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Die dunkle Seite des Ruhms

Die dunkle Seite des Ruhms

Titel: Die dunkle Seite des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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knöchernen Gerüst seines Gesichtes tickte noch der Schmerz. »Da hat mich doch einer niedergeschlagen.«
    »Ja«, sagte Rosa. Mehr gab es nicht zu kommentieren.
    »Ein Mann –«
    »Ja.«
    »Kannten Sie ihn? Haben Sie ihn erkannt?«
    »Nein! Es geschah alles so plötzlich. Er war auf einmal da, schlug zu, und war wieder weg. So schnell, daß man gar nichts erkennen konnte.«
    »War es ein Gast? Hatte er einen Smoking an?«
    »Mein Gott, ich habe nur Sie angesehen, wie Sie umfielen. Möglich, daß es ein Gast war!« Rosa griff diesen Gedanken mit Freuden auf. Er führte von Red weit weg. »Haben Sie einen Feind unter den Gästen?«
    »Ich kenne ja gar keinen! Ich bin zum erstenmal bei Loras Party.« Darkster versuchte aufzustehen, schaffte es nicht allein, und Rosa mußte ihn stützen. Dabei legte er beide Arme um ihren Hals und zog sich an ihr hoch. Der Anblick hätte ausgereicht, um Darkster zum Punchingball für Cummings zu machen. Als er endlich leidlich sicher stand, drückte er das nasse Taschentuch selbst an sein Kinn. »Wo haben Sie das Wasser her, Rosa?«
    »Zwölf Schritte links ist ein kleiner Teich. Hoffentlich stört es Sie nicht, daß in dem Wasser auch Frösche laichen.«
    »So verseucht kann gar kein Wasser sein, um mir jetzt nicht zu helfen.« Darkster bewegte sich vorsichtig vorwärts, setzte einen Schritt vor den anderen und empfand eine unbändige Sehnsucht nach Kühle und Nässe für sein Gesicht. Ein Teich, jubelierte es in ihm. Ein großer Fleck Wasser. Man kann den Kopf hineinstecken und die Wurst unter dem Kinn wegspülen. Hatte der Kerl einen Schlag! Das alles muß ein Irrtum gewesen sein, eine Verwechslung in der Dunkelheit, vielleicht ein Racheakt unter sonst guten Freunden, der aber daneben ging. Wer sollte ihn, den kleinen unbedeutenden Arthur Darkster, so rasend lieben, daß man ihn in die Sterne schickt?
    Der Teich war wirklich nahe, das Wasser schimmerte in der Dunkelheit, von Ballisters Haus her erklang Klaviermusik. Tschassnow spielte Liszt. Jeder hätte diese Stimmung romantisch genannt, wenn nicht Arthur in seiner Schreckhaftigkeit laut aufgestöhnt und dann Rosa zu sich herumgerissen hätte. Zu mehr war er nicht fähig, entnervt vom bereits Erlebten und Gespürten riß er den Mund auf und brüllte völlig unheldisch: »Hilfe! Hiiiilfe!«
    In dem Teich laichten nicht nur Frösche und schwammen Seerosen … auch ein Mensch lag darin. Er lag auf dem Rücken, die Beine noch am Ufer, den Kopf im flachen Wasser, sein Mund stand offen, die Augen quollen hervor, und als Darkster ihn entdeckte, schwamm im leichten Wind gerade eine Seerose auf den Toten zu und steuerte auf den offenen Mund, als sei er ein Hafen.
    Man kann verstehen, daß dieser Anblick für Darksters lädierte Nerven zu stark war.
    Rosa starrte zunächst den Toten an, zerrte dann an Darksters Ärmel, schrie ihn schließlich an: »Seien Sie still! Es hört ja doch keiner!«, und ließ dann Darkster allein, lief zum Haus zurück und platzte mitten in das Adagio hinein, das Tschassnow mit geschlossenen Augen spielte. So war Rosas zitternde Stimme besonders klar und deutlich zu verstehen, untermalt von Liszt.
    »Im Garten … im Teich liegt ein Toter!«
    Mit einem Mißklang, der an sehr gelobte moderne Musik erinnerte, rutschten Tschassnow die Hände von der Klaviatur. Lora Ballister erstarrte, Felicitas blickte sofort hinüber zu Jérome, Ballister schüttelte den Kopf, als sei er im Atelier und wäre mit einer Szene nicht einverstanden.
    »Mein Gott, es ist Tito Varone«, sagte wenig später Lora erschüttert. Sie standen alle am Teich, Taschenlampen erhellten das Gelände, beschienen den Toten im Wasser und die Seerose, die an seiner Nase hängengeblieben war. »Tito Varone, der beste Lohengrin, den ich je gehört habe.«
    »Vielleicht hat ihn der Schwan aus dem Kahn geworfen?« sagte Croix, der Varone nie hatte leiden mögen. »Außerdem weiß ich, daß er wasserscheu war.«
    Niemand grinste. Kollegenwitze sind immer gallig, hier war er übertrieben.
    »Ich habe die Polizei gerufen«, sagte Ballister nüchtern. »Auch wenn es ein Unglücksfall ist.«
    »Tito hat gesoffen wie ein poröser Schlauch!« sagte ein anderer Gast. Es war der früher bekannte Heldenbariton Edmond Harley, ein unvergessener Fliegender Holländer. »Er war schon betrunken, als Lora die letzten Ankommenden begrüßte. Er muß im Dunkeln ausgerutscht sein.«
    Und in die folgende Stille hinein sagte Arthur Darkster: »Nein! Er ist ermordet worden! Auch

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