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Die dunkle Seite

Die dunkle Seite

Titel: Die dunkle Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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gewesen! Deswegen hatte er sich ja bei Menemenci beschweren wollen.
    Unverzüglich rief er den Kommissar an und sagte: »Ich habe gerade festgestellt, daß Sie meine Bilderwand wieder komplettiert haben. Ist irgend etwas mit dem Foto, das ich wissen sollte?«
    »Wovon reden Sie?« fragte Menemenci. Er war ganz offenbar verwirrt.
    »Von dem Foto, das Üsker in der Wüste zeigt«, erklärte Krantz.
    »Ich schätze, Sie haben es kurzzeitig entführt.«
    »Ich habe was?«
    Krantz stutzte. »Sie sind nicht in mein Zimmer gegangen und haben da was weggenommen?«
    »Was denn, um Himmels willen?«
    »Ein Foto! Das Foto halt.«
    »Nein.«
    »Dann ... tut mir leid.«
    »Was ist denn mit dem Foto?«
    »Nichts«, sagte Krantz. »Schon gut, ich muß mich geirrt haben.
    Alles okay.«
    »Sind Sie mit der Namensliste weitergekommen?«
    »Nicht sonderlich.«
    »Treten Sie denen auf die Füße, sie sollen schneller machen. Wir haben nicht das ganze Jahr Zeit.«

    »Wie läuftʹs bei Ihnen?«
    »Schleppend«, sagte Menemenci. »Ich trete mir selber auf die Fü ße. Kommen Sie rüber, ich erzählʹs Ihnen.«
    Krantz legte auf und fixierte mit gerunzelter Stirn die Metaplanwand.
    Wer zum Donnerwetter ging in sein Büro, wenn er nicht da war, und nahm Bilder von der Wand, um sie kurze Zeit später ebenso verstohlen wieder hinzuhängen?
    Er versuchte zu rekapitulieren, was gestern gewesen war.
    Das Bild hatte gefehlt. Als Folge war er losgezogen, um Menemenci danach zu fragen, aber dann hatte er aus irgendeinem Grund vergessen, die Sache zu klären.
    Hatte es schon wieder dort gehangen, als er in sein Büro zurückgekehrt war?
    Als dieser Roth aus seinem ...
    Moment mal. Er hatte dem Kerl einen Kaffee spendiert. Sonst gab es nicht das geringste, was sie miteinander verband. Krantz hatte ihn aus seinem Zimmer kommen sehen. Er hatte ihm hinterhergerufen, aber Roth hatte ihn nicht gehört und war weitergegangen.
    Oder hatte er nur so getan, als höre er ihn nicht?
    Was wollte Roth mit dem Bild? Er arbeitete nicht an dem Fall. Genaugenommen tangierte seine Arbeit nicht im mindesten das, was hier geschah.
    Eine Weile stand Krantz unbeweglich vor der Wand. Dann verließ er schnellen Schrittes sein Büro, um Menemenci aufzusuchen.

9.55 Uhr. DeTechtei
    Als erstes versuchte sie, Solwegyn zu erreichen. Es war längere Zeit besetzt. Endlich meldete sich eine Männerstimme, ohne einen Namen zu nennen.
    »Kann ich mit Ymir Solwegyn sprechen?« fragte Vera.
    »Er ist nicht hier.«
    »Ich hatte eine Nachricht von ihm auf meiner Mail Box. Er hat in meinem Büro angerufen, kurz nach drei Uhr morgens, und um Rückruf gebeten.«
    »Wer sind Sie?«
    »Ist Solwegyn wirklich nicht da? Es ist dringend!«
    »Ich muß Ihren Namen wissen.«
    Vera überlegte.
    »Sagen Sie ihm, ZERO ist am Telefon.«
    In der Leitung entstand ein kurzes Schweigen.
    »Moment«, sagte der Mann.
    Es rumpelte, als er den Hörer aus der Hand legte. Sie hörte Schritte, die sich entfernten, und gedämpfte Stimmen. Dann kehrten die Schritte zurück.
    »Hören Sie?«
    »Ja.«
    »Ich stelle Sie durch.«
    Vera wartete, während süßliche Orchestermusik in ihr Ohr dudelte. Nach einer halben Minute brach die Melodie abrupt ab.
    »Solwegyn«, sagte die Stimme, die sie schon von der Mail Box kannte. Sie klang tief und weich, fast schnurrend.
    »Vera Gemini. Sie haben auf meine Mail Box gesprochen.«
    »Gemini«, wiederholte er nachdenklich. »Ja, heute früh. Entschuldigen Sie die unorthodoxe Zeit. Sollten wir uns kennen, Frau ...
    Gemini?«
    »Nein«, sagte sie. »Aber Sie kennen ZERO, habe ich recht?«
    »Ich weiß noch nicht«, sagte Solwegyn vorsichtig. »Was wollen Sie überhaupt?«
    »Mich mit Ihnen unterhalten, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Und warum?«
    »Ich bin Privatdetektivin.«
    »Eine Privatdetektivin.« Solwegyn stieß ein kurzes Lachen aus, mehr die Vibration eines Lachens. Der Gedanke schien ihn zu amü sieren. »Warum haben Sie die Anzeige aufgegeben?«
    »Um ehemalige Fremdenlegionäre oder Mitglieder von ZERO kennenzulernen. Leute, die Mehmet Üsker kannten und Andreas Marmann.«
    Wieder herrschte Schweigen.
    »Sie sind an der falschen Adresse, mein Fräulein.« Solwegyns Sprechweise klang schleppend und lasziv. Jetzt mischte sich ein abweisender Unterton mit hinein. »Ich habe von Üsker in der Zeitung gelesen. Ich kann Ihnen nicht helfen.«
    »Mir gehtʹs weniger um Üsker als um Marmann«, versicherte Vera hastig. »Sagt Ihnen der Name was?«
    »Marmann?

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