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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Tania fuhr herum und sah, wie die hässlichen Lyonesse-Ritter von unzähligen Vögeln angegriffen wurden. Raben, Stare, Krähen und Elstern schossen wild durch die Luft, und die Pferde wieherten panisch, als die Vögel mit Schnäbeln und Klauen auf sie losgingen. Die Grauen Ritter zogen ihre Schwerter und hieben brüllend auf die Tiere ein. Die Pferde stiegen und bockten. Blitzende Klingen zerschnitten die Luft, stießen hierhin und dorthin. Dann stoben schwarze Federbüschel auf und immer mehr Vögel stürzten zu Boden.
    »Es ist so weit!«, zischte Cordelia und stieß die Tür auf. »Bleibt dicht hinter mir.« Sie stürmte hinaus und Tania und die anderen rannten hinter ihr zwischen den kahlen Bäumen hindurch zum Palast.
    Cordelias Augen funkelten vor Schmerz und Wut. »Verflucht soll er sein, dieser elende Hexenkönig, der mich zwingt, ein solches Opfer von anderen Lebewesen zu verlangen!«, stieß sie hervor und ballte drohend die Fäuste.
    Dort, wo die Bäume endeten, hielt Cordelia an. Alle sammelten sich hinter ihr und spähten zu den Gebäuden hinüber. Das große nördliche Torhaus des Elfenpalasts ragte ungefähr eine Meile entfernt auf, und über dem hohen Turm wehte das Banner von Lyonesse, eine grob gezeichnete schwarze Schlange auf blutrotem Grund. Zwei berittene Wachen hüteten das Tor.
    »Wie in aller Welt sollen wir dieses ganze offene Gelände überqueren?«, fragte Edric. »Wir werden doch sofort entdeckt.«
    »Wir halten uns am Waldrand«, sagte Titania, »und wenden uns gen Osten, in Richtung der Obstplantagen und Weingärten. Dort finden wir genug Deckung, um ungesehen in den Palast hineinzukommen.« Ihre Stimme wurde hart. »Und wenn Oberon wieder frei ist, das schwöre ich, werden wir Rache nehmen, eine Rache, so furchtbar, dass die verfluchte Insel Lyonesse bis in ihre Grundmauern erbeben soll!«
    Tania starrte ihre Elfenmutter gebannt a n – dieses zugleich fremde und doch so vertraute Gesicht, das dem ihren glich wie ein Spiegelbild, mit den rauchgrünen Augen, den hohen Wangenknochen und wilden roten Locken. Titania hatte sich verändert: Sie hatte schon wieder die förmliche Ausdrucksweise der Elfen angenommen, als seien die fünfhundert Jahre Exil einfach von ihr abgefallen. In der Welt der Sterblichen hatte die Königin als erfolgreiche Anwältin gearbeitet. Hier zeigte sie sich in ihrer wahren Größ e – als Königin des Elfenreichs, die vor nichts zurückschreckte, um ihren König und ihre Herrschaft zu retten.
    »Und was geschieht, wenn wir im Palast sind?«, fragte Sancha. »Wo beginnen wir mit der Suche?«
    »Wir müssen unverzüglich in die königlichen Gemächer gehen«, sagte Cordelia. »Und danach ins Verlies hinunter, denn dort muss unser Vater gefangen sein, wenn mich nicht alles täuscht.«
    »Und Eden auc h – betet, dass dem so ist!«, fügte Sancha hinzu.
    »Dann lasst uns gehen«, sagte Titania. »Folgt mir und bleibt in Deckung.«
    »Halt, Moment mal!«, protestierte Tania. »Wäre es nicht besser, wenn nur ein paar von uns vorausgingen, jedenfalls bis wir wissen, was uns erwartet? Es wäre doch Wahnsinn, wenn wir alle auf einmal gingen.« Mit einem Blick zu Titania fügte sie hinzu: »Und besonders du darfst nichts riskieren. Wie sollen wir Oberon befreien, wenn dir etwas passier t – selbst wenn wir ihn finden?«
    »Du irrst dich, Tania, wenn du glaubst, dass ich über besondere Kräfte verfüge, um Oberon aus dem Bann des Hexenmeisters zu befreien«, erwiderte Titania grimmig. »Die Kraft, die Oberon und ich gemeinsam besitzen, reicht vielleicht aus, um Lyonesse zu besiegen, aber wir können diese Kraft erst einsetzen, wenn Oberon befreit ist. Solange das nicht geschieht, ist das Band zwischen uns durchtrennt und die Macht des Sonnenkönigs und der Mondkönigin gebrochen.«
    »Dann ist es umso wichtiger, dass du vom Palast wegbleibst«, beharrte Tania. »Wer sagt denn, dass Oberon wirklich im Verlies ist, wie wir alle glauben? Und was ist, wenn wir ihn nicht gleich finden? Es gibt so vieles, was schiefgehen kann!«
    »Eine kleinere Gruppe wäre unauffälliger, Euer Hoheit«, fügte Edric hinzu. »Wenn der König zu scharf bewacht wird, müssen wir vielleicht nach Anvis hinauf, in die Burg Ravensare, um Verstärkung zu holen.«
    »Lasst uns hoffen, dass das nicht nötig sein wird«, sagte Titania. »Jede Sekunde, die wir verlieren, nützt nur dem Hexenkönig und hilft ihm, seine Macht über das Land zu vergrößern.« Nachdenklich blickte sie Tania an. »Du hast

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