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Die dunkle Seite

Die dunkle Seite

Titel: Die dunkle Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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mehr.
    »Was hast du vor?« wimmerte er.
    »Ich mag dich nicht mehr, Ymir. Du hast mich belogen.« Der andere grinste. »Ich glaube, ich werde dich in nächster Zukunft schneiden.«
    Solwegyns Schrei hallte durchs Haus.

15.45 Uhr. Menemenci
    Er war nahe daran, zurückzufahren, als ihm endlich dämmerte, daß der Club nur hinter der grünen Toreinfahrt liegen konnte.
    Wenige Meter weiter wichen die Hecken einem kleinen Parkplatz.
    Menemenci stellte den Wagen ab, betrachtete sich im Rückspiegel, strich Haarsträhnen aus der Stirn und fand, er sehe ganz passabel aus. Niemand sollte sagen, die Polizei wüßte nicht aufzutreten. Vor allem, wenn sie überraschend kam.
    Er stieg aus und trat zu dem Tor. Links war eine Pforte eingelassen. Das Klingelschild wies dezent den Namen des Clubs aus, ohne daß sich erahnen ließ, was sich dahinter verbarg. Menemenci spähte über das Tor, betrachtete die Villa und entdeckte zwischen den Bäumen die Überwachungskameras.
    Auch gut.
    Als er schellen wollte, fiel ihm auf, daß die Pforte einen Spalt offenstand.
    Er bückte sich und untersuchte das Schloß. Weniger, weil er einen konkreten Verdacht hatte, als vielmehr aus Gewohnheit. Offenen Türen haftete grundsätzlich etwas Widernatürliches an.
    Aber er konnte nichts Ungewöhnliches finden.
    Ohne zu klingeln stieß Menemenci die Pforte auf und ging über die Zufahrt zur Villa. Je überraschender er kam, desto besser. Der Weg stieg leicht an. Auch die Haustür war nur angelehnt. Als Menemenci dagegen drückte, schwang sie lautlos auf und gab den Blick frei auf ein Ungeheuer, das einige Meter weiter hinter einer Bar hockte und die Zähne fletschte. Diffuses Licht tränkte das Innere des Hauses mit Ungewißheit.
    Menemenci trat ein und betrachtete staunend die illustre Ansammlung schwebender, knieender und kopulierender Skulpturen unter den schwelenden Augen des Monsters hinter der Bar. Krantz hatte gesagt, Solwegyn würde Geister und Teufel beschwören. Der Teufel hätte sich totgelacht, aber die Begleitumstände waren sicher anregend genug, um sich spaßeshalber beschwören zu lassen.
    Er ging bis zu der Bar und ließ den Blick kreisen. Eine Treppe führte ins Obergeschoß. Menemenci ging bis zum Absatz und sah nach oben. Die Treppe beschrieb einen Bogen und endete an einem roten Vorhang.
    War da nicht auch ein Durchgang gewesen, der nach unten führte?
    Im Keller sind die Leichen, dachte er grinsend. Solange ihn niemand bat, sich auszuweisen und sein Hiersein zu erklären, konnte er die Chance nutzen und sich umsehen. Er ging um die Treppe herum und fand sich vor einem Rundbogen wieder, hinter dem sich eine weitere Treppe abwärts schraubte und in einem rotbeleuchteten Raum endete. Viel war davon nicht zu sehen. Falls der Keller auch nur annähernd so groß war wie das Erdgeschoß, lohnte es sich auf alle Fälle, ihn näher in Augenschein zu nehmen. Zumal es, wie Menemenci feststellte, von unten angenehm kühl heraufzog.
    Er schlich die Stufen hinunter und fand sich in einem Gang, der sich weiter hinten nach rechts und links öffnete und an einem neuerlichen roten Vorhang endete. Zu beiden Seiten gewahrte er Löcher in den Wänden, groß genug, um bequem hindurchzukriechen. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wozu sie dienten. Als er den Kopf durch eine der Öffnungen steckte, sah er Teppichboden und Kissen sowie Hunderte winziger Lichtquellen. Er fragte sich, wie es in den Höhlen aussehen mochte, wenn alle diese Lichter leuchteten. Der Teppichboden war tiefdunkelblau. Lag man dann im Schoß des Universums?
    Er schlich weiter und bestaunte die unheilverheißenden Geräte und Ketten in den angrenzenden Kammern, als er ein langanhaltendes Stöhnen zu hören glaubte.
    Menemenci stand stocksteif und lauschte.
    Wieder ein Stöhnen.
    Langsam zog er die Waffe aus der Gürteltasche. Offenbar wurden hier eine Menge Sadomasospielchen durchgezogen. Gehörte das Stöhnen zum Programm?

    Möglich, daß Solwegyn hinter dem Vorhang seinem Privatvergnügen nachging. Aber die Laute hatten nicht gerade lustvoll geklungen. Hinzu addierten sich ein offenes Tor und eine angelehnte Haustür.
    Es gehörte eindeutig nicht zum Programm.
    Menemenci nahm die Waffe hoch, zog den Vorhang beiseite und trat rasch ein. Sofort sah er zu, daß sein Rücken Wandberührung hatte. Die Waffe schwenkte um hundertachtzig Grad nach rechts und wieder zurück. Es dauerte weniger als zwei Sekunden, und Menemenci wußte, daß niemand im Raum war außer ihm und

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