Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
Schwerttasche über die Schulter. Hellas war immer noch am
Grübeln. »An welcher Stelle willst du in Erscheinung treten?«
    Rodraeg überlegte einen
Moment. »Oben, wo die Arbeiter das Dreckwasser in den Trog gießen.«
    Â»Dann müßt ihr aber
erklären können, wie ihr an allen Wachtposten vorbeigekommen seid.«
    Â»Das schaffen wir
schon. Wenn wir zurückschleichen würden und uns vom äußersten Posten
absichtlich erwischen lassen, besteht die Möglichkeit, daß er Befehl hat, uns
unter keinen Umständen zum Talkessel weiterzulassen. Dann hätten wir nichts
gewonnen, sondern den Vorteil, daß wir bereits hier sind, eingebüßt.«
    Â»Du hast recht. Also:
Migal und ich werden zu den Findlingen zurückpirschen, von denen aus man einen
guten Blick in den Kessel hat. Wir beobachten, was mit euch passiert. Wenn
etwas schief geht, verduften wir. Wenn alles glatt geht, treffen wir uns wo?«
    Â»Falls man uns
rauseskortiert: in Terrek. Falls wir uns frei bewegen dürfen, kommen wir zu
euch zu den Findlingen.«
    Â»Und falls ihr euch
frei bewegen dürft und man euch überwacht?«
    Rodraeg lachte. »Guter
Einwand. Deine Zeit als Militärausbilder hat einen raffinierten Strategen aus
dir gemacht. Also treffen wir uns auf jeden Fall in Terrek. Dort können wir am
besten Pläne schmieden und zielgerichtet unsere Ausrüstung ergänzen.«
    Hellas nickte. Er
wirkte immer noch besorgt, sah angespannt und fahl aus, aber das mochte auch an
seinen Greisenhaaren liegen, die ihn immer schicksalhaft erscheinen ließen.
Schicksalhaft und vorbelastet.
    Zu viert schlichen sie
sich zurück bis in die Nähe der Stelle, wo das Schmutzwasserrohr im Hain
verschwand. Hier trennten sich ihre Wege. Bestar und Migal umarmten sich kurz,
fest und wortlos, Rodraeg gab Migal und Hellas die Hand. Hellas und Bestar nickten
sich nur zu. Dann beobachteten Rodraeg und Bestar auf dem Bauch liegend, wie
Hellas und Migal den Talkessel umgingen und zwischen den Findlingen
verschwanden.
    Â»Ich werde mich dort
unten Demares Tiego nennen«, flüsterte Rodraeg Bestar zu. »Demares Tiego von
der Fabrikation Tiego aus Aldava. Wollen wir für dich auch einen Tarnnamen
nehmen?«
    Â»Wozu? Ich bin Bestar,
dein Leibwächter.«
    Â»Stimmt. Du bist
Bestar, mein Leibwächter.«
    Sie erhoben sich
langsam und traten ins Licht.

14

Am Abgrund
    Die drei Arbeiter, die
am oberen Talrand das verunreinigte Wasser in den dampfenden Trog schütteten,
trugen Tücher vorm Gesicht, die vor den Mündern bereits gelblichbraun verfärbt
waren. Als Rodraeg und Bestar sich mit halb erhobenen Händen näherten, hörten
sie auf zu schuften und sahen sich gegenseitig an. Es war deutlich zu erkennen,
daß sie für den Fall, daß Besucher auftauchten, keinerlei Anweisungen hatten.
    Â»Ich bin Demares Tiego
aus Aldava«, rief Rodraeg schon von weitem, um alle Aufmerksamkeit auf sich zu
ziehen. »Das sieht nicht besonders gesund aus, was ihr da macht. Ich hoffe, ihr
werdet wenigstens anständig dafür bezahlt.« Sie waren heran, die Arbeiter
standen immer noch unschlüssig da. Mit ihren maskierten Gesichtern und
schmutzigen Leibern sahen sie wie Banditen aus. »Ich würde mich gerne mit dem
Verantwortlichen unterhalten«, sagte Rodraeg. »Es könnte sonst sein, daß ihr
alle hier bald großen Ärger bekommt.«
    Â»He, was ist denn mit
euch?« grölte einer von unten. »Warum holt ihr die Eimer nicht ein?«
    Â»Hier sind Leute.«
    Â»Leute? Das kann doch
gar nicht sein!?«
    Â»Sie wollen mit Tugri
reden. Hol ihn mal her.«
    Einer der drei hatte
sich jetzt zum Sprecher erkoren. Rodraeg wandte sich direkt an ihn, während
Bestar ein möglichst gleichmütiges Gesicht machte, aber immer noch
einschüchternd genug wirkte. »Das Zeug, das ihr hier durch das Rohr schickt,
verdreckt den Bach bis runter in den See. Seid ihr aus Somnicke?«
    Â»Wieso aus Somnicke?«
    Â»Naja, ich dachte
immer, zwischen Somnicke und Terrek herrscht so eine Art Wettbewerb, wer den
schönsten See des Kontinents hat. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, daß
Leute aus Terrek ein Interesse daran hätten, sich den Lairon zu verseuchen.«
    Â»Was wir hier
reinmachen, fällt im See doch gar nicht auf«, meinte ein zweiter Arbeiter trotzig.
»Der Lairon ist riesig, Mann. Der schluckt unsere Jauche wie

Weitere Kostenlose Bücher