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Die dunkle Seite der Dinge

Die dunkle Seite der Dinge

Titel: Die dunkle Seite der Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Reitz
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Alten konfrontiert.
    „ Wo ist Mike?“
Misstrauische Blicke nagelten ihn regelrecht am Boden fest. Im
Zusammenspiel mit den winzigen Augen bildete das Muster auf der
geblümten Kittelschürze einen spektakulären Kontrast.
Der Stoff der großgemusterten Schürze spannte sich über
einen eindrucksvollen Bauch, welcher das bunte Gewebe so weit in die
Höhe hob, dass Wellinger die nackten Beine unter dem Saum
erblicken konnte. Wenn das nicht Wilma war, würde er einen Besen
fressen. Er setzte sein freundlichstes Lächeln auf und machte
einen Schritt auf sie zu.
    „ Ich habe gefragt, wo Mike
ist!“, schnauzte die Alte ihn jedoch unbeeindruckt an.
    Wellinger blieb stehen. Sein
Lächeln verschwand.
    „ Bist du taub oder was?“
    „ Hallo Wilma“,
erklang es aus dem Nebenzimmer.
    „ Ah, Franziska, du bist
auch da. Gut, dann nimm jetzt endlich das Vieh und sag Mike, dass er
sich auf eine Tracht Prügel gefasst machen kann, wenn ich ihn in
die Finger bekomme. Lässt einfach das Vieh allein. Ich sage ja
immer, dass alles mit vier Beinen in der Wohnung nichts zu suchen
hat, aber auf mich hört ja keiner und anschließend kümmern
sie sich nicht darum. Seit drei Tagen hockt der Kater nun schon bei
mir in der Wohnung und frisst mir die Haare vom Kopf.“
    „ Der Kater sollte sich
lieber um die Haare an deinen Beinen kümmern“, dachte
Wellinger. Sein eigener Sarkasmus beschämte ihn nicht im
geringsten.
    „ Oh Wilma, wie schön.
Du hast auf Mister Frizzle aufgepasst. Ich habe ihn schon gesucht.“
    Erst jetzt sah Wellinger einen
Kater, der bedingungslos in den massigen Armen der Alten
kapitulierte. Das schmutzig, gefleckte Fell des Tieres war mit der
scheußlich gemusterten Kittelschürze eine schlammige
Symbiose eingegangen. Franziska beugte sich vor. Misstrauisch beäugte
der Kater die Ärztin. Sein Schwanz zuckte nervös. Plötzlich
fauchte er und hieb mit der Tatze nach ihrem Gesicht.
    Wellinger fuhr erschrocken
zusammen, doch Franziska erhob sich lächelnd. „Typisch
Mister Frizzle, der olle Chauvinist. Er hasst Frauen bis in den Tod.“
    Mit einem weiteren
eindrucksvollen Fauchen zwang sich der Kater aus den
besitzergreifenden Armen der Nachbarin und sprang auf den Boden. Im
Nu nahm er Reißaus und flüchtete unter das Sofa.
Verwundert stellte Wellinger fest, dass das Tier nur drei Beine
hatte, damit aber genauso behände umzugehen vermochte, als hätte
es noch gar nicht bemerkt, dass ihm das linke Hinterbein fehlte.
    „ Sie sagten doch, dass
nichts mir vier Beinen in der Wohnung zu suchen hat. Er hat ja nur
drei, dann geht das wohl in Ordnung.“
    „ Hat der nen Clown
gefrühstückt oder was?“ Wütend wandte sich Wilma
an die Ärztin und würdigte den Kommissar keines weiteren
Blickes. „Ich sage dir, so geht das nicht, Mädchen. Die
ganze Nacht hat der Kater maunzend vor der Wohnungstür gesessen,
aber es war niemand da, der sich um ihn gekümmert hat. Kein Auge
habe ich zugetan. Dann hatte ich die Schnauze voll und habe ihn zu
mir in die Wohnung geholt.“
    „ Wann war das, Wilma?“,
verlangte Franziska zu wissen.
    „ Na, vor drei Tagen. Sagte
ich das nicht bereits? Und seitdem sitzt der Kater bei mir. Geht man
so mit einem Tier um? Egal, ob es nun drei oder vier Bein hat.“
Ein wütender Blick traf Wellinger.
    „ Vor drei Tagen, sagst du?
    „ Mensch ja, hörst du
mir nicht zu? Das war Sonntagabend. In der Nacht davor war ja das
Rambazamba in der Wohnung. Also ich muss schon sagen, dein Bruder
könnte gefälligst ein wenig rücksichtsvoller sein,
wenn er mit einem seiner Flittchen nach Hause kommt.“
    „ Was meinen Sie mit
Rambazamba?“, mischte sich Wellinger in das Gespräch ein.
    Die Nachbarin glotzte ihn an.
„Wie soll ich das schon meinen? So, wie ich es gesagt habe. Ich
war ja auch mal jung und weiß, wie es beim Sex zugehen kann.“
    Wellinger kratzte sich am Kopf.
Nein, das Bild, welches sich gerade in sein Hirn brannte, musste er
ganz schnell wieder loswerden.
    „ Richtig zur Sache ist es
gegangen, sag ich euch“, fuhr Wilma unbeirrt fort. „Sachen
sind umgefallen und dann dieses Stöhnen. Ich wollte mich
eigentlich auch bei Mike beschweren, aber am nächsten Tag hat er
einfach nicht auf mein Klingeln reagiert. Der schläft seinen
Rausch aus, habe ich gedacht und daraufhin erst recht Sturm
geklingelt. Da nehme ich doch keine Rücksicht drauf. Hat er
schließlich auch nicht getan, aber er war wohl noch zu
weggetreten, um die Tür zu öffnen. Also bin ich wieder in
meine Wohnung

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