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Die dunkle Seite des Mondes

Die dunkle Seite des Mondes

Titel: Die dunkle Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sagte Charity und warf einen Blick auf das Kameraauge an der Frontseite. »Wir brauchen einen intelligenten Zünder.« »Ich kann Sie vermutlich nicht davon überzeugen, mich aus dem Spiel zu lassen«, vermutete der Würfel. »Sie könnten die Bombe selbst zünden. Sie sind mindestens so sorgfältig und zuverlässig wie ich, Captain.« »Danke für die Blumen«, sagte sie ernsthaft. »Ich befürchte nur, menschliche Reflexe sind einfach zu langsam. Die Schockwellen sind anscheinend sehr unterschiedlich, und es besteht die Gefahr, daß das Feld zusammenbricht, bevor ich die Explosion auslösen konnte, oder daß der Transmitter mich mitsamt der Bombe einfach verschluckt.« »Sie haben zu wenig Selbstvertrauen«, erwiderte TACCOM 370/98 ohne Überzeugung. »Sonst noch irgendwelche Argumente?« »Ich will nicht.« »Tut mir leid«, sagte Charity noch einmal. »370/98, wir haben keine Zeit für Diskussionen.« »Was wollen Sie machen?« erkundigte sich der Würfel neugierig. »Ein Disziplinarverfahren einleiten? Mich vor ein Kriegsgericht stellen?« Skudder beugte sich zu ihr herüber. »Hör bitte mit dem Unfug auf«, sagte er. »Na schön«, sagte Charity. »Das werden wir ja sehen.« »Was haben Sie vor?« fragte 370/98 argwöhnisch. Sie grinste in seine Kamera. »Ganz egal, wer die Bombe zündet, du wirst auf jeden Fall in der Nähe sein«, sagte sie. »Harris, Dubois, nehmen Sie die verdammte Bombe. Wir müssen irgendwie zurück zu den Transportbändern. Von hier oben kommen wir nie unbemerkt in die Halle hinunter.« »Wir könnten es trotzdem von hier aus tun«, sagte Skudder ruhig. Charity sah ihn an. Er meinte es ernst, und es sah so aus, als wenn er gründlich darüber nachgedacht hätte. »Kommt nicht in Frage«, sagte sie. »Ich will wenigstens ein paar von uns mit heiler Haut hier herausbringen.« Die Transportbänder waren noch immer in Bewegung, als sie durch eine Seitentür in den Tunnel gelangten. In unregelmäßigen Abständen wurde eines der Bänder für eine gewisse Zeit angehalten, vermutlich, damit die Moroni-Ameisen Gelegenheit hatten, das Ende des Bandes an eine andere Stelle umzudirigieren. Harris hatte die Verkleidung der Bombe geöffnet und untersuchte die Bedienungselemente. »Die Funkanlage ist hinüber«, sagte er. »Nichts mehr zu machen, TACCOM.« »Die Unterstellung, daß ich …« begann der Würfel. »Ausgabe unterbrechen«, befahl Charity knapp. »Ich denke gar nicht daran«, versetzte der Computer widerborstig. »Ich bin Regierungseigentum und repräsentiere einen Wert von mehreren Millionen Währungseinheiten, inflationsbereinigt und bezogen auf die Kurslage vor der Invasion. In der gegenwärtigen Marktsituation dürfte sich mein Wert inzwischen vervielfacht haben.« »Schick mir die Rechnung«, meinte Skudder müde. »Wußten Sie eigentlich, daß mich eine Regierung aus rechtlichen Gründen nicht versichern kann?« erkundigte sich der Würfel hartnäckig. »Die Anschlüsse für externe Kontrolle sind intakt«, meldete Harris, nachdem der Selbsttest der Bombe abgeschlossen war. »Ich könnte ihn sofort anschließen.« Skudder und Charity wechselten einen besorgten Blick. »Tun Sie es«, entschied Charity. »Dieser elektronische Feigling wird uns schon nicht vor der Zeit in die Luft jagen.« »Feigling?« empörte sich der Würfel. Charity löste den Helm aus der Halterung und setzte ihn auf, ließ das Visier aber offen. Sie nahm das Gewehr von der Schulter, schloß es an ihren Anzug an und entsicherte es. Skudder und Dubois taten es ihr nach. »Wenn ich mit einem Gewehr herumlaufen könnte, würde ich mich auch sehr stark fühlen«, spottete TAC-COM 370/98. »Du hast sogar eine eigene Bombe«, versetzte Harris und stand auf. Ein Kabel verband den Würfel mit den Bedienungselementen der Bombe, und Harris hatte ihn mit zwei Streben provisorisch an der Bombenhülle befestigt. »Wir sind soweit.« »Sie verstoßen gegen Paragraph 69 und 73 der Dienstvorschriften bezüglich Einsatz datenverarbeitender Geräte …« begann der Würfel von neuem. Dubois und Harris hoben ihn mitsamt der Bombe auf das stillstehende Förderband vor ihnen. »Verteilt euch«, sagte Charity. »Kein Sprechfunk, und nicht schießen, solange es nicht unbedingt notwendig ist. Ich bleibe bei der Bombe.« »Toll«, sagte der Würfel lustlos. Das Förderband setzte sich in Bewegung, gerade als Skudder und sie auf den Schutt hinaufgeklettert waren. »Sie werden nicht lange

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