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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Eisenschwert in der Hand.
    »Wir müssen gehen!«, zischte Eden, die neben Tania kauerte. »Wir müssen die anderen warnen, bevor die Höllenbrut über sie hereinbricht.«
    Tania blickte zu den gefangenen Elfen im Eisenkäfig auf. »Können wir denn gar nichts für sie tun?«, fragte sie.
    »Nein, Schwester«, erwiderte Eden. »Wir können nichts tu n – wir sind machtlos.«
    Tania konnte den Gedanken kaum ertragen, die armen Elfen ihrem Schicksal zu überlassen, aber Eden hatte Recht: Wie sollten sie die Gefangenen retten, ohne selbst entdeckt und getötet zu werden? Und was wurde dann aus dem Elfenreich? Schweren Herzens wandte Tania sich ab und huschte hinter ihrer Schwester über den Boden der Halle.

VI
    D ie Rückkehr in ihre Menschengestalt war fast genauso schlimm wie vorher die Verwandlung in eine Ratte, ja eigentlich noch schlimmer. Kaum hatte Eden den Umkehrzauber gesprochen, lag Tania keuchend auf den Dachbalken und würgte zum Erbarmen. Ihr Magen rebellierte, heiß-kalte Wellen schossen durch ihren Körper, und sie schlotterte von Kopf bis Fuß. Mit trüben Augen schaute sie zu, wie Eden sich wieder anzog.
    »Beeile dich, Schwester«, mahnte Eden. »Die Zeit läuft uns davon.«
    Zitternd kämpfte sich Tania auf dem engen Dachboden in ihre Kleider hinein. Allmählich ließ die Übelkeit nach und sie brachte eine einzige Frage hervor: »Warum hat der Hexenkönig den Rittern befohlen, die Bibliothek zu verbrennen? Das kapier ich nicht.«
    »Er fürchtet die Macht der Seelenbücher«, erklärte Eden. »Er ahnt zwar kaum die wahre Kraft der Bücher, aber das reicht, um sie fürchten. Lieber will er sie zerstört wissen, als dass sie der Königin in die Hände fallen.«
    »Sind die Bücher denn so mächtig? Das wusste ich nicht.«
    »Ja, sie besitzen Macht, aber nicht wie der verfluchte Hexenmeister glaubt. Er gebraucht Macht allein, um zu erobern und zu zerstören. Die Bücher sind keine Waffen; sie können nicht gegen ihn verwendet werden.« Eden runzelte die Stirn. »Aber wenn es ihm gelänge, sie zu zerstören, würde dies das Elfenreich in seinem Innersten erschüttern. Fast so, als hätten wir nie existiert.«
    Tania starrte ihre Schwester entsetzt an.
    »Wir müssen fort von hier«, sagte Eden. »Der Tod geht um an diesem Ort.«
    Vorsichtig verließen sie ihr Dachversteck und liefen, immer auf der Hut vor den Grauen Rittern, durch die oberen Flure nach Osten, zu jenem Teil des Palastes, der an die Obst- und Weingärten grenzte. Im Schutz der Bäume hofften sie in den Wald zu fliehen. Einmal hielt Tania bei einem Gangfenster inne und blickte in die verwüsteten Gärten hinunter. Ein Trupp Grauer Ritter preschte in vollem Galopp durch die verdorrten Blumenbeete, gefolgt von den kläffenden Morrigan-Hunden, und Tania wusste, dass sie auf dem Weg zum braunen Turm waren. Es war nur die Vorhut, wie sich bald zeigte, denn immer mehr Graue Ritter sprengten hinterdrein, mit gezogenen Schwertern und dem typischen maskenhaften Grinsen: Die Jagd war eröffne t – und die königliche Familie die Beute.
    Auf halbem Weg nach unten blieb Eden plötzlich stehen und hielt Tania mit dem Arm zurück. Unter ihnen dröhnten Stiefeltritte. Wortlos kehrten sie um und liefen denselben Weg zurück, den sie gekommen waren. Tania beugte sich über das Geländer und erspähte zwei Graue Ritter auf der Treppe. Eden winkte sie zu sich und führte sie durch eine lange Zimmerflucht, dann eine Galerie entlang, die über einem luftigen Saal mit hoher Decke lag. Eine geschnitzte Eichentreppe führte von der Galerie hinunter. Der Boden war mit rot-grünen Fliesen bedeckt, hohe Kandelaber säumten die Wände ringsum, und durch die zertrümmerte Flügeltür in einem steinernen Torbogen sickerte Licht herein.
    Tania erkannte den Raum: Die Tür führte in den Garten hinaus. »Wir können dort hinaus«, sagte sie zu Eden. »Kannst du noch mal deinen Zaubertrick anwenden und uns in Vögel verwandeln oder so?«
    Eden schüttelte den Kopf. »Nein, Schwester, für einen weiteren Zauber fehlt mir die Kraft«, sagte sie. »Ich brauche Zeit und Ruhe, um mich wieder zu sammeln.« Plötzlich erstarrte sie und ihre Hand krallte sich in Tanias Schulter.
    »Was ist?«, fragte Tania und spähte erschrocken in die Halle hinein.
    »Zara ist ganz nahe bei uns«, sagte Eden. »Ich spüre sie. Sie läuft. Ist voller Angst.«
    »Was? Sie ist noch da?«, stieß Tania hervor. »Wieso das denn?« Edric und Zara hatten versprochen, Sancha in den Wald zu bringe n

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