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Die dunkle Seite des Ruhms

Die dunkle Seite des Ruhms

Titel: Die dunkle Seite des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ich wurde angegriffen und sollte der nächste sein! Unter uns ist ein Mörder! Ein Wahnsinniger!« Er sah hinüber zu Rosa, die neben Felicitas stand. »Das stimmt doch, Rosa?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie, senkte den Kopf, begann zu schluchzen und preßte ihr Gesicht an Felicitas Brust.
    Die Mordkommission traf bereits zwanzig Minuten später ein.
    Ein forscher Lieutenant verkündete ermutigend: »Sie alle sind verdächtig!«, der Polizeiarzt untersuchte die Leiche, nachdem man sie im Teich fotografiert und dann aus dem Wasser gezogen hatte. Das Ergebnis war eindeutig: Mord durch Erwürgen mit einem Strick. Erst nach diesem qualvollen Tod hatte man Tito Varone in den Teich geschleift. Ein Motiv konnte keiner nennen. Varone lebte sehr zurückgezogen, ernährte sich von den Prozenten an seinen noch immer verkaufbaren Opernplatten, sang ab und zu in Kindersendungen das Sandmännchen – allerdings ohne Namensnennung, denn dieser Niedergang war nicht zu verkraften. Stundenlang hatte er vor dem Plattenspieler gesessen und die Aufnahmen aus seiner Glanzzeit angehört. Dann hatte er zum Vergleich die neuen Sänger aufgelegt, mit den gleichen Arien, und war glücklich, wenn er sagen konnte: »Gegen mich singen die heute wie früher unsere Buffos.« In den letzten Jahren soff er und beendete solche Stimmvergleiche immer in völliger Trunkenheit.
    Nein, Feinde hatte er nicht. Nur Bemitleider. Und einige sarkastische Freunde, wie Croix. Warum sollte man Tito Varone umbringen?
    Der Lieutenant veranstaltete einen Vorzeigemarsch. Jeder von Ballisters Gästen mußte an ihm und zwei Sergeanten vorbei, seine Beine heben und seine Schuhe zeigen. Es stellte sich heraus, daß alle einwandfrei saubere Schuhe trugen bis auf Rosa Saunders und Arthur Darkster. Ihn aber hatte man selbst überfallen, er hatte den Toten entdeckt und sogar um Hilfe geschrien. Das war ihm jetzt peinlich, es paßte nicht zu dem Bild eines Journalisten, der von sich erzählte, er habe sich in Alaskas Wildnis sechs Wochen allein durchschlagen müssen, bis er auf Menschen traf.
    Weit nach Mitternacht fuhren die Gäste weg. Die Party war geplatzt, die Wohltätigkeit erst gar nicht zum Sammeln gekommen. Das kalte Buffet allerdings war weitgehend geräumt worden, und auch der Alkoholvorrat hatte große Lücken. Tito Varone wurde in einem runden Zinksarg weggetragen. Er hatte so nie sterben wollen. In einem Interview gab er einmal seine Sehnsucht preis: »Wenn es möglich wäre, möchte ich Gott bitten« – hatte er gesagt –, »daß er mich zu sich nimmt, während ich als erschlagener Siegfried unter Wagners herrlichem Trauermarsch von der Bühne getragen werde …«
    Jetzt war es eine Zinkwanne mit Deckel.
    Auf die Publicity, die Ballister in den nächsten Tagen erfuhr, hätte er gern verzichtet. Der Begriff von der ›Mord-Party‹ wurde zum geflügelten Wort in New York. Mit einer Wonne ohnegleichen stürzten sich die Journalisten der Presse auf ihren Kollegen vom verhaßten Fernsehen. Die Party wurde gerupft wie eine Mastgans, die Gästeliste allein gab Anlaß zu Erinnerungen an die großen alten Künstler – man hatte endlich wieder einen Stoff, von dem man wochenlang leben konnte. Durch Mord aufgeblühte Nostalgie. Wenn das nicht die Leser beim Morgenkaffee in Stimmung brachte!
    Geradezu gespenstisch wurde es, als Präsident Hunters schon am zweiten Tag nach dem Party-Mord Ballister zu sich rufen ließ und zu ihm sagte:
    »Jérome, da hat mich Pemm auf eine Idee gebracht …«
    »Ausgerechnet Pemm!« sagte Ballister sauer. »Nicht mein Ressort, aber ich bin der Meinung, daß wir nun genug Shakespeare gebracht haben.«
    »Wer redet denn von dem alten Knaben aus England?« Hunters lachte hämisch. »Sie haben den besten Stoff seit langem geliefert: Pemm will aus Ihrer Killer-Party eine Serie machen. Leuchtet mir alles ein, was er sagt: Hinein ins volle Menschenleben! Dazu einen romantischen und einen sozialen Spritzer. Wenn man überlegt, was Lora an diesem Abend alles um sich versammelt hatte! Diese Schar von großen Knallern. Früher hätte so ein Programm kein Sender der Welt bezahlen können. Aber ACF macht es jetzt. Wir drehen alles nach, wie's bei dir war, Jérome! Wir lassen die alten Mädchen und Knaben noch mal alle in ihren Glanznummern auftreten, mit Rückblenden in ihr Leben. Und dann – rumbum – während Croix den Papageno singt, wird Varone an deinem Teich gekillt! Das gibt eine Szene, da kriegt Hitchcock eine Gelbsucht! Das Finale, das

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