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Die dunkle Schwester

Die dunkle Schwester

Titel: Die dunkle Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Mündungsgebiet der Tamesis ein«, gab Hopie zu bedenken. »In Fortrenn Quay ist das Wasser so tief, dass dort Hunderte von Schiffen ankern können.«
    Dann erzählten die Besucher, was sie in den letzten Wochen erlebt hatten, sowohl in der Welt der Sterblichen als auch im Elfenpalast.
    »Wir mussten den schwarzen Bernstein loswerden, sonst hätten uns die Hunde erwischt«, erzählte Tania schließlich. »Und irgendwie war ich so durchgedreht, dass ich den Beutel mit dem Metall vergessen hab e – dem Isenmort, meine ich.« Verzweifelt blickte sie Hopie an. »Und wir brauchen doch den schwarzen Bernstein und das Isenmort, um den König zu retten. Aber jetzt ist unser Plan im Eimer, und zwar total.«
    »Ich habe sie hierhergeführt, weil ich hoffte, dass ihr einen kleinen Bernsteinvorrat besitzt«, fügte Cordelia hinzu. »Der Legende nach war das einst der Fall.«
    »Ach, was gäbe ich darum, wenn Ihr Recht hättet«, seufzte Lord Brython. »Aber wir haben nichts. Zwar ist es richtig, dass einst alle großen Burgen im Elfenreich einen solchen Schatz besaßen, doch wurde er längst fortgebracht. Wusstet Ihr das nicht, Mylady? Der schwarze Bernstein, der die Kronen von Oberon und Titania schmückt, stammt von den zehn Caers.«
    »Nein, das wusste ich nicht«, sagte Cordelia betroffen. »Dann habe ich uns in die Irre geführ t – wie töricht von mir!«
    »Nein, liebe Schwester, das hast du nicht«, sagte Hopie. »Denn wäret ihr nicht zur rechten Zeit gekommen, so würden jetzt vielleicht die verfluchten Kreaturen von Lyonesse in diesen Räumen tafeln.« Lächelnd fügte sie hinzu: »Das Schicksal webt seine Netze auf wundersame Weise, um seine verborgenen Ziele zu erreichen.«
    »Du sprichst wie Sancha, wäre sie hier«, sagte Zara. »Und du hast Recht: Edens Wunschperle hat in der Tat Caer Kymry und alle seine Bewohner gerettet, doch bringt uns das der Erfüllung unserer Aufgabe keinen Deut näher. Wie sollen wir jetzt unseren Vater aus Ynis Maw zurückholen?«
    Hopie runzelte die Stirn und saß einen Augenblick schweigend da. »Der Wandteppich von Fidach Ren könnte die Antwort enthalten«, sagte sie schließlich. »Kommt, ich will es euch zeigen.«
    Tania und die anderen folgten Hopie in einen zweiten Raum, der kleiner war als der erste und fensterlos. Nur Kerzenlicht erhellte ihn. An einer Wand hing ein Wandteppich. Tania betrachtete ihn staunend. Das Elfenreich war ein zeitloser Ort, und sie war es gewöhnt, von Wesen und Gegenständen umgeben zu sein, die seit Jahrtausenden existierten, aber der Wandteppich war das Erste hier, das nicht nur uralt war , sondern auch so aussah.
    Der Stoff war völlig zerschlissen und an den Rändern ausgefranst, und die Farben waren zu stumpfen Brauntönen verblasst, sodass es eine Weile dauerte, bis Tania das Bild erfasste. Nach langem Hinsehen trat eine stark stilisierte Landschaft hervor oder vielmehr eine Felszunge, die ins grüne Meer hinausragte. Am dunstigen Horizont zeichnete sich eine dunkle Silhouette ab, wie von einem schroffen Berggipfel, der aus dem Wasser ragte. Aber etwas anderes erregte Tanias Aufmerksamkeit. Etwas, das durch die Luft schwirrte. Geflügelte Wesen. Sie trat näher heran, um die fliegenden Gestalten genauer zu betrachten. Was war das? Vielleicht Insekte n – Riesenlibellen oder etwas in der Art? Nein, doch nicht.
    Tania zog die Luft ein. Die schlanken Wesen waren fliegende Elfen. Keine Elfenkinder, sondern Erwachsene mit durchsichtigen Flügeln an den Schultern. Tania dachte an die Flügel, die ihr im Krankenhaus aus dem Rücken gewachsen waren. Sie hatte nie vergessen, wie atemberaubend schön das Gefühl zu fliegen gewesen war. Als sie jetzt diese Szene auf dem Wandteppich sah, krampfte sich ihr Herz zusammen, als habe sie einen schrecklichen Verlust erlitten.
    »Der Wandteppich ist unvorstellbar alt«, begann Hopie, und ihre Stimme wurde zu einem ehrfürchtigen Raunen. »Er zeigt Fidach Ren im fernen Norden von Prydein, die Insel im Meer ist Ynis Maw.«
    »Ynis Maw?«, wiederholte Tania. »Das ist doch der Ort, an dem Oberon gefangen gehalten wird.«
    »Was sind das für fliegende Wesen?«, fragte Zara.
    »Um den Wandteppich herum verläuft eine Schrift«, erklärte Hopie. »Es sind Worte in einer uralten Sprache, einige sind noch entzifferbar. Die Schrift erzählt von einem uralten Geschlecht, das in der Wildnis von Fidach Ren lebte und die Karken von Ynis Maw genannt wird.«
    »Was bedeutet der Name?«, fragte Tania.
    »Er bedeutet ›Die

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