Die dunkle Seite des Ruhms
Wesentlich ist doch wohl allein, daß Ballister ein Kerl ist, der die wichtigste Abteilung von ACF wie Napoleon seine Truppen behandelt. Auch schlecht gesagt, was?«
»Warum fliegt er mit nach Libyen?«
»Man sollte ihn mal fragen, Bob.«
»Das werden Sie herausfinden!«
Ahmed schien von Ballisters Reise überrascht worden zu sein. Tatsächlich hatte es geheißen, daß Felicitas Saunders mit einem Kamerateam und einem Assistenten kommen werde, und für diese Männer hatte man auch das Visum erteilt. Erst viel später entdeckte man bei einer Durchsicht der Angestelltenliste von ACF, daß dieser Ballister durchaus kein Assistent, sondern Felicitas unmittelbarer Chef war. Aber da war es zu spät, man konnte ein Visum nicht ohne eindeutige Begründung rückgängig machen. Prinz Khalif tobte, nannte Ahmed einen Versager und befahl, auf Ballister besonders aufzupassen. Diese Aufgabe fiel nun Darkster zu.
»Ich werde versuchen« – sagte er sarkastisch –, »ob es mir gelingt, mich in der Mitte zu durchteilen. Die eine Seite kümmert sich um Ballister, die andere läßt Felicitas nicht aus den Augen! Dem Auge … es ist ja nur noch eins. Und schön wird das auch nicht aussehen. Es könnte die Saunders erschrecken, immer einem halben Menschen zu begegnen. Soviel ich weiß, ist Felicitas ein Ästhet …«
»Wenn Sie für jedes blöde Wort einen Dollar bekämen, wären Sie reich!« sagte Ahmed steif. »Sie werden sich nur noch ausschließlich um Ballister kümmern.«
»Für den gleichen Preis?« fragte Darkster vorsichtig. Die Verschiebung seines Auftrages konnte auch eine Reduzierung seines Honorares bedeuten.
»Es bleibt alles, wie es war.«
Nun stand Darkster in der Nähe des gelandeten Flugzeuges, als gehöre er zum Flugplatzpersonal, trug seine Dschellabah und war erstaunt über die Wirkung, die sein Ausweis auslöste.
Er brauchte ihn nur wortlos vorzuzeigen, und alle Türen öffneten sich. Man fragte ihn nicht, behandelte ihn mit größter Zuvorkommenheit und ließ ihn tun, was er für richtig hielt. Darkster hatte dazu einen Versuch gewagt: Er zückte den Ausweis, ging durch die Sperre und schlenderte über das Rollfeld. Jetzt kommt gleich ein Jeep gerast und holt mich ab, dachte er. Aber keiner kümmerte sich um ihn. Mit windgeblähter Dschellabah beendete er sein Experiment, ging zum Flughafengebäude zurück und wartete auf die Ankunft von Felicitas.
Nun war sie da, lächelte nach allen Seiten, stieg die Gangway hinunter, zerquetschte mit ihren Schuhen die Blüten und wurde von Prinz Khalif in Empfang genommen. Auch ein Vertreter des Informationsministeriums von Libyen war erschienen, aber er kam gerade dazu, die Saunders mit ein paar offiziellen Worten zu begrüßen und ihr die Hand zu drücken. Der weiße Rolls Royce mit seinen offenen Türen ließ keine langen Zeremonien zu.
Darkster blickte durch den Sucher seiner Kamera auf Ballister. Er hatte ein Teleobjektiv aufgeschraubt, und so konnte er ganz deutlich und nah jeden Gesichtszug Ballisters erkennen und – wenn nötig – fotografieren. Ihm schien es bemerkenswert, daß Ballister nicht sofort Felicitas folgte, sondern nach einigem Zögern die Gangway hinunterschritt. In seinem Gesicht spiegelte sich nichts, absolut nichts. Es war das Pokerface, wie es Darkster von ihm erwartet hatte. Sie spinnen alle, dachte Darkster. Wenn zwischen Felicitas und Ballister etwas sein soll, dann wäre das genauso absurd, wie aus Feuer und Wasser einen neuen Teig zu kneten.
Prinz Khalif strahlte Felicitas an, als beginne hier in Tripolis ihre Hochzeitsreise. »Ich habe Ihnen versprochen, daß wir uns wiedersehen«, sagte er. »Und ich habe noch nie Versprechungen vergessen, die ich einer schönen Frau gemacht habe.«
»Ich bin gekommen, um Amin zu interviewen.« Felicitas beachtete nicht die offenen Türen des Wagens, noch den gesenkten Kopf des livrierten Chauffeurs.
»Sie werden Amin selbstverständlich sprechen, Felicitas.«
»Ich habe die Zusage von Khadafi persönlich.«
»Er ist mir wie ein Bruder.« Khalif lächelte charmant. »Er hat Ihnen einen entzückenden kleinen Palast bei Sabrathah, direkt am Meer, zur Verfügung gestellt.«
»Ich wohne im Hotel ›Es Sidra‹. Die Zimmer sind reserviert, Prinz.«
»Es wurde umdisponiert. Man ist der Ansicht – ich pflichte dem nur bei –, daß ein Palast besser zu Ihnen paßt als ein paar nüchterne Hotelzimmer.«
»Ich bin gewöhnt, allein für mich zu disponieren!« Felicitas' Stimme klang bestimmt. »Ich
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