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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Außerdem hatte
Christine Mur vielleicht schon im Wald Fingerspuren des Opfers genommen. Mit
etwas Glück waren sie in der Polizeikartei gespeichert und erleichterten die
Identifikation. Allerdings musste der Mann dafür früher einmal mit dem Gesetz
in Konflikt geraten sein – und allen Vorurteilen zum Trotz waren das beileibe
nicht alle Obdachlosen. Es gab genügend, die unter kriminalistischen Aspekten
gesehen ein absolut unauffälliges und damit unbescholtenes Leben führten.
    Bevor Hackenholt schließlich
nach Hause ging, um sich Sophies Schwärmereien über das entgangene afrikanische
Essen zu stellen, rief er noch seinen Kollegen Ralph Wünnenberg an und
verabredete sich mit ihm für Sonntag um halb zwölf in der Dienststelle.

Sonntag
    Der Sonntag begann mit
strahlendem Sonnenschein, den Hackenholt allerdings nicht, wie ursprünglich
geplant, mit Sophie bei einem Ausflug in die Fränkische Schweiz genießen
konnte. Vielmehr musste er den Vormittag in einem steril wirkenden
Obduktionssaal verbringen. Wie immer nahm sich Dr. Puellen viel Zeit. Lange
betrachtete er die Kopfwunde, bevor er Hackenholt zu sich winkte und ihn durch
das Vergrößerungsglas schauen ließ.
    »Siehst du die kleinen
bräunlichen Flecken da? Das sind Rostpartikel.«
    Vorsichtig stellte er einige der
winzigen Stücke in einer Petrischale sicher, bevor er sich daranmachte, Größe,
Tiefe und Form der Verletzung genauer zu untersuchen.
    »Verstehe ich das richtig: Der
Mann wurde also niedergeschlagen und ist nicht über etwas gestolpert?«, fragte
Hackenholt nach. Er wollte die Schlussfolgerung gerne explizit von Puellen
hören.
    Der Rechtsmediziner nickte
zustimmend. »Hm-mh. Er wurde mit einem zylindrischen Gegenstand geschlagen. Der
Durchmesser dürfte um die drei Zentimeter betragen. Einen Sturz auf einen Stein
schließe ich aus. Dazu sind die Bruchkanten des Schädelknochens viel zu lang
gestreckt und symmetrisch.« Der Mediziner hielt einen Augenblick inne.
»Allerdings glaube ich nicht, dass der Mann sofort tot war. Bewusstlos ja, aber
nicht tot. Schauen wir mal, was wir sonst noch finden.«
    Hackenholt trat zurück. Während der nächsten Minuten blendete er das
Geschehen so weit wie möglich aus. Zu oft schon hatte er Obduktionen beiwohnen
müssen, um sich noch für jeden einzelnen Schritt zu interessieren und ihn
gebannt zu verfolgen. Erst als er ein Geräusch hörte, das ihn an knirschende
Schritte im Schnee erinnerte, trat er wieder näher. Die grauweißlich verfärbte
Lunge des Toten war unnatürlich groß aufgebläht.
    Verwirrt sah Hackenholt Puellen an. »Deutet das nicht auf einen Tod
durch Ertrinken hin?«
    Der Mediziner verzog den Mund zu einem breiten Grinsen, das wegen
seines Mundschutzes jedoch nur zu erahnen war. Noch ein paar Jahre, dann würde
er aus dem Ermittler einen passablen Rechtsmediziner gemacht haben. Er nickte
zufrieden. »Und zwar in Süßwasser. Schau, hier in der Lunge ist weder Wasser
noch Schaum, aber ich wette, dafür werden wir im Magen fündig werden.«
    Hackenholt wandte sich ab und
überlegte. Es hatte keinerlei Anzeichen dafür gegeben, dass der Mann nach dem
Eintritt des Todes bewegt worden war. Die Lage der Totenflecke entsprach der
Lage des Körpers beim Auffinden.
    »Kannst du anhand von
Wasseranalysen feststellen, in welchem Gewässer er ertrunken ist?«, fragte
Hackenholt.
    »Normalerweise geben Kieselalgen
darüber Aufschluss, aber der hier sieht mir ganz und gar nicht nach einer
Wasserleiche aus. Wenn einer schon bewusstlos ist, dann genügt ein
Kinderplanschbecken mit einer Handbreit Wasser oder sogar eine Pfütze, um darin
zu ertrinken.«
    Hackenholt verfiel wieder in
brütendes Schweigen. Hatte der Mann, der den Toten gefunden hatte, nicht
erzählt, dass der Reichswald durch die starken Regenfälle vor ein paar Tagen in
eine wahre Seenlandschaft verwandelt worden war?
    »Dann kann es also sein, dass
jemand den Obdachlosen niedergeschlagen hat und der dann in die mit Wasser
gefüllte Mulde gefallen ist?«
    Puellen grunzte zustimmend.
»Stellt sich nur die Frage, wer einen Penner mitten im Wald niederschlägt. Und
warum? Um ihn auszurauben?«
    Als Hackenholt kurz vor Mittag
von der Obduktion zurückkam, wartete Wünnenberg bereits im Büro auf ihn. Wie
nicht anders zu erwarten war, hatte er sich die Zeit mit Kaffeekochen
vertrieben, sodass Hackenholt beim Eintreten von den aromatischen Düften frisch
aufgebrühten Arabicas empfangen wurde. Großzügig reichte Wünnenberg ihm

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