Die dunkle Seite des Ruhms
wohne im Hotel!«
»Der Palast ist ein Gastgeschenk des Staates. Es bedeutet eine große Auszeichnung, in ihm zu wohnen. Und Sie kommen als ein besonders lieber Gast.«
»Ich möchte im Hotel wohnen!« sagte Felicitas. Es klang eigensinnig, trotzig, aber wer die Saunders kannte, wußte genau, daß sie allergisch gegen jede Bevormundung war, auch wenn sie von Regierungschefs oder orientalischen Prinzen kam. Vielleicht in solchen Fällen ganz besonders. »Ich wohne grundsätzlich da, wo mein Team wohnt. Ist es auch in den Palast am Meer eingeladen?«
»Sie können doch nicht Khadafi brüskieren«, wich Khalif aus und warf einen schnellen, aber scharfen Blick auf Ballister, der nun auch über die blumenbestreute Gangway herabkam. Ihm folgte das Filmteam, junge Leute in Jeans und offenen Hemden, lässig, unkompliziert und durch ihren Beruf mit allen Tricks vertraut. Es gab wenig, was sie erschütterte, und sie freuten sich schon jetzt über die Erlebnisse mit den samthäutigen Libyerinnen außerhalb des sterilen Hotels.
»Kommt eigentlich niemand auf die Idee, daß ich brüskiert werde?« fragte Felicitas angriffslustig. »Wie ich das jetzt sehe, betrachtet man mein Kommen nicht als Arbeitsbesuch, sondern als feudalen Kurzurlaub.«
»Sie werden Idi Amin sehen und interviewen«, sagte Prinz Khalif geduldig. »Aber man kann diese Arbeit in den freien Stunden auch mit Schönheit verkleiden. Eine Hochsee-Yacht steht ebenfalls zu Ihrer Verfügung.«
»Sie kennen meinen Arbeitsrhythmus nicht, Prinz. Ich fahre zu Amin, frage ihn aus, kehre zum Hotel zurück und bin mit dem nächsten Flugzeug wieder weg.«
»Wie kann man, gerade in Ihrem Beruf, die Welt so vereinfacht sehen?«
»Weil sie es ist … und weil ich sie mir so zurechtlege! Meine Zeit ist zu kurz, um sie mit Nebensächlichkeiten zu verschenken.«
»Worum geht es denn?« fragte Ballister und trat neben Felicitas an den Rolls Royce heran. Natürlich kannte er Prinz Khalif von vielen Bildern her, aber er bemühte sich mit Erfolg, den Unwissenden zu spielen. »Gibt es Schwierigkeiten mit dem Hausdiener?«
Felicitas' Augen wurden weit und strahlend. »Welcher Hausdiener denn, Jérome?«
Ballister zeigte auf Prinz Khalif, dessen Gesicht sich in eine starre Maske verwandelte. »Den da! Ist das kein Hausdiener vom Hotel?«
»Aber Jérome!« Felicitas drohte mit dem Zeigefinger. »Du kennst Prinz Khalif Omar ben Saud nicht? Das Interview im Flugzeug …«
»Ah! Sie sind das?« Ballisters Miene erhellte sich. Er zeigte eitle Freude. »Ich muß um Entschuldigung bitten, Hoheit. Ich kenne Sie nur im Haikh und mit Kopftuch. Im Anzug sehen Sie für mich völlig fremd aus. Es ist mir äußerst peinlich –«
»Der Prinz hat einen Palast für uns!« sagte Felicitas und blinzelte Ballister an. »Am Meer. Und eine Yacht liegt auch dort.«
»Ich ziehe ein Hotel vor.« Ballister wandte sich zu dem stummen Khalif. Ihre Blicke kreuzten sich lautlos, aber ihr Zusammenprall hätte, wenn sie Töne hervorgerufen hätten, bis in das Weltall gedonnert. »Allein schon wegen der Telefon Verbindung. Du weißt, ich muß am Tag mehrmals New York anrufen! Hoheit, diese zwei Tage werden unruhig werden.«
»Sie rechnen mit zwei Tagen?« fragte Khalif steif.
»Höchstens! Was soll hier so lange dauern?«
»Ich bezweifle, daß Sie Amin schon nach zwei Tagen sprechen können.«
»Man hat mir zugesichert …«, sagte Felicitas laut.
»– daß Sie Ihr Interview bekommen. Aber keiner kann Amin zwingen, sich Ihrem Zeitplan unterzuordnen. Er macht seine eigene Zeiteinteilung. Es kann vorkommen, daß er sagt: Übermorgen um 11 … und eine halbe Stunde vorher sagt er wieder ab und verschiebt alles um weitere zwei Tage. Er ist ein souveräner Mensch.«
»Wir sind ein souveräner Sender, das gleicht sich aus. Wenn das Interview in unnötige Schwierigkeiten eingebettet ist, fliegen wir wieder zurück«, sagte Ballister leichthin. Prinz Khalifs Miene verfinsterte sich noch mehr.
»Das bestimmen Sie?« fragte er.
»Ja.« Ballister grinste mit impertinenter Freundlichkeit. »Ich vergaß ganz, mich vorzustellen, Hoheit. Ballister, Jérome Ballister. Miss Saunders arbeitet unter meiner Leitung.«
»Ich denke, sie ist selbständige Journalistin?«
»Wenn sie eine Auftragsarbeit übernimmt, gehört sie zum Team wie jeder andere.« Ballister tat es sichtlich gut, weiterzusprechen. »Bei irgendwelchen Unklarheiten oder Entscheidungen bitte ich also, sich an mich zu wenden. Ich trage hier die
Weitere Kostenlose Bücher