Die dunkle Seite des Ruhms
Verantwortung. Und ich bin der Ansicht, wir sollten jetzt ins Hotel fahren. Es sei denn, Miss Saunders besteht unbedingt darauf, in den Palast zu ziehen. Das wäre ihre private Entscheidung.«
»Warum denn diese Diskussionen?« Felicitas setzte sich in den weißen Rolls Royce. »Natürlich bringt mich Prinz Khalif ins Hotel. Ich will doch keine Sonderbehandlung haben!«
Ballister blieb vor dem Flugzeug stehen, bis Khalif und Felicitas in ziemlich schneller Fahrt das Flugfeld verlassen hatten. Durch eine von Militär bewachte Ausfahrt fuhren sie davon. Niemand kontrollierte sie, im Gegenteil, die Wache salutierte sogar vor dem weißen Wagen.
Was geschieht, wenn er jetzt doch nicht zum Hotel, sondern zu dem Palast fährt, sinnierte Ballister. Nichts geschieht! Man kann protestieren und intervenieren … sie werden sich nur köstlich darüber amüsieren. Kein Telefongespräch wird mehr möglich sein, man kann uns von der Welt abschneiden, und keiner kümmert sich darum. Zwar wird Hunters immer an der Strippe hängen, aber was kann er tun, wenn man ihm mitteilt, irgendein Wüstensturm habe vorübergehend das Telefonnetz beeinträchtigt. Ob es geglaubt wird, ist völlig ohne Interesse. Man ist hier in einen Machtbereich gekommen, der von keiner Seite mehr beeinflußbar ist. Das Totalitäre ist hier Gesetz.
Äußerst sorgenvoll stieg Ballister in die bereitstehende Taxe und fuhr zum Hotel ›Es Sidra‹. Arthur Darkster folgte ihm in einem zweiten Wagen, sehr unlustig, denn diese Beobachtungen brachten nichts ein. Vor dem Hotel atmete Ballister auf. Der Rolls Royce des Prinzen parkte an der Ausfahrt, und in der Hotelhalle saß Khalif selbst, umgeben von seinen Leibwächtern, beachtete Ballister mit keinem Blick und trank ein Glas Fruchtsaft.
Ballister bekam ein schönes Zimmer mit einem Balkon zum Garten, warf seinen Koffer aufs Bett und trat hinaus. Palmenhaine wechselten ab mit maurischen Gärten, angelegt in der uralten Tradition der Kalifen, wie man sie noch unverändert in Malaga, in den Gärten des Generalife, sehen kann. Eingebettet in diese üppige, fantasievolle Landschaft schimmerte ein großer, blaugekachelter Pool.
Hinter Ballister schellte das Telefon. Er ging ins Zimmer, nahm ab und hörte Felicitas.
»Ich sehe dich auf dem Balkon«, sagte sie. »Mein Zimmer ist links über dir, die große Eckterrasse gehört dazu. Ich wollte dich etwas fragen, Liebling …«
»Ich schlage vor, wir treffen uns in zehn Minuten im Garten und gehen ein bißchen durch die Natur, Miss Saunders«, antwortete Ballister steif.
»Bist du verrückt?« Ihre Stimme gluckste vor Vergnügen. »Sag bloß, du bist eifersüchtig! Ausgerechnet auf Khalif.«
»In zehn Minuten, ja?« sagte Ballister stur.
Und plötzlich verstand Felicitas, aber es reizte sie, das, was sie und Ballister dachten, nun auch auszusprechen. Jetzt erst recht.
»Glaubst du, man hört unser Telefon ab?« fragte sie herausfordernd.
»Man muß damit rechnen.«
»Wir sind hier doch nicht in Moskau.«
»Verborgene Neugier gehört zu den Grundprinzipien eines totalitären Staates. Also – in zehn Minuten?«
Ballisters Ahnung schien nicht ohne Fundament zu sein. Bevor er in den Garten ging, blickte er noch einmal vom Balkon hinunter. Die Hotelleitung schien einen plötzlichen Reinigungswahn bekommen zu haben. Am Pool arbeiteten zwei weißgekleidete Aufseher, im Garten pflückten und harkten drei Gärtner. Das wäre es also, dachte Ballister zufrieden. Sie machen sich nicht einmal die Mühe, diskret zu sein. Sie wollen demonstrieren, daß sie die Stärkeren sind. Sie lassen keine Fragen offen.
Im Garten wartete bereits Felicitas auf ihn. Darkster saß mit seiner Telekamera im geschnitzten Zierwerk eines Pavillons, von dessen Dach man den Garten nach allen Seiten überblicken konnte. Durch den Sucher beobachtete er Felicitas. Sie begrüßte Ballister mit einer Kühle, als sei sie tief beleidigt worden.
»Wir werden beobachtet wie der Sicherheitsfaktor Nummer 1. Dein Prinz übertreibt maßlos«, sagte Ballister leise. Felicitas verzog keine Miene.
»Es ist nicht mein Prinz! Ich kann nicht verhindern, daß er hier ist und alle Balzarten durchspielt, wenn er mit mir spricht. Ich weiß genau wie du, daß dieser Libyen-Trip eine heiße Sache wird!«
»Wir müssen uns einig sein, daß keiner von uns allein irgend etwas unternimmt oder sich mitschleppen läßt. Jetzt bin ich froh, daß ich mitgeflogen bin. Der scharfe Prinz wird Nerven an mir lassen.«
»Ich bitte
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