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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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auf der Welt kommt dagegen an.«
    Tania biss sich auf die Lippen, um nicht in Tränen auszubrechen. Beinahe hätte sie laut hinausgeschluchzt, dass alle Liebe der Welt nicht stark genug war, um den Hass des Hexenkönigs zu besiegen.
    Schnell wandte sie den Blick ab. »Sind die anderen schon auf?«, fragte sie und ging weiter die Treppe hinunter.
    »Ja, ich glaube, Cordelia ist schon seit Stunden wach.« Edric sah sie unsicher an. »Ich muss dir noch etwas sagen: Zara kommt nicht mit uns.«
    »Warum nicht?«, rief Tania erschrocken. »Stimmt was nicht mit ihr?«
    »Nein, nein. Sie wird es dir selbst erklären.«
    Lord Brython und die drei Prinzessinnen erwarteten sie auf dem Balkon, der auf das westliche Meer hinaus blickte. Es war noch dunkel und im Osten füllten die Umrisse des wuchtigen Halbmondgipfels den halben Himmel aus. Auf dem Tisch stand ein Frühstück aus Fisch, Käse und frisch gebackenem Brot bereit.
    Tania setzte sich Zara gegenüber. »Edric hat gesagt, dass du nicht mitkommst«, begann sie.
    »Nein, in der Tat«, antwortete Zara. »Hopie hat mich in aller Frühe aufgeweckt und ich habe lange mit ihr und ihrem Gemahl gesprochen. Mir ist eine neue Aufgabe zugefallen.«
    »Wenn wir die Flotte von Lyonesse aufhalten wollen, müssen wir alle unsere Truppen zusammenziehen«, erklärte Lord Brython. »Pinzessin Zara wird mit einigen vertrauenswürdigen Rittern gen Süden nach Mynwy Clun reisen, um Hilfe von Graf Valentyne zu erbitten.«
    »Von Edens Mann?«, fragte Tania. »Aber warum Zara? Kann das nicht jemand anders machen?«
    »Brython und ich sind hier unabkömmlich«, sagte Hopie. »Wir wissen nicht, ob noch mehr Schlangenboote auftauchen, und wir dürfen Caer Kymry nicht ohne Führung lassen. Aber wenn wir Valentynes Hilfe wollen, müssen wir einen Botschafter von hohem Rang zu ihm schicken. Ein Mitglied der königlichen Familie.«
    »Graf Valentyne ist das Oberhaupt eines vornehmen alten Elfengeschlechts«, erklärte Lord Brython. »Als die Große Dämmerung kam und Eden sich in ihren einsamen Turm zurückzog, hat er den Hof verlassen, um nach Caer Mynwy zurückzukehren. Dort lebt er seitdem und will mit dem Rest der Welt nichts mehr zu tun haben.«
    »Er wäre ein mächtiger Verbündeter gegen Lyonesse«, fügte Zara hinzu. »Er befehligt eine Armee, die ihm treu ergeben ist. Ich muss mit ihm sprechen und ihn bitten, uns beizustehen und seinen König zu verteidigen.« Tröstend legte sie ihre Hand auf Tanias Arm. »Sei nicht traurig über diesen Abschied, Schwester, wir sehen uns bald wieder in fröhlicheren Zeiten. Wir werden das Böse besiegen, dessen bin ich gewiss. Und du und ich, wir werden wieder im Großen Ballsaal tanzen und Duette auf Spinett und Laute spielen, so wie früher.«
    Tania holte tief Luft. »Ja«, sagte sie. »Ja, natürlich.«
    Die Sonne versteckte sich noch hinter den Bergen, aber um den Halbmondgipfel zeigte sich ein lichter Rand, und im Osten dämmerte es bereits, als Zara auf einem hohen flachen Felsen vor der Burg draußen stand und ihren Beschwörungszauber begann. Tania hatte ihre Schwester schon oft singen gehört, ja sogar gesehen, wie Delfine und Fische nach ihrer Melodie tanzten. Aber noch nie hatte sie so geisterhafte Töne vernommen, wie sie jetzt aus Zaras Kehle drangen.
    Die Prinzessin stand dem Meer zugewandt, die Arme ausgestreckt, und ihre Stimme stieg und fiel in stetigem Rhythmus, steigerte sich bisweilen zu einer hohen, durchdringenden Melodie wie der Schrei der Seemöwen und sank wieder zu einem tiefen, lang gezogenen Ton ab, der die Felsen unter ihren Füßen erbeben ließ. Während Zara sang, brach langsam der Tag an, und das Licht kehrte in die Welt zurück. Der graue Himmel färbte sich zartblau über der wogenden dunklen See.
    Tania sah ihren Schatten nach Westen fallen und spürte eine plötzliche Wärme im Nacken. Als sie sich umblickte, war die Sonne über die Bergkuppe gestiegen und überflutete die Welt mit einem harten weißen Licht, so gleißend, dass ihr die Augen davon tränten.
    Dann spürte sie Edrics Hand in ihrer. »Hier«, murmelte er und zeigte nach unten. »Siehst du das?«
    Das Sonnenlicht tanzte und funkelte auf dem Wasser, aber alles, was Tania wahrnahm, war eine gewaltige Bewegung, zu mächtig für eine bloße Well e – dort hinten, weit, weit draußen auf dem Meer.
    »Sie kommen«, wisperte Cordelia, die neben ihr stand. »Bei allen gütigen Wassergeister n – seht nur, wie sie herbeischwimmen!«
    Die Bewegung an der

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