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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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unterschiedlichen Geschmacksrichtungen der
senegalesischen Kulinarik bieten sollte. Hackenholt hoffte inständig, man würde
ihm keine gebratenen Heuschrecken, Spinnen, Schlangen oder sonstiges Ungetier
vorsetzen.
    Die Wartezeit überbrückte er
damit, Sophie zu überreden, am morgigen Sonntag einen Ausflug in die Fränkische
Schweiz zu machen. Um genau zu sein, nach Leutenbach, da er in »seinem« Führer
von einem exzellenten Brauereigasthof dort gelesen hatte – was er wohlweislich
verschwieg, Sophie jedoch sofort erriet.
    Im Geiste bereitete sich
Hackenholt schon darauf vor, beim Eintreffen ihres Essens ein fröhliches, nun,
notfalls zumindest interessiertes Gesicht zu machen, wobei er sich fest vor
Augen hielt, dass auch dieses Lokal nur einen einzigen Gutschein im Buch hatte
platzieren dürfen, der mit diesem Besuch aufgebraucht war. Kurz bevor der
Moment der kulinarischen Wahrheit jedoch tatsächlich eintreten konnte, begann
sein Diensthandy fröhlich zu piepsen.
    Hätte ihn jemand gefragt, und
wäre er ehrlich gewesen, hätte er zugeben müssen, dass er in diesem Augenblick
inständig hoffte, es wäre etwas Dringendes. Etwas, das ihm einen Vorwand
lieferte, das Restaurant fluchtartig zu verlassen. Als er Sophies bohrenden
Blick auf sich fühlte, setzte er schnell sein Pokerface auf, bevor er das
Gespräch annahm. Es war seine Kollegin Christine Mur, die Leiterin der
Spurensicherung.
    »Ich hoffe, ich störe nicht
gerade beim Mittagessen, aber nachdem ja morgen erst Sonntag und damit
Schäufele-Tag ist, dachte ich, dass ich es wagen kann, dich anzurufen.«
    Für Mur, die im Präsidium wegen
ihrer Ungeduld und eher mürrischen Art gefürchtet war, war eine so flapsige und
ausführliche Begrüßung reichlich ungewöhnlich. Hackenholt wunderte sich.
    »Was gibt es denn, Christine?«,
fragte er misstrauisch.
    »Einen toten Sandler im Lorenzer
Reichswald«, antwortete sie nun wieder gewohnt knapp. »Kopfwunde oberhalb der
rechten Schläfe. Allerdings könnte er in diesem unwegsamen Gelände auch einfach
nur gestolpert und gestürzt sein. Kommst du trotzdem her, oder soll der
Dauerdienst alles aufnehmen?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich mach
mich sofort auf den Weg. Wo muss ich hin?«
    Rasch gab Mur Hackenholt eine
Wegbeschreibung durch, die er auf einer Serviette notierte, bevor er das
Gespräch beendete.
    »Das ist jetzt aber nicht dein
Ernst!«, rief Sophie entgeistert. »Habt ihr das abgesprochen, damit du dich vor
dem Essen drücken kannst?«
    Hackenholt sah sie empört an.
»So etwas würde ich doch nie machen!«
    »Und wozu gibt es dann den
Kriminaldauerdienst? Oder hat der am Wochenende vielleicht frei?«
    »Natürlich nicht, aber wenn ich
den Fall am Montagmorgen sowieso auf dem Schreibtisch liegen habe, ist es mir
lieber, ihn gleich von Anfang an zu bearbeiten, als mich darauf verlassen zu
müssen, was andere vorher vielleicht erledigt haben oder vielleicht auch
nicht.«
    So viel wusste sogar Sophie
schon: Genau das war nun einmal Hackenholts Art. Wenn er einen neuen Fall
übernahm, dann immer mit vollem Einsatz. Sie seufzte. »Grandios. Und was machen
wir jetzt?«
    »Wir zahlen und gehen.«
    Sophie überlegte, dann
schüttelte sie den Kopf. »Fahr du zu deinem Einsatz, ich bleibe hier. Ich habe
mich die ganze Woche schon auf den Restaurantbesuch gefreut, jetzt will ich das
Essen auch probieren. Und deine Portion kann ich mir ja einpacken lassen«,
fügte sie mit einem fröhlichen Grinsen hinzu. Ganz so, als wäre es ihr gerade
eben erst eingefallen.
    Hackenholt fuhr Richtung
Rehhof, bog vorher am Mögeldorfer Plärrer jedoch in die Schmausenbuckstraße ab,
durchquerte die Unterführung und hielt dann auf der schnurgeraden Straße auf
den Tiergarten zu. Unmittelbar vor dem Eingang teilte sich die Straße. Rechts
ging es zu weiteren Parkplätzen und dem Wohnstift am Tiergarten in der
Bingstraße. Hackenholt hielt sich links und folgte dem Weg in den Wald. Nach
hundert Metern gabelte sich die Straße erneut: Rechts führte sie zum
Hochbehälter Schmausenbuck, doch Mur hatte ihm eingeschärft, auf dem unteren,
schmaleren Weg zu bleiben und immer weiter geradeaus zu fahren. An einen Baum
genagelt entdeckte er schließlich auch das beschriebene hölzerne Straßenschild,
das dem Waldweg den Namen »Sandweg« gab. Lange Zeit erstreckte sich rechter
Hand ein alter Holzzaun. Überrascht las Hackenholt an einer Tafel neben einer
Einfahrt, dass das Areal zum Naturkindergarten »Waldwichtel e. V.« gehörte.

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