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Die dunkle Seite

Die dunkle Seite

Titel: Die dunkle Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Vielleicht.«
    »Ich brauche ein paar Informationen, nur ein paar Minuten Ihrer Zeit. Darf ich Sie besuchen kommen?«
    »Was für Informationen?«
    »Über die Fremdenlegion. Vielleicht auch über ZERO.«
    »Was bringt Sie auf die Idee, ich könnte Ihnen dabei von Nutzen sein?« fragte Solwegyn.
    »Ihr Anruf«, sagte Vera knapp.
    Solwegyn schien zu überlegen.
    »Also gut«, sagte er langsam. »Kommen Sie vorbei. Um die Mittagszeit, ich bin auf jeden Fall da. Wir treffen uns in meinen ... Geschäftsräumen.«
    »Wo ist das?«
    »Porz. Kommen Sie mit dem Auto?«
    »Ja.«
    »Ich werde Ihnen sagen, wie Sie fahren müssen. Es ist nicht ganz einfach zu finden. Klingeln Sie im Red Lion.«
    »Okay.«
    Solwegyn erklärte ihr den Weg. Es klang nicht kompliziert, aber er bestand darauf, sie würde sich mindestens einmal verfahren. Dabei lachte er wieder auf seine gutturale, fast unhörbare Art.
    Vera legte ihre Hand auf die linke vordere Kante der schwarzen Schreibtischplatte. Mit kaum hörbarem Summen fuhr der Großbildschirm aus, den sie für Verzeichnisse und umfangreiche Dokumente bevorzugte. Sie rief das Telefonverzeichnis auf, eine erweiterte, inoffizielle Fassung, für die sie einige Kontakte hatte spielen lassen. Es enthielt im wesentlichen die Kölner Eintragungen, allerdings unter Hinzufügung diverser Geheimnummern und illegaler Anschlüsse.
    Sie wußte, daß sie dieses Verzeichnis nicht hätte besitzen dürfen.
    Aber wer wußte davon?
    Sie hatte Marmann bereits darin gesucht, direkt als erstes. Natürlich war er nicht verzeichnet.
    Ebensowenig tauchte in Köln ein Ymir Solwegyn auf. Da Vera nicht wußte, wie man den Namen schrieb, versuchte sie es nacheinander mit Sol, Sul, Syol, Zol und so weiter, rief dann das Groß‐
    raumverzeichnis auf und kam zu dem gleichen Ergebnis. Kein Ymir Solwegyn weit und breit.
    Sie versuchte es unter der Nummer, die er ihr gegeben hatte.
    Diesmal hatte sie mehr Glück. Das Programm fand eine Adresse in Porz: RED LION. PRIVATCLUB.
    Das Red Lion war also ein Club. Einer nach britischem Vorbild, in dem geschäfts‐ und ehemüde Millionäre die Rätsel im ZEIT-Magazin lösten?
    Wohl kaum.
    Solwegyns persönliche Geheimnummer schien jedenfalls mehr als geheim zu sein. Falls er überhaupt eine besaß.
    Ob Bathge diesen Solwegyn kannte?
    Er hatte sich noch nicht gemeldet. Wie viele ehemalige Söldner und Legionäre lebten in Köln? Auf jeden Fall hatte ihre Anzeige jetzt schon mehr gebracht als erhofft. Solwegyn verhieß Aufklärung.
    Ihre erste heiße Spur auf der Suche nach Marmann.
    Vera ließ einen zusätzlichen kleineren Monitor ausfahren und aktivierte das Peilprogramm.
    Sie fand Bathge auf der anderen Rheinseite. Er war im Hyatt. Zumindest das Feuerzeug.
    Jetzt, da sie seinen Aufenthaltsort kannte, würde es ein leichtes sein, an eine Liste der Hotelgäste zu kommen. Wann eingecheckt, bis wann gebucht, all das.
    Was mochte er den Tag über tun außer warten?
    Sie hatte ihn nicht danach gefragt. Bis gestern hatte es sie nicht mal interessiert.
    Natürlich ging es sie auch nicht das geringste an.
    Aber ebensowenig ging es sie etwas an, was in Kuwait passiert war. Dennoch hatte er sie auf eine Weise ins Vertrauen gezogen, als suche er ihre persönliche Nähe. Wie hätte er wissen sollen, daß sie nichts schwerer ertragen konnte als Nähe?
    Oder änderte sich auch das?
    Einen Moment lang kam sie sich schäbig vor, ihn so zu observieren. Dann schaltete sie den Monitor ab.
    Sie würde keine weiteren Nachforschungen über ihn anstellen.
    Vorerst zumindest.

10.02 Uhr. Präsidium
    Roth war eben damit befaßt, eine Reihe von Materialproben auszuwerten, als die Türe aufging. Ein sehr beleibter Mann in einem schlecht sitzenden Anzug trat ein und lächelte. Seine Gesichtszüge waren weich und freundlich, das strähnige graue Haar erweckte den Eindruck, als sei die Zuführung von Shampoo einen Tag überfällig. Unter dem Doppelkinn schlang sich eine schlechtgeknotete Krawatte.
    Die Augen straften die gemütliche Tapsigkeit seiner Erscheinung Lügen. Über dem Lächeln stachen sie silbrig hervor wie Seziermesser.
    Ein Blick, dem nichts entging.
    »Guten Morgen«, sagte der Mann.
    Roth fröstelte.
    Er wußte, wer ihn da besuchte, ohne daß er je direkt mit Arik Menemenci zu tun gehabt hatte. Intuitiv begriff er, was der Besuch zu bedeuten hatte.
    Er lächelte zurück und hoffte, er möge sich irren.
    »Morgen. Kann ich was für Sie tun?«
    Menemenci deutete auf einen freien Stuhl zu Roths

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