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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Sie verlieren
den Halt, flüchten sich in den Alkoholkonsum, der mit der Zeit immer weiter
zunimmt. Sie verlieren ihren normalen Lebensrhythmus, und ihre Lage spitzt sich
immer weiter zu. Was genau bei Herrn Gruber dazu führte, dass er aus der
Gesellschaft ausgeschlossen wurde, kann ich Ihnen nicht sagen. Er bat nur
wenige Male bei uns um Aufnahme.« Der Mitarbeiter wies auf eine kurze Liste mit
den Daten der Übernachtungen. »Ein sehr höflicher Mann. Wenn Sie Genaueres über
seine Lebensgeschichte erfahren wollen, müssen Sie entweder seine Angehörigen
finden, falls es noch welche gibt, oder mit den paar Kumpels sprechen, die er
hatte. Ich erinnere mich, dass ich ihn ein paarmal in der Grünanlage am
Friedrich-Ebert-Platz gesehen habe. Vielleicht wissen die Kollegen vom ›Domus
Misericordiae‹ ja etwas. Wenn Sie sich nach ihm erkundigen, fragen Sie nach dem
Professor. Unter seinem echten Namen kennt ihn auf der Straße wahrscheinlich
niemand.«
    Im Auto überflog Wünnenberg
nochmals, was er sich aus den Akten über Dr. Gruber notiert hatte. »Zum letzten
Mal hat der Professor vor über drei Monaten in der Schlafstelle übernachtet. Er
muss also noch einen anderen Anlaufpunkt gehabt haben. Wollen wir es zuerst in
dieser Notschlafstelle in der Pirckheimerstraße versuchen, oder fahren wir
gleich zum Friedrich-Ebert-Platz?«
    »Zum Friedrich-Ebert-Platz«,
entschied Hackenholt. »Ist ja gleich nebenan, und ich habe Hunger. Wir könnten
uns beim ›Piknik Pide‹ einen Döner holen und uns dann zum Essen in den Park
setzen. Den wollte ich mir sowieso mal genauer ansehen, weil er wegen der
Baumfällarbeiten im Herbst und der damit verbundenen Umgestaltung so häufig im
Gespräch ist.«
    Wünnenberg verzog das Gesicht,
sagte aber nichts, sodass es Hackenholt überlassen blieb zu mutmaßen, ob ihm
bei seinem Plan die Dönerbude oder der Park nicht zusagte. Höchstwahrscheinlich
Ersteres, da dort zum Trinken allenfalls Tee angeboten wurde und kein Kaffee.
    Sie betraten vom nordwestlichen Ende
der Archivstraße aus den Park, den die Stadt Nürnberg 1941 der
Colleg-Gesellschaft abgekauft hatte, um das im westlichen Teil stehende
Gesellschaftsgebäude als Krankenhaus zu nutzen. Vorbei an der gigantischen
U-Bahn-Baustelle gingen sie den von großen alten Bäumen beschatteten Weg
entlang, bis sie die Bänke in der Nähe des Spielplatzes erreichten. Bis auf
eine waren alle besetzt. Auf zweien lagen schlafende Stadtstreicher, auf einer
anderen saßen drei weitere Obdachlose mit ihren Wein- und Bierflaschen,
inmitten von zig Tüten und einem Einkaufswagen.
    Wünnenberg warf Hackenholt einen
Blick zu und schüttelte den Kopf. Er konnte sich hier nicht hinsetzen und im
gemütlichen Miteinander sein verspätetes Mittagessen einnehmen. Die
Ausdünstungen der ungewaschenen Körper und des Alkohols hingen wie eine Glocke
über ihnen in der Luft. Hackenholt seufzte und nickte. Statt jedoch den Rückzug
anzutreten, ging er auf die drei Stadtstreicher zu, stellte sich vor und
fragte, ob sie den Professor kannten.
    »Freili, en Brofesser kenner
mer«, antwortete einer der Männer. »Obber unserer hod nix mied di Bolli zern
dou. Unserer is er feiner Moh.« Die beiden anderen nickten schweigend.
    »Waren Sie mit ihm befreundet?«,
fragte Hackenholt unbeholfen. »Ich meine, können Sie mir etwas über ihn und
sein Leben erzählen?«
    »Naa, ieber unsern Brofesser
derzill iech Ihner nix. Der is doch anner vo uns. Då doud mer nix ausblaudern.«
    Hackenholt dachte kurz nach und
beschloss, mit der Wahrheit herauszurücken. Er erklärte den Männern, dass im
Wald ein Toter gefunden worden war, von dem die Polizei vermutete, dass es sich
um den Professor handelte, und sie nun versuchten, seine Angehörigen zu finden,
um sie zu informieren. Deshalb seien sie auf die Mithilfe seiner Kumpel
angewiesen.
    Der Obdachlose, der zuvor schon
geantwortet hatte, kratzte sich ausgiebig an seinem Bart. »Also, sei Familie,
däi kenn iech ned. Am besdn froongs ern Schorsch. Der is efders midn Brofesser
zammgsessen.«
    »Und wie erkenne ich den
Schorsch?«
    »Der is hald anner vo uns. Hod
immer ern Wång derbei un ersou ern Houd aaf mied anner gelm Sunnerblummer.
Masdns hoggder am Weißn Durm.«
    Hackenholt bedankte sich für die
Auskünfte und wandte sich zum Gehen.
    »Herr Kommissår?«
    Hackenholt drehte sich noch
einmal um.
    »Also, wenns Ihrn Döner in den
Düdler ned essn wolln, also iech nemmerd nern fei schoo.« Die glasigen Augen
des

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