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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Hüter des Schwarzen Eilands‹«, erwiderte Hopie.
    »Der Legende nach sind diese Wesen seit urdenklichen Zeiten mit Ynis Maw verbunden«, fügte Lord Brython hinzu. »Und zudem sollen sie die Bewahrer eines uralten Geheimwissens sein.«
    Hopie blickte ihre Schwestern an. »Wenn euch jemand bei eurer Aufgabe helfen kann, unseren Vater zu befreien, dann ist es dieses wilde Volk, auch wenn es wunderlich und gefährlich ist.«
    Zara betrachtete den Wandteppich genauer. »Aber kann das denn wahr sein? Und falls diese Wesen jemals existiert haben, wer sagt uns denn, dass ihre Nachfahren tatsächlich noch irgendwo im rauen Norden hausen?«
    »Es gibt viele seltsame Geschöpfe in den Bergen von Prydein«, sagte Edric. »Im Herzogtum Weir wagt sich kaum jemand über den Lych hinaus, und selbst das Volk von Caer Circinn in Minnith Bannwg hält sich an den östlichen Ufern.«
    »Vierundzwanzig Meilen Bergland liegen zwischen uns und dem direkten Weg nach Norden«, warf Cordelia ein. »Und von dort bis Fidach Ren sind es noch über hundert Meilen. Wir müssen sofort aufbrechen, wenn wir auch nur die geringste Aussicht auf Erfolg haben wollen. Könnt ihr uns Essen, Wasser und Decken für die Reise mitgeben und vielleicht auch ein paar frische Pferde?«
    »Ihr könnt nicht aufbrechen, ohne wenigstens eine Nacht geschlafen zu haben«, protestierte Hopie.
    »Und warum wollt Ihr den mühseligen Landweg nehmen?«, sagte Lord Brython. »Eines der Schlangenboote liegt noch am Strand, Ihr könntet damit an der Küste entlang gen Norden segeln. Und wir geben Euch ein paar vertrauenswürdige Seeleute mit auf den Weg.«
    Zara lächelte und ihre blauen Augen leuchteten. »Seeleute, sagt Ihr? Nein, lieber Schwager, wir brauchen keine Seeleute. Zeigt mir einen großen, nach Norden gerichteten Felsen, auf dem ich stehen kann, und ich werde mit meinem Gesang einen Wal heraufbeschwören, der uns nach Fidach Ren geleitet.«
    »Und ich werde ihm die Wichtigkeit unseres Auftrags klarmachen«, fügte Cordelia eifrig hinzu. »Die Wale in diesen Gewässern sind edle Tier e – ich zweifle nicht daran, dass eines von ihnen uns helfen wird. Auf nach Norden, Schwestern!«
    »Dennoch könnt Ihr nicht aufbrechen, ohne zu rasten«, sagte Lord Brython. »Lasst Euch ein warmes Bad richten und schlaft eine Nacht in unseren Mauern, ehe Ihr die Segel setzt.«
    »Wohlan«, sagte Cordelia mit funkelnden Augen. »Aber wir brechen im ersten Morgenlicht auf!«

XIII
    T ania erwachte von Edrics Stimme. Er saß über sie gebeugt, das Gesicht von einer Kerze erleuchtet, die in einer Laterne aus schimmerndem, durchsichtigem Perlmutt brannte. Der Raum dahinter lag in tiefer Dunkelheit und die Luft war erfüllt von Meeresrauschen.
    »Wie spät ist es?«, murmelte Tania schlaftrunken. »Ist der Morgen schon da?«
    »Gleich wird es dämmern«, erwiderte Edric.
    Tania setzte sich auf und rieb sich die Augen. »Lass mir noch ein paar Sekunden Zeit.«
    Edric wartete vor dem Zimmer draußen, während Tania sich Wasser aus einer großen Muschelschale ins Gesicht spritzte und sich dann anzog. Ihre Reisekleider waren über Nacht gewaschen und getrocknet worden.
    »Hast du gut geschlafen?«, fragte Edric, während sie die lange Wendeltreppe hinabstiegen.
    »Wie ein Stein«, sagte Tania und nahm seine Hand. »Und du?«
    Edric nickte. »Ich auch. Aber es war ein komisches Gefühl, als ich aufgewacht bin und nicht als Erstes in dein Gesicht sehen konnte. Irgendwie hatte ich mich daran gewöhnt«, fügte er grinsend hinzu.
    Tania blieb stehen. »Ich auch«, erwiderte sie und blickte ihm tief in seine warmen braunen Augen. »Wenn doch nu r …«
    »Wenn was?«, fragte Edric leise und zog sie an sich.
    »Wenn wir doch nur mehr Zeit miteinander gehabt hätten, bevor das alles passiert ist. So kommt es mir vor, als ob wi r … als ob wir gar nichts voneinander gehabt hätten, verstehst du? Aber das ist mal wieder typisc h – kaum verliebe ich mich, womm! Schon geht die Welt unter.«
    »So schnell geht die Welt nicht unter«, sagte Edric grinsend und strich ihr übers Haar. »Wenn du mich fragst, hat der Hexenkönig keine Chance gegen uns beide. Der Typ ist jetzt schon Hackfleisch.«
    Tania drückte lachend seine Hand. »Worauf du dich verlassen kannst.«
    Dann küssten sie sich, und einen flüchtigen Augenblick glaubte Tania beinahe, dass es wahr sein könnte.
    »Ich liebe dich so sehr«, flüsterte Edric. »Und meine Liebe ist stärker als die Macht des Hexenkönigs. Nichts und niemand

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