Die dunkle Seite des Ruhms
keiner, der Cummings kannte, hatte der Polizei einen Wink gegeben. Das Ganze war zu lächerlich, zu absurd! Außerdem sahen so Hunderttausende von jungen Amerikanern aus, und da die Polizei noch ein zweites, verändertes Foto zeigte, den gleichen Mann mit Brille und Schnurrbart – »Es ist möglich, daß er sein Gesicht verändert hat« – machte man wohl über Cummings Witze, aber ließ die Polizei weiter suchen. Ein Hinweis hätte genügt, dieser ganzen Komödie ein Ende zu bereiten. Inzwischen aber lief der wirkliche Mörder Varones unbehelligt frei herum und amüsierte sich über das Phantombild. So wenigstens sah es Rosa, und Cummings gab ihr recht, aber er weigerte sich, der Polizei den Irrtum zu erklären.
»Ich bin allergisch gegen Polizei!«, sagte er zu Rosa. »Überhaupt soll man sich in die Klauen des Staates nicht freiwillig begeben. Ich rufe doch auch nicht einen Tiger an, wenn kein Gitter zwischen uns steht.«
Am nächsten Morgen fuhr Darkster zum Flugplatz Idlewild. Sein Flug nach Libyen war etwas komplizierter als bei Felicitas Saunders. Er flog von New York nach Lissabon, von Lissabon nach Kairo, von Kairo nach Tripolis. Das dauerte vierzehn Stunden länger, hatte aber den Vorteil, daß Darkster in Kairo vier Stunden Aufenthalt hatte. Er nutzte ihn aus, kleidete sich in dem Basar orientalisch ein und flog die letzte Strecke als vollendeter Araber weiter. Sein vier Tage alter Bart sah zwar erbärmlich aus, aber da Darkster über einen starken Haarwuchs verfügte, bedeutete jeder neue Tag eine vollkommenere Mimikri.
In Tripolis fand er tatsächlich sein Zimmer reserviert vor und bekam einen unbändigen Durst auf einen großen Whiskey mit Eis. Er war schon auf dem Weg zur Hotelbar, als ihm einfiel, daß ein Moslem keinen Alkohol trinkt, sein Aussehen ihn aber als Araber auswies.
Mit neidvollen Blicken auf seine an der Bar trinkenden westlichen Brüder hockte er sich in eine Ecke, bestellte einen Fruchtsaft und plante sein Abendprogramm. Ein sogenanntes Nachtleben gab es in Tripolis nicht. Also sah er sich die Stadt an, wanderte durch die alte Kasbah mit ihren verwinkelten Gängen und Gassen, beobachtete die Moslems beim Abendgebet und wurde auf dem Rückweg zum Hotel von neun Huren angesprochen. Da sie mit ihm arabisch sprachen, tat er so, als widere ihn diese Belästigung an, er schob die Mädchen brüsk zur Seite und war froh, wieder auf seinem klimatisierten Zimmer zu sein. Es war Darksters erste Berührung mit dem Orient. Er fand alles interessant und bemerkenswert, aber langweilig. Das ist kein Widerspruch, Darkster fehlte eben nur eine richtige hochprozentige Flasche.
Am nächsten Tag landete das Team der ACF, von Paris kommend. Es war, als fiele ein Engel vom Himmel.
Bevor zur Gangway die Flugzeugtür geöffnet wurde, rollte ein Wagen voller Blumen an. Acht in weiße Dschellabahs gekleidete Diener bestreuten die Treppenstufen mit Blüten und luden riesige Blumenkörbe aus. Erst dann surrte die schwere Tür hoch. Ballister war der erste, der hinaustrat, dann der Chefkameramann. Sie blieben stehen, als sie das Blumenmeer sahen, und winkten ins Flugzeug zurück.
In einem schlichten hellblauen Kleid, die Haare im Wind wehend, kam Felicitas aus der Tür. Sie blieb vor dieser Blumenpracht etwas betroffen stehen und straffte sich dann, als sie die Gangway hinunterblickte.
Am Ende der Treppe stand ein weißer Rolls Royce mit einem livrierten Chauffeur.
Ein Mann in einem cremefarbenen Seidenanzug verbeugte sich fast demütig.
Prinz Khalif Omar ben Saud holte Felicitas ab.
VI
Zum erstenmal sah Arthur Darkster seinen Auftraggeber. Er nahm jedenfalls an, daß er das war, denn es erschien ihm unwahrscheinlich, daß ein Amerikaner sich eines arabischen Bevollmächtigten bediente. Drei Stunden vor Felicitas' Landung in Libyen hatte ihn Ahmed Sehadi ibn Mahmoud im Hotel angerufen und gefragt:
»Was wissen Sie über Ballister?«
»Das habe ich Ihnen ja schon gesagt! Ein anscheinend magenkranker Bursche, der kaum lachen kann, aber auf der Leiter von ACF ganz oben steht. Glücklich verheiratet mit Lora, die früher als Lora Buster die Männer reihenweise in Paralyse fallen ließ. Okay?«
»Man kann nicht in Paralyse fallen – Paralyse ist eine Krankheit, die sich langsam entwickelt.«
»Nun nehmen Sie doch nicht alles so wörtlich, Bob!« sagte Darkster und warf einen verzweifelten Blick an die Decke. »Es sollte ein Vergleich sein. Zugegeben, er war schlecht, aber ich bin ja auch kein Dichter!
Weitere Kostenlose Bücher