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Die dunkle Seite des Ruhms

Die dunkle Seite des Ruhms

Titel: Die dunkle Seite des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Er wurde Trinker und lebte nur noch vom verlassenen Ruhm. Seine herrliche Stimme allerdings verging langsamer als sein Körper. Heute wollte er noch einmal das Lied an den Abendstern aus Wagners ›Tannhäuser‹ singen.
    »Man wartet auf euch, ihr Schönen!« sagte er mit seiner rundum in Ton eingebetteten Bühnenstimme. »Jérome rennt herum wie ein geköpfter Hahn. Ohne euch kann die Party ja nicht anfangen. Außerdem – muß das sein? Diese Combo? Diese Knickebeinmusik! Mir wird übel davon! Michail Tschassnow hat vorgeschlagen, daß er sich gleich an den Flügel setzt und einen flotten Liszt spielt. Er macht schon seine Finger weich.«
    Croix demonstrierte, wie Tschassnow seine Hände gegeneinanderdrückte und bis zum Gelenkknacken wegbog, lachte und warf die Tür wieder zu.
    »Hast du einen Geliebten?« fragte Lora mit spröder Stimme.
    »Ja.«
    »Du lieber Himmel, und keiner weiß das!« Lora starrte Felicitas betroffen und voll Mißtrauen zugleich an. »Das sagst du so daher?«
    »Nur zu dir, meine liebe Lora.« Felicitas Lächeln war eine abgrundtiefe Gemeinheit in Loras Augen. Sie spürte, wie ihre Nerven wieder zu flimmern begannen. »Ich weiß, daß du darüber schweigen wirst. Und wenn nicht … ich habe nie mit dir darüber gesprochen. Ein Dementi von mir ist glaubhafter als tausend Vermutungen.«
    Die Tür wurde aufgerissen. Ballister stürzte ins Zimmer. Er sah aus, als wackele das ganze Haus unter einem Erdbebenstoß. »Hier seid ihr!« rief er. Sein Blick traf Felicitas nur für einen Bruchteil einer Sekunde, aber er genügte, um seine Sorge auf Felicitas auszustrahlen. »Die Gäste stehen herum und saufen vor Langeweile. Edward Pemm hat bereits den dritten schweinischen Witz erzählt. Ihr müßt kommen.«
    Felicitas nickte und faßte die etwas steif gewordene Lora unter. Wenn Pemm mit Witzen begann, war höchste Gefahr im Verzug. Edward Pemm war ein begabter Regisseur, vor allem für Klassiker, speziell für Shakespeare. Nicht weil er Shakespeare besonders verehrte, sondern weil Shakespeare – Originalton Pemm: – »so herrliche Flüche und ausgrabenswürdige Sauereien geschrieben hat, die kaum einer kennt!«
    »Wir hatten ein interessantes Gespräch, Jérome«, sagte Felicitas, als sie mit Lora an ihm vorbeiging. »Lora wollte wissen, ob ich einen Geliebten habe. Ich habe natürlich keinen. Ist es so, Lora?«
    Lora Ballister nickte. Ihre Stimme erstickte in der Kehle. Sie wurde rot im Gesicht, riß sich von Felicitas los und betrat den Saal mit dem bezauberndsten Bühnenlächeln.
    Die Gäste klatschten anerkennend.
    Im Hintergrund sagte Arthur Darkster zu Rosa Saunders, nahe an ihr kleines Ohr gebeugt: »Verdrücken wir uns nach draußen. Hier wird's gleich stinklangweilig. Tschassnow geht zum Klavier. Die Wohltätigkeitspforten werden geöffnet.«
    Es gibt – unter anderem – zwei Dinge, die man lassen sollte: Ein Mädchen in einen dunklen Park locken, wenn deren Freund ein Halbschwergewichts-Boxer ist, und über alle Maßen schreckhaft sein, wenn man mit Außergewöhnlichem konfrontiert wird. Das hört sich nach zwei grundverschiedenen Dingen an, aber bei Arthur Darkster fielen sie zusammen.
    Red Cummings, der Student der Medizin, war natürlich nicht für wert befunden worden, an Loras Party teilzunehmen. Sie kannte ihn überhaupt nicht, und auch Felicitas wußte nur von ihm, daß er mit ihrer Tochter befreundet war, ein paarmal mit ihr Tennis gespielt und getanzt hatte und sie dann nach Hause brachte. Gesehen hatte sie ihn noch nie. Wenn sie Rosa danach fragte, bekam sie meist die Antwort: »Na ja, ein netter Boy. Mutti, wir wollten doch …«, und das Gespräch glitt sofort in andere Bahnen und entfernte sich weit von Red Cummings.
    Verliebte, die nicht dort eingeladen werden, wo ihr Mädchen tanzt, sind von Natur aus mißtrauisch. Cummings machte darin keine Ausnahme, auch wenn er bereit war, jedem die Zähne einzuschlagen, der an Rosas Treue auch nur mit einem Seufzer zweifelte. Das hielt ihn aber nicht ab, gerade heute einen Bewacherposten zu beziehen und das Haus der Ballisters von hinten, durch den Park zu betreten. Er benutzte dazu eine Klappleiter, mit der er die zwei Meter hohe Lorbeerhecke überstieg, auf der anderen Seite hinuntersprang und erst beim Auftreffen jenseits der Sperre seine Fehlplanung erkannte: Der Rückweg war ungleich schwerer, denn die Leiter lehnte ja draußen an der Hecke! Immerhin hatte er in dem großen Park Gelegenheit genug, Posten zu beziehen und Rosa im

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