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Die dunkle Seite des Ruhms

Die dunkle Seite des Ruhms

Titel: Die dunkle Seite des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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weitergehen.«
    »Und dann geht es auch, was?«
    »Das ist höhere Gewalt.«
    »Und ein kaputtes Herz ist keine höhere Gewalt?«
    »Überzeugen Sie mal Hunters davon. Außerdem: Ein halbes Jahr weg vom Sender, heißt: Weg vom Fenster.«
    »Nicht, wenn man Ballister heißt.«
    »Doktor, der Kampf um jeden weicheren Stuhl ist bei uns mörderisch. Sie ahnen das nicht. Wenn ich gehe, stehen zehn andere Bewerber da und kraulen Hunters jede Speckfalte! Ein halbes Jahr Schweigen ist in unserem Beruf gleichbedeutend mit Aufgabe. Sehen Sie es mal militärisch: Aus einer marschierenden Kolonne schert einer aus. Was tun die anderen? Sie rücken sofort nach und füllen die Lücke im Glied. So einfach ist das!«
    Lora lag also an diesem Abend im Bett, sah sich Felicitas' Amin-Film in einem Fernsehgerät an, das am Fußende des Bettes stand, und wußte schon nach den ersten Minuten, daß die Saunders damit die einsame Spitze erreicht hatte. Es gab keinen TV-Reporter mehr, den sie zu fürchten brauchte, der an sie heranreichte.
    Das ist Jéromes Werk, dachte sie. Das ist allein sein Verdienst. Er hat Felicitas zum Star gemacht. Ich wäre auch ein großer Star geworden, ich hatte einen steilen Weg vor mir, aber ich hätte ihn leicht geschafft … doch ich habe ihn geheiratet und auf den Ruhm verzichtet. Was habe ich jetzt davon? Krank bin ich geworden, einsam, verbittert und nur noch eine schnelle, sporadische Geliebte meines Mannes. Alt bin ich geworden, der Spiegel lügt nicht. Mit vierundvierzig haben die Augenwinkel Falten, ziehen sich scharfe Striche von der Nase zu den Mundwinkeln, bildet sich gekräuselte Haut am Hals, hängen die Brüste durch und bilden sich an den Hüften und Oberschenkeln Fettpolster unter der Haut. Da hilft keine Creme mehr, da kann Make-up nur noch überdecken, da schmiert man die Fältchen zu, als verputze man Risse in einem Mauerwerk.
    Sie legte sich zurück in die Kissen, starrte auf Felicitas Saunders und Idi Amin und kam sich elend und verlassen vor. Das ist es, dachte sie. Überall sind Risse. Nicht nur an meinem Körper, auch zwischen Jérome und mir. Und wenn man sie auch immer wieder zuspachtelt, einmal werden sie so aufklaffen, daß kein Seelenmörtel mehr hält!
    Angst überfiel sie. Sie starrte auf die schöne Felicitas, die einmalig mutig Idi Amin mit Fragen attackierte, und kam sich plötzlich häßlich und uralt vor. Sie sprang aus dem Bett, riß sich das Nachthemd vom Leib und stellte sich vor den wandhohen Spiegel. Mit den Händen drückte sie die Brüste hoch, bis sie waagerecht und spitz von ihrem Körper abstanden.
    Sehe ich aus wie eine alte Frau? Was unterscheidet mich von dieser Saunders, die sieben Jahre jünger ist als ich? Was sind schon sieben Jahre? Hat sie diese langen schlanken Beine wie ich? Hat sie so glatte Hüften wie ich? Und wie ist es mit dem Leib? Ist meiner nicht flach und ohne die geringste Wölbung? Kein Bauchansatz, nichts. Aber sie wird ihn haben. Sie hat ein Kind, ihr Leib hat sich mal gebläht bis zur Unförmigkeit, das muß man sehen, da bleibt immer etwas zurück. Und gestillt hat sie. Können Ihre Brüste noch so straff sein wie meine?
    Sie drehte sich vor dem Spiegel, strich mit den Händen an ihrem Körper hinunter und verweilte auf ihrem von dunkelbraunen gekräuselten Haaren bedeckten Dreieck. Es stand im krassen Gegensatz zu ihren rotblond gefärbten Kopfhaaren, die ihrem Gesicht die unnatürliche Hübschheit einer Puppe verliehen. Bei der Berührung zuckte sie zusammen und zog die Unterlippe in die Zähne.
    Wenn sie in sieben Jahren noch so aussieht wie ich, sollte sie eine Wallfahrt aus Dankbarkeit machen, dachte sie. Wo ist mein Körper fehlerhaft? Zeig mir eine einzige Stelle, an der du beweisen kannst: Du wirst alt! Es gibt keine. Ich bin eine schöne Frau.
    Hörst du, Felicitas: Ich bin schön … schön …
    Sie warf sich herum, rannte zum Fernsehgerät und stellte sich nackt vor die Mattscheibe. Die Saunders unterhielt sich mit Amin gerade über die Greueltaten seines Geheimdienstes. Wütend, fauchend, gestikulierend stritt Amin alles ab.
    »Sieh mich an!« schrie Lora und drehte sich wie vor dem Spiegel. »Ich bin schöner als du! Zieh dich aus, du superkluges Flittchen, und stell dich neben mich! Ich schlage dich um Längen … um ganze Längen … Ich – ich –«
    Sie sank in sich zusammen, schlich zum Bett zurück und warf sich auf die Steppdecke. Mit offenem Mund, nach Atem ringend, blieb sie so liegen, bis sich ihr wild hämmerndes

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