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Die dunkle Seite des Ruhms

Die dunkle Seite des Ruhms

Titel: Die dunkle Seite des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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musterte die Gäste. Seine Gedanken konzentrierten sich auf die süße blonde Schönheit Rosa Saunders. Sie war durch Lora von ihrer Mutter getrennt worden und begrüßte einige Bekannte.
    Über die Tochter zur Mutter, dachte Darkster zufrieden. Das ist ein guter, normaler, gerader und ungefährlicher Weg. Und er kann mit Informationen gepflastert sein!
    Es war eine schlechte Idee, aber so etwas merkt man erst hinterher.

III
    Lora Ballister war von einer bestrickenden Freundlichkeit. Sie hatte Felicitas zum letzten Mal vor vier Monaten persönlich gesehen, auf dem Bildschirm natürlich öfter, das verpaßte sie nie. Und immer, wenn die Sendung mit der Saunders vorbei war, empfand sie eine unbändige Lust, ihr Glas mit Wein, das sie dabei trank, gegen das Fernsehgerät zu schleudern.
    Sie war eifersüchtig, warum es nicht zugeben? Welche Frau wäre es nicht? Sie hatte für Jérome Ballister ihre Karriere aufgegeben, wie sie immer erzählte, obgleich jeder in der Branche wußte, daß ihr strahlender Stern zum Zeitpunkt der Heirat bereits sehr im Dunkel verglomm. Sie hatte die Ehe als etwas Endgültiges betrachtet, getreu den Worten des Pfarrers, der von ›bis daß der Tod euch scheidet‹ geredet hatte, und sie war – wenigstens in den ersten Jahren ihrer Gemeinschaft mit Ballister – allen Anfechtungen, die man natürlich noch an sie herantrug, entgegengetreten und hatte sogar Jérome davon erzählt. »Stell dir vor, Jimmy Calander hat mir einen eindeutigen Antrag gemacht!« Oder: »Gestern kam O'Phaerson zu Besuch. Der verdammte Bursche hat mich doch an den Busen gefaßt.« Ballister lachte dann immer sein melodisches Lachen, nahm das alles nicht ernst, griff sich aber heimlich die Übeltäter und drohte ihnen Fausthiebe an. Einmal schlug er sogar zu, ausgerechnet beim Star der Fernsehserie ›Kommt Mama wieder?‹, dem schönen Phil Toppa. Zwei Drehtermine fielen dadurch aus, weil Toppa zwischen den Augen eine fulminante Beule trug, die auch der beste Maskenbildner nicht mit Fett und Puder überschminken konnte, ohne das Gesicht des schönen Phil völlig zu verändern.
    Man änderte daraufhin das Drehbuch von Szene zu Szene, ließ Toppa als Strohwitwer tolpatschig gegen eine Küchenschranktür knallen und hatte somit einen Grund, Toppa mit einem demolierten Gesicht sogar groß ins Bild zu bringen. Kritiker lobten später Phils große schauspielerische Leistung als beulentragender, verlassener Ehemann. Die Serie ›Kommt Mama wieder?‹ wurde ein großer Erfolg für ACF.
    Nur Präsident Hunters lud Ballister zu einem Drink in die Chefetage ein und sagte etwas säuerlich: »Jérome, ich möchte Sie bitten, das nächstemal dahin zu schlagen, wo's später keine Kamera sieht. Aber genau zwischen die Augen. Das ist der Produktion teuer geworden. Zwei Drehtage im Eimer, der Autor der Serie legt sich mit Magenkrämpfen ins Bett, weil er das Drehbuch mit dem dämlichen Türknall abändern sollte. Sie wissen ja, wie Autoren sind, sie kommen sich bei jedem Abänderungswunsch wie kastrierte Heilige vor, und dann Toppa selbst. Du lieber Gott! Ich war im Krieg als Pionier in Frankreich, habe die Invasion mitgemacht, habe die Halbinsel Cotentin mit gestürmt, da habe ich Verwundungen gesehen, daß sich einem der Magen rumdrehen konnte, aber das war nichts gegen Toppas Beule über der Nase! Toppa war der schwerverletzteste Mann, den es je gegeben hat! Jérome, bitte, das nächste Mal nur hinlangen, wo der Körper bedeckt bleibt.«
    Das waren noch Zeiten gewesen. Lora erinnerte sich an sie mit geradezu wollüstigem Schaudern. Damals war Ballister noch ein Ehemann, der nach seinem Dienst im Studio seinen Schreibtisch nicht eine Minute später als nötig räumte und in die Arme seiner Lora flüchtete. Siebzehn glückliche, herrliche Jahre, in denen Ballister vom Nachrichtensprecher über den politischen Kommentator und den stellvertretenden Unterabteilungsleiter für Show und Unterhaltung bis zum Chef der großen Abteilung AKTUELLES avancierte und zum Freund von Präsident Hunters wurde.
    Das änderte sich, als Felicitas Saunders, bislang freie Journalistin mit einer merkwürdigen Treue zu ACF ihren festen Vertrag unterschrieb und Mitglied des Star-Teams wurde, dessen Leitung natürlich auch Ballister hatte. Von da an, ganz allmählich, fast unmerkbar – ein Mediziner würde sagen: ausschleichend – bröckelte Ballisters tägliches Heimweh nach Lora ab. Natürlich hing das mit seinem erweiterten Aufgabenbereich zusammen,

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