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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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zwischen den Welten sei verschlossen, aber der Feind hat sich eines Zaubers in Gestalt eines schwarzen Schwertes bedient. Oberons siebte Tochter schlug sich mit diesem Schwert einen Durchgang ins Elfenreich frei. Dort sind sie hindurchgeschlüpft und das Tor schloss sich unverzüglich hinter ihnen. Ich versuchte es mithilfe meiner mystischen Künste wieder zu öffnen, doch meine Bemühungen blieben fruchtlos.«
    Gabriel Drake hielt inne und wartete auf eine Reaktion des Hexenkönigs, der die ganze Zeit schweigend zugehört hatte. Als nichts geschah, fuhr er fort: »Ich habe meine Ritter versammelt, und wir sind durch das Pirolglas ins Elfenreich zurückgeeilt, um Euch diese Kunde zu bringen.« Er hob ein wenig den Kopf und blickte dem Hexenkönig, dessen Schweigen ihn ermutigt hatte, fest in die Augen. »Titania und ihre Töchter haben das Elfenreich durch den Bonwyn Tyr betreten, Mylord, und sind erst seit kurzer Zeit in Eurem Reich. Schickt Eure Ritter aus, und ich gebe Euch mein Wort, dass sie alle binnen einer Stunde tot sein werden. Ich erbitte mir nur eine Gunst von Euch: Überlasst mir den Verräter Edric Chanticleer, der mit ihnen herüberkam.« Gabriel Drakes silberne Augen glitzerten böse. »Ich verspreche Euch, dass Ihr viel Kurzweil haben werdet, ehe er seine elende Seele aushaucht.« Dann breitete er die Arme aus und neigte den Kopf. »Und jetzt, Mylord, tötet mich, wenn es Euer Wille ist.«
    Erwartungsvolle Stille senkte sich über den Saal, und alle Blicke waren auf den König gerichtet, der Drake mit eiskaltem Blick musterte. Tania, die alles mit angehaltenem Atem beobachtet hatte, sah das heimtückische Blitzen unter den dunklen Brauen. Der Mund des Zauberers verzog sich zu einem grausamen Lächeln.
    »Nun wohl«, murmelte er. »So habe ich die verfluchte Königin und ihre Brut endlich in meiner Reichweite.« Abrupt stand er vom Thronsessel auf, sodass sich sein Umhang hinter ihm blähte. »Gristane«, befahl er einem der Grauen Ritter, »nimm drei deiner treusten Männer und begib dich unverzüglich in die Königliche Bibliothek. Vielleicht ist die Königin auf dem Weg dorthin, um die Seelenbücher ihrer Familie zu retten. Verbrenne die Bibliothek bis auf die Grundmauern. Wenn Titania kommt, soll sie alles verwüstet vorfinden.« Der Hexenkönig ballte die Faust und blickte sich in der Halle um. »Geht jetzt, Ihr Ritter von Lyonesse. Jagt die königliche Familie und lasst Eure Schwerter sprechen. Tötet sie all e – und wer mir den Kopf der Königin bringt, der wird fortan hoch in meiner Gunst stehen.«
    Dann hob der Zauberer die Arme und stieß Worte aus, die Tania nicht verstan d – Worte wie zischende Axthiebe. Ein schwarzer Nebel bildete sich vor ihm, der herumwirbelte und sich verdichtete, so wie zuvor die Stangen des Eisen-käfigs. Im nächsten Moment war der Hexenkönig von kreisförmig angeordneten grauen Schwerten umgeben, deren Klingen düster im blauen Fackelschein blitzten. Der Hexenkönig schwenkte seine Arme, und die Schwerter glitten durch die Luft, bis sie über den Köpfen der Grauen Ritter schwebten, die hinter Gabriel Drakes Rücken standen. Die anderen Ritter wichen zurüc k – ohne den Schutz des schwarzen Bernsteins war Isenmort für sie genauso tödlich wie für das Elfenvolk.
    »Schwerter aus Isenmort gebe ich Euch«, heulte der Hexenkönig. »Führt sie gut und vernichtet meine Feinde. Und wisst: Wenn Titania und ihre Brut erst tot sind, wird nichts mehr zwischen mir und der Mine von Tasha Dul stehen. Und von diesem Tag an werden alle meine Ritter schwarzen Bernstein an ihrer Stirn tragen, und nichts und niemand im Elfenreich oder in der Welt der Sterblichen wird mich noch aufhalten!«
    Ein ohrenbetäubender Lärm brach in der Halle los, als die Grauen Ritter hinausstürmten, im Gefolge die Horde kläffender Hunde wie eine Unheil bringende schwarze Flut. Tania beobachtete, wie Gabriels Miene sich veränderte, als der Hexenkönig sich abwandte. Er war sichtlich erleichtert, den Zorn seines Meisters überlebt zu haben. Schaudernd wandte Tania sich ab und sah zu Rathina hinüber, die von der brutalen Ohrfeige des Hexenkönigs zu Boden geschleudert worden war. Inzwischen hatte sie sich auf einen Ellbogen hochgezogen, und ihre Blicke hingen voller Verlangen an Gabriel.
    Aber Gabriel tat, als sei sie Luft. Er verneigte sich vor dem Hexenkönig, machte auf dem Absatz kehrt und fegte zur Halle hinaus. Seine Ritter folgten ihm auf dem Fuß, jeder mit einem düster glänzenden

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