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Die dunkle Seite

Die dunkle Seite

Titel: Die dunkle Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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dans son bureau? Ah, il est monte.«
    Sie legte auf und verwünschte die Firma dafür, immer noch keinen Fahrstuhl installiert zu haben. Es wäre ein leichtes gewesen, man hätte nur das Treppenhaus verkleinern müssen. Eine Maßnahme, die Mormon rundheraus ablehnte. Wer zu ihm nach oben wollte, mußte laufen. Inklusive er selber.
    Ein Immobilienmakler, der keinen Fahrstuhl besaß. Mormon mochte tausendmal die Schönheit des Treppenhauses anführen, Stufen blieben Stufen.
    Sie drehte das Päckchen hin und her und erging sich in Spekulationen. Eine Eilzustellung am Sonntag! Schrecklich interessant. Ob es was mit dem Anruf von gestern nachmittag zu tun hatte? Mit dem Mann, der sich hatte vergewissern wollen, daß Mormon diesen Sonntag zu Hause sein würde? Bestimmt hatte es was mit dem Mann zu tun!
    Eine Überraschung war da drin.
    Warum bekam sie nie Überraschungen ? Außer der, daß sie und zwei ihrer Kolleginnen am Tag des Herrn im Kontor zu erscheinen hatten.
    Seufzend begab sie sich in den fünften Stock. Früher hatten dort die Wohnungen der Bediensteten gelegen. Aber Mormon hatte die beiden oberen Stockwerke zu einem verbunden, so daß sich die Frau nach beinahe hundert Stufen einem beeindruckenden Entree gegenübersah. Dennoch gänzlich unbeeindruckt, weil an den Anblick gewöhnt, drückte sie auf die Klingel und wartete.
    Einer der Türflügel schwang auf und gab den Blick frei in einen lichtdurchfluteten Raum.

    »Allô, Nadine«, sagte die Frau, die ihr geöffnet hatte. Sie war Ende dreißig und trug Jeans und T‐Shirt.
    »Bonjour Madame Mormon. Un petit paquet est arrive pour votre époux.« Sie lächelte pflichteifrig. »Un envoi urgent dʹAllemagne.«
    »Merci Nadine. Je vais le lui donner. «
    Nadine schien auf etwas zu warten. Ihr Lächeln war wie eingefroren.
    »Merci encore«, sagte Madame Mormon und schloß die Tür vor ihrer Nase.
    Sie ging durch die Wohnung nach hinten und betrat ein Arbeitszimmer. Hinter einem Schreibtisch saß ein athletisch gewachsener Mann mit schwarzem Haar, das erste Anzeichen von Silber aufwies.
    Sein Blick unter den dichten Brauen hatte etwas Stechendes. Als er sie sah, verzogen sich seine Züge zu einem Lächeln.
    »Quʹy a‐t‐il, mon cheri?«
    »Tiens.« Sie legte das Päckchen vor ihn hin. »Un envoi urgent dʹAllemagne.«
    »Ah, montre voir!«
    »Tu attends quelque chose de particulier?«
    »Non, je ...« Sein Blick fiel auf den Absender. Er erstarrte. Von einem Moment zum anderen wurde sein Gesicht aschgrau.
    »Verdammte Scheiße«, sagte er auf deutsch.
    »Quʹas‐tu dit?«
    Er antwortete nicht, sondern starrte auf das Päckchen.
    »Andre? Ist etwas nicht in Ordnung?« Möglicherweise wollte er deutsch sprechen. Das geschah hin und wieder, wenn er unter Streß stand. Und im Augenblick schien er gewaltig unter Streß zu stehen.
    Sie hatte deutsch gelernt, um ihm eine Freude zu machen, und im allgemeinen freute er sich auch.
    Jetzt sah er aus, als sei ihm ein Gespenst erschienen.
    »Doch«, murmelte er. Er hob den Kopf und zeigte ein gezwungenes Lächeln. »Doch, doch. Würdest du wohl Nadine Bescheid sagen, sie soll die Verträge fertigmachen für den Verkauf in der Avenue Niel und damit hochkommen. Aber nicht so früh. Sagen wir, in...« Er warf einen Blick auf die Uhr. »In einer guten Stunde.«
    »Ich glaube, sie ist ein bißchen böse, daß sie an einem Sonntag herkommen muß wegen der Sachen. Kannst du nicht sie früher die Verträge ...« Etwas stimmte mit der Satzstellung nicht. Sie versuchte es noch mal. »Wenn du sie früher ...«
    »Nein, nein.«
    »Ist wirklich alles in Ordnung, cheri?«
    »Ja doch, sicher! Ich bin nur ziemlich beschäftigt, es ist alles ein bißchen viel im Augenblick. Du tätest mir einen großen Gefallen.«
    »Wie du willst. Wer ist der Absender? Jemand, den wir kennen?«
    Er blinzelte.
    »Wie? Nein, niemand. Eine Werbesendung, denke ich. Wir hatten Muster angefordert von ... egal. Sagst du Nadine Bescheid?«
    »Naturellement. Ne travailles pas de trop. Tu as lʹair fatigue.«
    »Promis. «
    Nachdem sie gegangen war, saß Andre Mormon längere Zeit vor
    dem Päckchen und traute sich nicht, es zu öffnen. Vorsichtig drehte er es hin und her, schüttelte es und hielt es ans Ohr.
    Dann bemerkte er den dunklen Fleck.
    Da war etwas ausgelaufen. Nur ein Tropfen. Sah aus wie ...
    Seine Hände machten sich an dem Papier zu schaffen, rissen es auf, lösten hastig die Klebestreifen und klappten den Deckel hoch.
    Im Innern lagen eine

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