Die dunkle Seite der Dinge
zurück. Kurze Zeit darauf hörte ich den Kater
im Flur maunzen. Der muss irgendwie ins Treppenhaus gelaufen sein.
Wieder habe ich bei Mike geklingelt, doch es war totenstill in der
Wohnung. Der Kater hat den ganzen Tag und die halbe Nacht vor der Tür
gehockt und gejammert. Also habe ich ihn mit einer Frikadelle in
meine Wohnung gelockt. Ich mache die besten Frikadellen der ganzen
Südstadt, ach was sage ich, von ganz Köln und es ist eine
Schande, sie an den räudigen Kater zu verfüttern, aber ich
konnte ihn ja schlecht verhungern lassen. Er darf nämlich nicht
raus, weil er ein Krüppel ist und jetzt hockt das Vieh schon
seit Tagen in meiner Wohnung, frisst mir die Haare vom Kopf und
scheißt in die Ecke. Wenn ich Mike in die Finger bekomme, kann
der was erleben.“ Von ihrem Redefluss erschöpft, japste
sie gierig nach Luft.
„ Mike hätte Mister
Frizzle niemals allein gelassen. Er hätte sich darum gekümmert,
dass er versorgt ist“, wandte sich Franziska an den Kommissar.
„Ich bin mir nun absolut sicher, dass ihm etwas zugestoßen
ist.“
Wilma, die ihren Worten gelauscht
hatte, versuchte an ihnen vorbei in die Wohnung zu spähen.
„ Sind sie sicher, dass es
sich bei den Geräuschen, die sie vernommen haben, um
Liebesgeräusche gehandelt hat?“ Wellingers Wangen überzog
eine leichte Röte.
Überrascht blickte Wilma zu
ihm auf, dann keifte sie los. „Liebesgeräusche? Das habe
ich nie behauptet! Ich habe gesagt, es hörte sich nach Sex an!“
Verlegen blickte er auf den
Boden. „Na ja, Liebesgeräusche oder Sexgeräusche, das
ist doch irgendwie dasselbe.“
„ Blödsinn“,
kommentierte Wilma seine Behauptung. „Das hat überhaupt
nichts miteinander zu tun.“ Sie schüttelte den Kopf und
betrachtete den großen Mann, der mit seiner Narbe im Gesicht
wie ein Zuhälter auf sie wirkte. Sicherlich hatte er das Ding
bei einer Schlägerei um eine Frau verpasst bekommen. Die Kerle
waren doch alle gleich.
„ Ich meinte ja nur“,
hob der Kommissar noch einmal an. „Kann es nicht sein, dass es
sich bei dem Lärm, den Sie aus der Wohnung vernommen haben, um
Kampfgeräusche gehandelt haben könnte?“
„ Kampfgeräusche!
Sexgeräusche! Ist doch Jacke wie Hose. Das macht keinen großen
Unterschied“, gab die Alte schnippisch zur Antwort und
Wellinger wäre am liebsten im Erdboden versunken. Nein, er gab
lieber auf.
„ Wilma, du sagst, das war
Samstagnacht. Hast du danach nicht doch noch etwas von Mike gehört?“
Hoffnungsvoll schaute Franziska die Alte an, deren Misstrauen nun von
ungebremster Neugierde überrannt wurde.
„ Nein, hab ich doch schon
gesagt. Ich hätte es mitbekommen, wenn dein Bruder noch einmal
zu Hause gewesen wäre. Was ist denn los?“
Aber sowohl die Ärztin als
auch der Kommissar blieben ihr die Antwort schuldig.
„ Was ist jetzt mit dem
Kater? Bei mir kann er nicht bleiben“, setzte sie beleidigt
nach.
„ Du musst ihn nehmen.“
Franziska sah Wellinger bittend an, dann zeigte sie auf Mister
Frizzle, der sich auf leisen Pfoten herangeschlichen hatte. Ausgiebig
schnupperte der Kater an Wellingers Schuhen. Der Kommissar versuchte,
ihn mit dem Bein fortzuschieben.
„ Bitte, du musst ihn
nehmen. Ich befürchte, er braucht ein neues Zuhause.“
„ Nein!“, platzte
Wellinger heraus, weniger davon überzeugt, dass der Kater ein
neues Domizil benötigte, als dass er sich wehren müsste,
diesen seltsamen Untermieter zu beherbergen.
„ Aber ich kann ihn nicht
nehmen“, beharrte Franziska. „Mister Frizzle hasst
Frauen. Er ist überzeugter Chauvinist und kann uns nicht
ausstehen. Du hast es doch selbst gesehen, aber dich scheint er
irgendwie zu mögen.“
„ Ich hab eine
Katzenhaarallergie.“
„ Hast du nicht!“
„ Doch, wirklich! Es wird
ganz schlimm. Rote Augen, triefende Nase und so.“
„ Nein, du lügst!
Vergiss nicht, dass ich Ärztin bin. Ich kenne mich damit aus. Du
würdest schon längst eine Reaktion zeigen, wenn dem so
wäre.“
Suchend lief sie durch die
Wohnung. Kurz darauf kehrte sie mit einem Katzenkorb und einer
Katzentoilette bewaffnet ins Zimmer zurück. „Es ist alles
da. Nun mach schon! Wer weiß, was er gesehen hat.“
„ Er wird mir kaum erzählen
können, was vorgefallen ist“, verteidigte Wellinger sein
Zuhause vor dem unsympathischen Eindringling.
„ Wenigstens fürs Erste
kannst du ihn doch zu dir nehmen, bis ich eine andere Lösung
gefunden habe.“
Unbehaglich betrachtete Wellinger
den Kater, der in der Zwischenzeit auf das
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