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Die dunkle Seite

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Titel: Die dunkle Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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in die Luft gesprengt wurde, war das so ein Eingriff. Punktgenau, mit relativ geringer Sprengwirkung, die aber ihren Zweck erfüllte. F‐15 Jäger haben in der ersten Nacht den Großteil der irakischen Scud‐Rampen zerstört, nicht, weil sie irgendwelche dicken Dinger drauf geschmissen hätten, sondern per Infrarot und Laser. Die ganze Golfoffensive war darauf ausgerichtet, mittels chirurgischer Eingriffe einen Massenvernichtungskrieg zu verhindern und die Zivilbevölkerung rauszuhalten.«
    »Soweit ich mich erinnere, ist das ein paarmal schiefgegangen.«
    »Eigentlich nur, als der Amiriah‐Bunker vor Bagdad zerstört wurde. Vierhundert Zivilisten gingen dabei drauf. Behauptete Saddam!
    Ich denke, da hat er ausnahmsweise nicht gelogen, aber er kann es auch selber gewesen sein, um den Haß auf die Alliierten zu schü‐
    ren. Für ähnliche Aktionen diente ZERO, mit dem Unterschied, daß wir vorwiegend militärische Ziele angingen. Wir wurden noch vor der Bodenoffensive losgeschickt, um Missionen hinter den feindlichen Linien durchzuführen.«
    »Also Sabotage.«
    »Auch. Spionage, Sabotage. Und Geiselbefreiung. Eingriffe, wie sie die fliegenden Hochpräzisionswaffen der Alliierten nicht leisten konnten, weil sich diese Ziele nicht so einfach orten ließen. Wir mußten sie gewissermaßen ausbuddeln. Aber wir kannten das Terrain sehr gut. Einige von uns drangen bis weit über die irakische Grenze vor.«
    »Stimmt es, daß Bush auf Saddams Kopf einen Preis ausgesetzt hatte?«
    »Mit Sicherheit.« Bathge machte ein Pause. »Bei ZERO stand Geheimhaltung an erster Stelle. Manchmal zog ein Dutzend los, aber nur einer wußte, wo die Reise hinging. Dennoch sickerte hier und da was durch. Einige von uns waren darauf trainiert, Saddam zu töten.«
    »Ein Combat‐Kommando.«
    »Ja.«
    »Was ist aus ihnen geworden?«
    »Nichts, soweit ich weiß. Es hieß, sie seien gar nicht erst zum Einsatz gekommen. Offenbar hatten es sich Bush und Schwarzkopf wieder anders überlegt.«
    Bathge drückte seine Zigarette aus, griff nach dem Päckchen, das er vor sich auf den Tisch gelegt hatte, zog eine neue heraus und zündete sie mit Veras Feuerzeug an. Sie hatte gleich zu Beginn gesehen, daß er es wieder bei sich trug. Es erfüllte sie gleichermaßen mit Befriedigung wie Unbehagen.
    Ihr Klient.
    Warum konnte sie ihm nicht endlich ganz vertrauen?
    Die Kellnerin kam mit den Getränken. Vera nahm ihr Glas und sah den aufsteigenden Bläschen zu. Dann prostete sie Bathge zu.
    »Wo wir gerade bei Gerüchten sind«, sagte sie, »hätten Sie Lust, einen Ihrer alten Kumpels wiederzutreffen?«
    Bathge verfehlte fast sein Glas.
    »Haben Sie Marmann gefunden?« stieß er hervor.
    »Marmann? Nein.«
    »Schade. Ich dachte schon ...«
    »Aber jemanden, der ihn für uns finden wird, sofern er Lust dazu hat.« Vera zuckte die Achseln und trank. »Leider ist ihm seine Lust lieb und teuer.«

    »Wie teuer?« fragte Bathge gedehnt.
    »Dreißigtausend.«
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
    »Kein Interesse.«
    »Ich bezahle Sie, damit Sie Marmann finden. Dreißigtausend! Heiliger Bimbam! Von wem reden Sie überhaupt?«
    »Von Ymir Solwegyn.«
    Bathge starrte sie an.
    »Solwegyn ist hier?«
    »Leibhaftig.«
    »Nicht zu glauben. Ich dachte, der wäre mit der ganzen Legion verheiratet. Was um Gottes willen tut Solwegyn in Köln?«
    Vera grinste böse.
    »Sie wollen mir doch nicht weismachen, daß Sie ihn beim Blättern im Telefonbuch vergessen haben.«
    »Ich schwöre, daß ich nicht an Solwegyn gedacht habe. Ich wäre nie darauf gekommen, daß er wieder hier ist. Als wir nach Frankreich gingen, hatte er schon fünf Jahre Legionserfahrung auf dem Buckel und wollte unbedingt wieder zurück. Der alte Gauner war unglücklich ohne seine Familie.«
    »Familie gleich Legion?«
    »Ja.«
    »Möglicherweise hat er jetzt eine andere Familie. Es gibt da eine Frau, die ihm bemerkenswert selten widerspricht, weil sie nämlich überhaupt nichts von sich gibt. Sagt Ihnen der Name Katya was?«
    Bathge runzelte die Stirn.
    »Nein. Damals lebte er alleine. Sie vergessen, daß das alles fünfzehn Jahre her ist.«
    »Schon, aber ungeachtet der fünfzehn bitterlich langen Jahre scheint Solwegyn sehr genau zu wissen, wo Marmann zu finden ist.
    Er weiß auch, daß Marmann nicht mehr Marmann heißt.«
    »Sie meinen ...«
    »Ich meine, er wird das Geld haben wollen und Marmann dann fragen, ob er bereit ist, sich mit uns in Verbindung zu setzen.«
    »Augenblick mal.« Ein Flackern

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