Die dunkle Quelle
wisperte
Rodraeg. »Das Schmutzwasser dort links. Das Rohr führt in den Bach, wegen dem
wir hier sind.«
»Wenn wir die Rohre
zerhauen, machen sie einfach neue«, schätzte Bestar.
»Davon können wir
ausgehen. Interessant, daà sie sich die Mühe machen, das Dreckwasser aus dem
Kessel nach oben zu schaffen, anstatt es einfach in einen Brunnenschacht oder
eine Grube zu kippen. Das Zeug muà demnach ziemlich giftig sein. Was in aller
Welt bauen die da drin bloà ab?«
Auf diese Frage wuÃte
keiner von ihnen eine Antwort.
»Es könnte gefährlich
sein, aber ich würde gerne einen Blick auf den verschmutzten Bach werfen.
Meinst du« â Rodraegs Frage war an Hellas gerichtet â »wir können ungesehen den
Talkessel umgehen und dem Rohr in den Wald folgen?«
»Das wird leichter
sein, als sich dem Talkessel zu nähern, denn die Posten im Wald schauen alle
nach auÃen. Wir sind schon in ihrem Rücken. Folgt mir.«
»Wie haben die bloà die
Pferde da runter gekriegt?« fragte Bestar, der noch keine Anstalten machte,
sich von seinem Beobachtungspunkt wegzubewegen.
»Genau wie die
Menschen«, erklärte Hellas. »Siehst du diese galgenähnlichen Balkengestelle
links und rechts oben am Kesselrand? Damit ziehen sie Lasten rauf oder lassen
welche runter.«
»Brechen sich die armen
Viecher dabei nicht die Beine?«
»Und wenn schon. Die
sind sowieso nur zum Essen da.«
Bestar protestierte.
»Das können doch auch Grubenpferde sein. In den Klippenwäldern arbeiten kleine
Pferdchen in den Minen.«
»Vergià es. Ich habe
euch die Geschichte der Kruhnskrieger erzählt. Eigentlich sollte damit alles
klar sein.«
Jetzt bewegten sie sich
erstmal zurück in die Deckung der Bäume und dort dann vorsichtig parallel zum
Talrand entlang. Das Rohr mit dem Schmutzwasser lief hundert Schritt weit durch
dürres Gras, bevor es in einen kleinen abschüssigen Hain führte. Auf diesen
hundert ebenen Schritten wären sie für die oben am Kesselrand arbeitenden drei
Arbeiter, die das dreckige Wasser in den Trog zu wuchten hatten, deutlich zu
sehen gewesen, deshalb umpirschten die vier Mammutstreiter diese Fläche
weiträumig und stieÃen erst weiter drinnen im Hain wieder auf die plätschernde
Röhre. Mehrmals lieà Hellas sie anhalten und in Sichtdeckung verharren, denn er
rechnete mit mindestens einem weiteren Arbeiter oder Wachtposten am Bach. Und
er behielt recht: Dort, wo das Holzrohr trübe, ölige Flüssigkeit in den klaren
Bach spie, saà ein Krieger Kruhns im Klee und döste vor sich hin. Zumindest in
dieser Hinsicht war Migals Einschätzung richtig gewesen: Als Wachposten waren
die Kruhnskrieger kein sonderlicher Gewinn. Das mochte aber auch daran liegen,
daà hier schon seit etlichen Wochen nicht auch nur ansatzweise etwas passiert
war.
Hellas, Rodraeg, Bestar
und Migal huschten von Baum zu Baum und wagten es dann nochmal gute hundertfünfzig
Schritt fluÃabwärts, sich dem Bach zu nähern.
Als sie ihn erreicht
hatten und hineinblickten, wurden ihre Gesichter von Abscheu geprägt.
Das Wasser war mehr als
einfach nur verunreinigt. Es gurgelte träge dahin, dampfte blasig, bildete an
den Uferrändern Schaum aus und war von rostiger Farbe, durchzogen mit
schwarzbraunen Schlieren und wie Fettaugen an der Oberfläche treibenden
Flecken.
»Ihr Götter«, entfuhr
es Hellas. »Ich hatte mit einem netten kleinen Kloakengraben gerechnet â aber
was ist das denn für ein Zeug?«
Rodraeg ging in die
Hocke und hielt die Handfläche über den Bach. »Es ist warm. Unglaublich. Der
ganze Bach ist erhitzt, und das bei der Menge an Frischwasser nach den ganzen
Regengüssen. Das ist etwas anderes als nur irgendein Minenabfall. âºMassive
Eingriffe in die pulsierende Struktur des Erdreichesâ¹ und âºgiftiger Qualmâ¹ hat
der Kreis geschrieben. Was um alles in der Welt treiben die in der Höhle?«
»Wir hätten Naenn
mitnehmen sollen«, meinte Bestar ratlos. »Sowas kann man doch nur mit Magie
erklären, oder?«
Rodraeg dachte nach.
Der Dampf über dem Bach reizte seine Augen, brachte sie zum Tränen. »Wir müssen
sehr, sehr vorsichtig sein. In dieser Höhle wird offensichtlich mit
hochgefährlichen Materialien hantiert. Wenn wir da einfach nur mit dem
Vorschlaghammer draufhauen, kann es eine Katastrophe geben.« Ihm
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