Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
Vom Netzwerk:
sterben.«
    Der Hund war jetzt nur noch ein paar Schritte entfernt. Tania fiel fast in Ohnmacht, als er seinen riesigen Kopf mit den triefenden Lefzen unter den Tisch streckte und ihr sein Gestank entgegenschlug.
    Plötzlich schmetterten Trompetenklänge durch den Saal. Der Hund blickte auf, vom Lärm abgelenkt. Die Flügeltüren wurden aufgerissen und die Kreatur trottete schwanz-wedelnd davon. Im nächsten Moment marschierte eine Abordnung von Rittern in den Saal.
    Der Hexenkönig drehte sich um und breitete die Arme aus. »Gabriel Drake!«, rief er. »Seid mir willkommen, verehrter Diener! Was gibt es Neues in der Welt der Sterblichen? Bringt Ihr mir Kunde von der verschollenen Königin und ihren umherirrenden Töchtern?«
    Tania drückte sich an die Wand, starr vor Entsetzen. Gabriel Drake war ins Elfenreich zurückgekehr t – der Elfenlord, den sie fürchtete wie sonst niemanden auf der Welt. Der Hexenkönig hatte ihn aus seinem Exil befreit, damit er ihr in die Welt der Sterblichen folgen konnte.

V
    G abriel Drake durchquerte den Saal mit seinen Grauen Rittern. Die Ritter trugen noch die Stirnbänder mit den schwarzen Bernsteinbrocken, die sie in der Welt der Sterblichen geschützt hatten. Drake ging mit hocherhobenem Haupt, aber sein rechter Arm steckte in einer groben grauen Schlinge, und sein Ärmel war blutverschmiert, wo ihn Königin Titanias Schwert getroffen hatte.
    Der Hexenkönig behielt ihn scharf im Auge, als er sich dem Podest näherte.
    Drake kniete niede r – ein bisschen stei f – und neigte den Kopf. »Mylord«, sagte er.
    »Nun, wie steht es um unsere Geschäfte in der Welt der Sterblichen, Herzog Weir?«, fragte der Hexenkönig. »Sind unsere Feinde tot, wie ich es von Euch verlangt habe?«
    »Nein, Mylord«, erwiderte Drake. Seine Stimme zitterte leicht, als er zu der riesenhaften Gestalt des Hexenkönigs aufblickte. Tania bemerkte mit Genugtuung die Angst in seinen Augen.
    »So sind sie gefangen, mein guter Lord?« In der Stimme des Hexenkönigs lag eine unheilvolle Schärfe. »Und Ihr habt sie mir hergetrieben wie hilfloses Vieh, um sie meinem Willen und meinem Urteil zu unterwerfen?«
    »Mylord, ich fürchte, dem ist nicht so.«
    »So habt Ihr gegen mich gefehlt, Herzog Weir«, zischte der Hexenkönig. Sein Arm schoss vor, und obwohl er Gabriel Drake nicht berührte, stürzte dieser zu Boden, als hätte ihn eine Zentnerlast im Rücken getroffen. »Habe ich Euch nicht befohlen, erst aus der Welt der Sterblichen zurückzukehren, wenn Ihr Euren Auftrag erfüllt habt?«, tobte der Zauberer los. »Und dennoch kommt Ihr hier angekrochen, nur um mir über Eure Pflichtversäumnisse und Eure missglückte Suche zu berichten? Dafür verdient Ihr den schlaflosen Tod!«
    Der grausame Hexenkönig öffnete seine rechte Hand, in der eine bläuliche Flammenkugel kreiste. Mit wutverzerrtem Gesicht holte er aus, um die Kugel auf Gabriel Drake zu schleudern. Doch Rathina warf sich blitzschnell nach vorn, packte den Arm des Hexenkönigs mit beiden Händen und zerrte ihn weg, sodass die Feuerkugel Drake knapp verfehlte und zischend in die Bodenbretter neben ihm fuhr.
    Der Hexenkönig riss seinen Arm zurück und schlug Rathina grob ins Gesicht, sodass sie mit einem Aufschrei nach hinten fiel. »Hütet Euch, meine Langmut noch einmal auf die Probe zu stellen, Trechl a – Verräterin«, donnerte er. »Oder Ihr werdet es bereuen! Euer Leben liegt allein in meiner Hand!«
    Gabriel Drake nutzte die Ablenkung, um sich auf die Knie hochzuziehen. Er starrte auf den Feuerring, der auf den versengten Bodenbrettern loderte, dann blickte er zum Hexenkönig auf. »So tötet mich, wenn dies Euer Wille ist!«, rief er aus. »Doch gestattet mir zuerst zu sprechen, wenn ich Eurer Weisheit raten darf, gnädigster Herr und König.« Mühsam stand Gabriel auf, den verletzten Arm mit einer Hand abgestützt.
    Der Hexenkönig funkelte seinen Diener zunächst wütend an, doch allmählich wich der Zorn aus seinem Gesicht. Schließlich trat er zurück und setzte sich wieder auf Oberons Thron. »So sprecht, wenn Euch Euer Leben lieb ist!«, zischte er.
    Gabriel Drake trat auf das Podest hinauf. »Eure Feinde sind mächtig und klug, Mylord«, begann er mit einer Stimme, so glatt und anschmiegsam wie Samt. »Ich habe nicht sofort den Kampf gegen sie eröffnet, da ich hoffte, dass sie mich zur Königin führen würden. Auf diese Weise hätte ich sie alle auf einmal fangen und niedermachen können. Mylord, Ihr habt mir gesagt, das Tor

Weitere Kostenlose Bücher