Die dunkle Seite des Ruhms
allgemeinen nicht. Aber du gehörst zu den 0,01 Prozent Ausnahme! Du hast den Job, du hast ihn so aufgebaut, daß er mit dir steht oder fällt, also mußt du ihn auch durchziehen, bis du umfällst! Das ist dein Schicksal, Junge!«
»Wir werden noch darüber reden«, sagte Ballister, »laß dir die Stimmung nicht versauern, Hunters. Wie war die Sehbeteiligung?«
»Die höchste dieses Jahres! Geschätzt, natürlich. Genaues werden wir in einer Woche wissen, wenn die Umfrage vorliegt.« Hunters erhob sich, schlug Ballister auf den Rücken und ging zu den anderen. Im Saal wurde getanzt, eine Combo spielte, es war wie ein später Karneval.
Ballister trank seinen Champagner zu Ende und wollte gehen, als ihm ein Bürobote mit beiden Armen zuwinkte. Ballister änderte die Richtung und ging zu dem gestikulierenden Mann.
»Telefon für Sie!« sagte der Bürobote. »Ich habe gesagt, heute ist alles zu, aber der Mann bestand darauf. Es sei wichtig und vor allem privat. Was soll ich tun?«
»Ich komme. Legen Sie das Gespräch auf nebenan.«
Das ist er, dachte Ballister. Der Saukerl hat eine Begabung für Dramatik. Er weiß genau, was jetzt hier los ist. In den Triumph stößt er hinein mit dem Bild des Untergangs.
Ballister blieb stehen und blickte sich um. Wer war so gut informiert, wenn nicht einer von ACF selbst? War es jemand vom Filmteam? Er suchte die Tanzenden ab und sah die Kameramänner und den Toningenieur beim Boogie. Der Beleuchter stand am kalten Büffet und aß ein Tartarbrot. Aber Pemm fehlte.
Pemm? Unmöglich. Pemm war ein genialer Spinner, aber mehr nicht. Zum Intriganten fehlte ihm alles, auch wenn er durch den ständigen Umgang mit Shakespeare-Dramen mit Gaunern und Schurkereien bestens vertraut war.
Ballister schloß hinter sich die Tür des Nebenraumes, nahm das Telefon ab und wartete, bis die Zentrale durchgeschaltet hatte.
Er war es. Ballister erkannte ihn sofort an der verstellten dunklen Stimme.
»Hier bin ich!« sagte Ballister.
»Wissen Sie, daß es leichter ist, den US-Präsidenten oder Breschnew zu erreichen als Sie? Himmel, werden Sie abgeschirmt! Bei Ihnen ist jetzt High life, was?«
»Ja.«
»Das steht Ihnen auch zu. Ich habe die Sendung gesehen. Das Beste, was jemals über eine Mattscheibe geflimmert ist! Diese Saunders! Spitze ist ein viel zu lahmer Ausdruck dafür. Und wenn ich mir dazu auch noch die Fotos betrachte, die in afrikanischer Sonne leuchtende Haut … Ballister, Sie sind ein Glückskind. Der große TV-Macher und der große heimliche Liebhaber! Ein Segen, daß ich nicht neidisch bin. Ich verlange vom Leben nur meinen bescheidenen kleinen Teil. Monatlich 1.000 Dollar. Sie müssen zugeben, das ist wirklich human!«
»Wie und wo wollen Sie es haben?« fragte Ballister ruhig.
Darkster zögerte etwas. Er saß wieder in seiner Wohnung im Hause von Mrs. Jenny Havelook und hatte sich alles genau überlegt. Vor allem hatte er sich eins gefragt: Wenn du einen Roman über einen Erpresser schreibst, den niemand entdecken kann, wie würde dieser vorgehen? Welchen Trick, den man noch nicht kennt, würde er anwenden? Und er war darauf gekommen, daß es am besten sei, wenn man nichts zu sehr komplizierte. Je raffinierter ein Apparat gebaut ist, um so störanfälliger ist er auch. Darksters Rentenzahlung war geradezu genial simpel.
»Überweisen Sie das Geld jeden Ersten auf mein Postscheckkonto«, sagte er. »Haben Sie was zum Schreiben in der Hand? Ich nenne Ihnen die Nummer.«
Ballister war so verblüfft, daß er einen Augenblick nicht reagierte. Verrückt, dachte er nur. Total verrückt! So etwas gibt es doch nicht. Erpressergeld auf ein Postscheckkonto.
»Soll das ein Witz sein?« fragte Ballister.
»Sie denken völlig falsch!« Darkster lachte glucksend. »Sie denken: Dann kann er das Geld auch bei mir abholen!«
»So ist es!«
»Aber die Sache hat einen Haken, Ballister. Fotos und Negative liegen bei einem Anwalt. Diesen guten Mann rufe ich jeden Tag an! Jeden Tag! Nur anklingeln, melden, Ende. Aber er weiß, daß es mich noch gibt! Rufe ich nicht an, wartet er drei Tage. Am vierten Tag schickt er die Fotos zu Lora und an die größte Presseagentur der Staaten. Es hat also gar keinen Sinn, mir etwas auf den Hals zu hetzen. Der Verlierer sind immer Sie, auch wenn ich dabei draufgehe!« Darkster lachte wieder mit tiefer Zufriedenheit. »Na, ist das eine Absicherung? Außerdem ist der Postscheckkonten-Name falsch, und die gesamte Korrespondenz geht auf ein Schließfach.
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