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Die dunkle Seite

Die dunkle Seite

Titel: Die dunkle Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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der
    Gestalt, die zu Füßen einer weiteren riesigen Figur kauerte.
    Er steckte die Waffe wieder ein und lief hinüber zu dem zusammengesunkenen Körper. Im Näherkommen sah er, daß der Mann an den Oberschenkel der weiblichen Figur gebunden war. Seine Brust hob sich und entließ ein neues Stöhnen, das tief aus ihm herauszudringen schien. Der Kopf auf seiner Brust. Menemenci warf einen Blick hinter sich, kniete nieder und hob das Kinn des Mannes an.
    Er prallte zurück.
    Was um Gottes willen war mit seinem Gesicht geschehen ? Stirn und Wangen waren voller Blut. Stellenweise sah es aus, als hätte man ihm...
    Im selben Moment öffnete der andere die Augen und starrte Menemenci an. Der linke Augapfel war weiß und teilnahmslos, der andere voller Entsetzen.
    »Nein«, kreischte er.
    Menemenci preßte ihm die Rechte auf den Mund und legte den Zeigefinger der anderen Hand an die Lippen.
    »Ruhig«, flüsterte er. »Ich tu Ihnen nichts.«
    Der Mann wimmerte weiter.
    »Seien Sie still«, zischte Menenemci. »Ich binde Sie los, aber seien Sie endlich still.«
    In das rechte Auge des Mannes kehrte so etwas wie Verständnis und Klarheit zurück. Er nickte heftig. Menemenci zog die Hand fort und suchte die Stricke, mit denen der andere an die Frau gefesselt war, nach Knoten ab.
    »Sind Sie Ymir Solwegyn?«
    »Ja«, keuchte der Gefesselte. »Machen Sie schnell, ich weiß nicht, wo er ist! Mutter Gottes! Er hat gesagt, er kommt zurück und macht weiter. Aber ich hab ihm doch alles gesagt. Mehr weiß ich nicht, mehr weiß ich doch nicht, oh Gott, machen Sie schnell, bitte!«
    Menemencis Hände glitten über die Stricke.
    »Wer ist er?« fragte er ruhig. »Derselbe, der Üsker auf dem Gewissen hat?«
    »Üsker! Hätte ich bloß niemals auf diese Anzeige reagiert.« Solwegyns Stimme begann zu zittern. »Die Detektivin hat gesagt... oh Gott, schnell. Machen Sie mich los, ich will hier raus, um Gottes ...«
    »Hören Sie endlich auf zu schreien«, fuhr Menemenci ihn an. Er stand auf und lief so schnell er konnte um die Frauengestalt herum.
    Die Stricke waren um den gewaltigen Schenkel gebunden und dahinter verknotet worden. Er bückte sich, soweit es sein Taillenumfang erlaubte, und begann daran herumzunesteln.
    »Ich hole Sie hier raus«, sagte er. »Ich versprechʹs Ihnen, okay?
    Wer hat Ihnen das angetan?«
    »Ich will nicht so enden wie Üsker«, weinte Solwegyn.
    »Sagen Sie mir den Namen.«
    Die Stricke saßen fest. Menemenci versuchte, eine der Schlingen mit Daumen und Zeigefinger auseinanderzupressen. Langsam und widerwillig löste sich der Knoten. Er hielt inne, wischte sich den Schweiß von der Stirn, der ihm in die Augen tropfte, und machte weiter.
    Hinter der Figur raschelte Kleidung.
    Menemenci begriff augenblicklich, daß er in eine Falle geraten war. Er ließ die Stricke fahren und griff nach seiner Waffe, aber seine Finger erreichten das Halfter nicht mehr. Ein heftiger Schlag traf ihn am Hinterkopf.

    Alles verschwamm vor seinen Augen.
    Er sackte nach vorne und schlug auf.

15.56 Uhr. Solwegyn
    Ymir Solwegyn wußte im selben Moment, daß der dicke Mann es nicht geschafft hatte.
    Er begann zu beten.
    Sein Peiniger trat in sein Blickfeld und schüttelte nachsichtig den Kopf.
    »Weißt du, was ich hasse«, sagte er. »Wenn jemand meine Spielregeln durcheinanderbringt.«Er seufzte. »Gut, daß du hinter deinem Superweib ein bißchen Platz gelassen hast. Man kann sie von hinten nehmen. Sie hat einen verdammt harten Arsch, muß ich dir sagen, aber alles andere als schlecht. Hast du sie schon versucht zu ficken?«
    »Bitte«, wimmerte Solwegyn.
    »Ob du sie gefickt hast, will ich wissen?«
    »Nein. Nein, ich...»
    »Die Antwort mag ich nicht, mein Alter. Ich mag keine Neins.
    Denk doch mal positiv.«
    »Ja, ja, ja!« heulte Solwegyn. »Ich hab sie gefickt, ja!«
    »Na siehst du«, sagte der andere. »Und was machen wir jetzt, nachdem sich dein Besuch unhöflicherweise schlafen gelegt hat?«
    »Bitte!« flehte Solwegyn. »Ich hab dir alles gesagt. Ich will nicht sterben wie Üsker, ich hab dir die Wahrheit gesagt, alles, was du wissen wolltest, ich schwöre!«
    »Bei wem oder was ?«
    »Bei meinem Leben!«
    »Das ist nichts wert. Komm, laß dir was einfallen, überzeug mich.«
    »Beim ... beim Leben meiner Frau.«
    »Du hast eine Frau ?« prustete der andere los. »Das ist ja hinrei‐
    ßend! Wer hat sich denn in dein vermatschtes Auge verliebt?«
    »Ich schwöre, ich schwöre, schwöre, schwöre«, sagte Solwegyn mit

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