Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Seite des Ruhms

Die dunkle Seite des Ruhms

Titel: Die dunkle Seite des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Herz etwas beruhigt hatte und das verkrampfte Zittern in ihrem Körper ausglitt.
    Im Fernsehen lachte Felicitas Saunders. Amin mußte einen Witz gemacht haben.
    »Hure«, sagte Lora und knirschte mit den Zähnen. »Du verdammte Hure! Warum wirft dich keiner den Krokodilen vor …«
    Im Funkhaus wurde gefeiert.
    Felicitas Saunders nahm die Glückwünsche entgegen, Hunters spendierte französischen Champagner, von einem bekannten Schlemmerlokal war ein großes kaltes Buffet aufgebaut worden. Man hatte allen Grund, fröhlich zu sein. ACF hatte alle Konkurrenten überrundet, die Einschaltquote mußte geradezu fantastisch sein. Das wurde insgeheim bewiesen von den anderen Stationen, die kollegial anriefen und Felicitas sinnbildlich umarmten.
    Hunters schwamm in einem Meer von Wonne. Die Präsidenten der größten Stationen der USA hatten ohne Ausnahme vor dem Bildschirm gesessen und meldeten sich jetzt. Hunters sprach so jovial mit ihnen, als habe er davon Kenntnis, daß sie bereits vor dem Konkurs standen. »Es war ein Glückstreffer!« sagte er mit donnernder Bescheidenheit. »Eine Kettenreaktion. Es fing damit an, daß Felicitas Mobutu auf der Löwenjagd begleitete und mit Fidel Castro Tennis spielte. Eins zog das andere nach sich, bis zu Prinz Khalif Omar ben Saud. Absolutes Glück, mein Bester! Kann morgen auch Ihnen widerfahren.«
    Ballister ließ der ganze Rummel kalt. Er dachte viel mehr an Camino Cappadozza und den unbekannten Erpresser, der – ohne es zu wissen – ihn völlig in der Hand hatte. Das letzte Gespräch mit Dr. Meyer hatte den Ausschlag gegeben: Wenn Lora eines dieser Fotos aus Tripolis sehen würde, wäre das ihr sicherer Tod. Bis heute war Ballister geneigt gewesen, Dr. Meyers Diagnose wenn nicht als übertrieben, so doch als sehr überzogen anzusehen. Er hatte sogar den Gedanken gehabt, Lora alles zu sagen, das Unwetter, das einem Taifun gleichen würde, über sich ergehen zu lassen und dann reinen Tisch zu machen. So schnell stirbt man nicht, hatte sich Ballister gesagt. Lora war von jeher ein zäher Typ gewesen, bis sie ab Vierzig begann, mehr und mehr zu spinnen und vor ihrem Alter zu flüchten. Vielleicht ließ sich auch Dr. Meyer von ihrer Hysterie blenden, und alle Herzaufzeichnungen waren von ihr beeinflußt. Ballister wußte nicht, ob es so etwas gab, er war kein Mediziner, aber er konnte sich das ganz gut vorstellen, daß EKG und andere elektronische Kurven wie verrückt ausschlugen, wenn Loras Herz in unterdrückter Hysterie wild zu schlagen begann.
    Das war nun anders. Lora war wirklich krank. Die Ereignisse der letzten Wochen hatten deutliche Spuren hinterlassen. Ballister sah es mit Sorge. Und er begriff auch sofort nach dem Anruf des Erpressers, daß es nur den Weg des Zahlens gab, wenn es Cappadozza nicht gelang, ihn zu entlarven. Die Polizei war da völlig sinnlos eingesetzt. Ehe sie zugriff, würde der Unbekannte ein Foto in Loras Hände spielen. Damit war die Katastrophe vollkommen.
    Ballister saß in einer Ecke des kleinen Sendesaales, hatte sich am Buffet einen Teller mit Lachsbrot und Kaviar geholt, trank seinen Champagner und betrachtete die Schar der Feiernden, vor allem aber Hunters, der mit dem Charme eines Nilpferdes umher trabte und Wohlwollen verbreitete. Auch Ballister, dem Mann, dem eigentlich neben der Saunders alles Lob gebührte, hatte man gratuliert. Aber er hatte sich, wie so oft, ziemlich abweisend benommen, sehr einsilbig, wenn auch sehr höflich. So ließ man ihn also in Ruhe in seiner Ecke sitzen und tanzte lieber mit den Kolleginnen.
    »Was hast du denn?«, fragte auch Felicitas, als sie nach allem Händeschütteln auch zu ihm kam. »War ich – ehrlich – so schlecht? Was die anderen sagen, ist mir kalter Kaffee. Was du sagst, darauf lege ich Wert. Also, Jérome: Wo war da ein Haken?«
    »Es war gar keiner da, Lici. Du warst vollkommen!«
    »Warum hast du dann deine Eisenfressermiene aufgesetzt?«
    »Es sind andere Probleme.«
    »Lora?«
    »Auch.«
    »Ist sie wirklich so krank?«
    »Ja. Aber damit müssen wir leben. Es sind andere Probleme.« Er sah zu Felicitas hinauf. Sie hatte ein raffiniertes Kleid an. In dem eng anliegenden Stoff lagen ihre Brüste wie in Körbchen. Ballister fand das Kleid zu aufreizend. Eine Frau wie Felicitas hat das nicht nötig, war seine Ansicht. Sie braucht auf sich nicht mehr aufmerksam zu machen. Aber er behielt es für sich, er sprach mit ihr nicht darüber. Er bewunderte sie immer, was sie auch tat und wie sie sich auch

Weitere Kostenlose Bücher