten finden, was wir suchen. Das ist aber noch
nicht alles. An einen dieser Wachtposten bin ich so nahe herangekommen, daß ich
seine Uniform erkennen konnte. Ich weiß jetzt, mit wem wir’s hier zu tun
haben.«
    Â»Gardisten aus
Endailon«, riet Rodraeg.
    Â»Nein. Schlimmer.
Söldner. Die Krieger Kruhns.«
    Â»Noch nie gehört. Wer
sind die Krieger Kruhns?« Auch Bestar und Migal machten ahnungslose Gesichter.
    Hellas seufzte. »Genau
kenne ich ihre Geschichte auch nicht. Ein gewisser Telch Kruhn hat sie
gegründet, eine schlagkräftige Einheit, die sich in örtlich begrenzten
Konflikten verdingt. Auch im Bürgerkrieg von Jazat waren sie, glaube ich,
dabei. Ihr Erkennungszeichen ist der aufgemalte Totenschädel eines Pferdes auf
Schild und Wams. Das geht auf eine alte Geschichte über ihren Gründer zurück,
der immer sagte, Pferde seien nicht zum Reiten da, sondern zum Essen. Kruhn
selber lebt schon lange nicht mehr, aber seine Krieger tragen weiterhin seinen
Namen und ernähren sich auch heute noch überwiegend von Pferdefleisch.«
    Â»Kostspielig«, grinste
Migal.
    Â»Ja. Ein großer Teil
ihres Soldes geht wohl immer für das Fleisch drauf. Als Krieger Kruhns kann man
nicht reich werden, aber man bekommt eine ausgezeichnete Ausbildung und wird
Teil einer traditionsreichen Truppe. Sie halten ihre Mannstärke durchgehend auf
dreißig, und ich glaube nicht, daß sie sich aufteilen, um mehrere Aufträge
gleichzeitig anzunehmen. Das bedeutet, daß wir hier gegen dreißig erfahrene
Söldner antreten. Ich finde, wir sollten uns das Ganze nochmal gut überlegen.«
    Â»Ach was«, schnaubte
Bestar geringschätzig. »In den Klippenwäldern haben wir noch nie etwas von
diesen Pferdefressern gehört. Ich wette, die haben sich niemals irgendwohin
gewagt, wo’s wirklich brenzlig werden könnte.«
    Â»Ich weiß nicht«,
verzog Hellas das Gesicht. »Sie waren wie gesagt in Jazat dabei, und das soll
ja eine ziemliche Hölle gewesen sein. In Endailon waren sie auch, als das Heer
für den Affenmenschenfeldzug gebildet wurde. Dort habe ich sie gesehen. Sie waren
schon so gut wie angeheuert, haben dann aber im buchstäblich letzten Moment ein
noch lukrativeres Angebot erhalten. Wahrscheinlich das hier, Endailon ist ja
nur zehn Tagesmärsche von Terrek entfernt.«
    Â»Ist aber doch keine
große Sache, eine versteckt gelegene Bodenschatzbohrung zu bewachen«, sagte
Migal. »Wenn sie wirklich so tolle Krieger wären, hätten sie sich die
Affenmenschen nicht entgehen lassen.«
    Â»Richtig«, pflichtete
Bestar ihm bei. »Die hatten Schiß vor den Affen, gegen die wir Klippenwälder
schon seit Jahrtausenden die Grenze halten!«
    Â»Ich weiß nicht.«
Hellas blickte zu Boden. »Wenn ihr mich fragt, zeugt es eher von Schlauheit,
sich diesem Affenwahnsinn nicht anzuschließen. Die Frage für uns lautet
jedenfalls: Wie wollen wir mit denen fertigwerden?«
    Â»Na, gar kein Problem«,
grinste Migal wölfisch. »Als Wachtposten sind die doch echte Versager. Du
siehst sie andauernd, sie sehen uns nie. Also, warum knallst du nicht

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