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Die dunkle Seite

Die dunkle Seite

Titel: Die dunkle Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Rechten. Sie waren alleine in dem Büro.
    »Erlauben Sie, daß ich mich setze?«
    »Bitte.« Roth machte eine einladende Handbewegung.
    »Sehr freundlich.« Menemenci ließ sich vorsichtig, als könne der Stuhl unter seinem Gewicht Schaden nehmen, darauf nieder. »Ich hoffe, ich störe Sie nicht bei irgend etwas Wichtigem.«
    »Nein, es geht schon.«
    »Gut.«
    Er schürzte die Lippen und sah Roth nachdenklich an. »Ich bin mir nicht sicher, wie ich anfangen soll. Sagen wir mal, ich habe eine Vermutung. Um sie zu bestätigen, bin ich auf Ihre Hilfe angewiesen, also müßten Sie mir versprechen, wahrheitsgemäß mit Ja oder Nein zu antworten.«
    Roth seufzte.
    »Natürlich«, sagte er.
    Menemenci nickte befriedigt.
    »Bestens. Sehen Sie, wir arbeiten gerade an dem Mordfall Üsker. Ich kann nicht sagen, daß wir in Hinweisen ersticken. Um genau zu sein, haben wir erschreckend wenig. Aber möglicherweise kreisen wir auch um uns selber, und ein ganz anderer könnte den Schlüssel zur Lösung bereithalten, vielleicht sogar ohne es zu wissen. Wenn also beispielsweise jemand in das Büro meines Mitarbeiters geht und ein Foto von der Wand nimmt, um es kurze Zeit später wieder hinzuhängen, ist das erst mal nichts Besonderes. Wenn er es aber heimlich tut, beginnt man sich Fragen zu stellen. Eine mögliche Antwort wäre, daß dieser Jemand glaubt, auf etwas von Interesse gestoßen zu sein, sich aber erst vergewissern möchte, bevor er die ermittelnden Beamten verrückt macht. Verständlich, meiner Meinung nach. Was denken Sie? Könnte es so gewesen sein?«
    Roth sah ihn an und suchte nach etwas Diplomatischem, das er erwidern könnte. Die silbrigen Augen schnitten sämtliche Ausflüchte ab. Er fühlte sich verwirrt und beschämt.
    »Ich sehe, Sie sind meiner Meinung«, sagte Menemenci sanft. »Das beruhigt mich, entfacht nun aber erst recht meine Neugierde. Natürlich, selbst wenn die fragliche Person ihrerseits zu dem Schluß gelangt wäre, einer falschen Spur gefolgt zu sein, würde ich gerne wissen, welcher. Ich muß mich mit dem Fall rumschlagen. Eine schweißtreibende Sache. Das heißt, ich bin auf absolute Kooperation angewiesen.«
    Roth füllte seine Lungen langsam mit Luft und ließ sie dann stoß artig entweichen.
    »Ich ... hatte das Foto gesehen, als ich in Krantzʹ Zimmer war«, sagte er.
    »Ja, da hing es«, sagte Menemenci. »Beziehungsweise hängt es wieder. Krantz dachte erst, ich hätte es weggenommen. Warum haben Sie es getan?«
    »Ich wollte es überprüfen.«
    »Das ist sicher sehr vernünftig. Wir tun den ganzen Tag nichts anderes. Was mich nur wundert, ist, daß Sie mit dem Fall doch gar nichts zu schaffen haben. Warum dieses ausgeprägte Interesse an diesem einen Foto? Es hängen jede Menge da. Warum dieses?«
    »Weil... es könnte sein, daß jemand auf dem Bild...«
    Roth stockte.
    So ein verdammter Mist!
    Er hätte es wissen sollen. Bitte, Tom, bitte! Und jetzt? Was sollte er tun? Er würde Ärger kriegen, und er würde Vera verraten.
    »Ja?« sagte Menemenci erwartungsvoll.
    Roth schwieg.
    »Wissen Sie, was ich glaube?« sagte Menemenci nach einer Weile.
    »Wenn Sie persönlich jemanden darauf erkannt hätten, wären Sie zu uns gekommen. Komisch, aber mir scheint eher, als ob Sie gar kein persönliches Interesse an dem Foto haben. Leider haben Sie auch keine Antwort auf meine Frage.« Er runzelte die Stirn. »Nun weiß ich – weil ich mich ein bißchen schlau gemacht habe –, daß Sie ein verläßlicher und guter Mann sind, dem wir keine Schwierigkeiten machen sollten. Ich bin immer geneigt, zuallererst an das Gute zu glauben. Sprich, Sie werden gute Gründe haben, zu schweigen. Ich muß meinerseits den Kerl zur Strecke bringen, der das arme Schwein zerstückelt hat. Das heißt, ich kann Ihr Schweigen unmöglich akzeptieren, so gern ich es vielleicht täte. Ich hoffe, Sie verstehen meine unangenehme Lage.«
    Roth nickte.
    »Was ich allerdings kann«, fuhr Menemenci fort, »ist, mir Ihre Gründe anzuhören und darüber zu entscheiden, ob die Sache hier im Raum bleibt.«
    Menemenci baute ihm die goldene Brücke. Roth wußte, daß dieses Angebot einmalig war. Wenn er weiterhin auf stur machte, käme dennoch alles raus, aber dann würde es richtig unangenehm.

    »Ich habe eine Kopie von dem Bild gemacht«, sagte er schlicht.
    »Ah ja. Wozu?«
    »Weil jemand, den ich kenne, mit einem Fall beauftragt worden ist, der ... in dem das gleiche Foto eine Rolle spielt. Es war purer Zufall, daß ich in Krantzʹ

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