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Die dunkle Treppe

Die dunkle Treppe

Titel: Die dunkle Treppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Fitzgerald
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auch nicht ertragen. Aber er sagte, er habe Zeit zum Nachdenken gehabt und sich entschlossen, mir zu verzeihen. Er entschuldigte sich sogar für seine Unhöflichkeit, umarmte mich fest und fragte, ob wir noch mal von vorne anfangen könnten.
    »Darf ich dich zum Abendessen einladen?«, fragte er. »Bitte!«

9
    Bronny lag entspannt in der Badewanne. Gerade hatte sie sich Achseln, Beine und Bikinizone rasiert. In einer Stunde war sie mit Francesco verabredet, und sie war aufgeregt. Fliss hatte ihr etwas von ihrem Schaumbad abgegeben, in das sie jetzt eintauchte: Mit geschlossenen Augen lag sie da und lauschte ins nasse Nichts.
    Bumm bumm bumm. Ein Geräusch wie aus dem Schoß der Erde, dumpf und fremdartig. Sie fuhr hoch und riss die Augen auf … Und da war er wieder. Stand direkt über ihr.
    »Geht’s noch?« Sie schrie, zog die Beine unter das Kinn und umschlang sich schützend mit den Armen.
    Pete schrie auch, und er hielt sich die Hand über die Augen in dem jämmerlichen Versuch, so zu tun, als habe er sie nicht nackt sehen wollen. Mit einer lahmen Entschuldigung verließ er das Bad.
    Bronny trocknete sich in Windeseile ab und zog sich an, und dann hämmerte sie gegen seine Tür. Er öffnete betreten und offensichtlich schlecht vorbereitet auf ihren Angriff, der nicht nur aus Wörtern wie Arschloch, Fiesling und Polizei bestand, sondern auch aus einer spektakulären und wohlplatzierten Ohrfeige. Dann ging sie, um ihren Körper auf den baldigen Verlust seiner Jungfräulichkeit vorzubereiten: Sie hatte beschlossen, dass selbiger noch am diesem Abend erfolgen werde.
    ***
    Francesco wartete im Weinlokal. Er trug Jeans und einen gestreiften Pullover und nippte an seinem Rotweinglas. Außerhalb des Hotels wirkte er irgendwie anders – weniger attraktiv. Aber nachdem Bronny zwei Pints Fosters getrunken hatte, sah er wieder gut aus. Einer entschuldigte sich beim anderen, und Bronny erzählte ihm von den Geräuschen.
    »Du bist aus Hicksville«, sagte er. »Musst dich wahrscheinlich erst mal an London gewöhnen. Entweder das, oder du hörst besser mit dem Kiffen auf.«
    Nachdem das Lokal geschlossen hatte, gingen sie zurück ins Haus. Die anderen saßen im Wohnzimmer und schauten sich eine Wiederholung von Eurotrash an. Es wurde laut gelacht und reihum an der Wassereimerpfeife genuckelt.
    Bronny saß auf der Wohnzimmermatratze neben Francesco und spürte, wie sein Knie das ihre berührte. Das Atmen fiel ihr schwer, als er ihre Hand nahm, und es fiel ihr sogar noch schwerer, als er sie unten am Rücken berührte und sanft streichelte. Bilder fluteten ihr Gehirn. Nun würde es also passieren. War es denn wirklich wahr?
    Ohne weitere Vorwarnung fiel er über sie her. Wie eine Elster aus Kilburn war er plötzlich da und pickte an ihr herum. Sie war überrascht und fand, dass sich sein Mund ziemlich komisch anfühlte – waren das seine Zähne? Wo fingen seine Lippen an, und wo hörten sie auf? Sie vergaß alles, was Fliss ihr beigebracht hatte: wie man schlabbriges Schnellknutschen verhindert, wie man Häuptling Flinke Eidechsenzunge in seine Schranken verweist, ohne dass es kränkend wirkt. Stattdessen machte sie, was sie zu Hause in Kilburn immer vor dem Waschbecken neben der Toilette geübt hatte: mit leicht zur Seite geneigtem Gesicht (ungefähr fünfundvierzig Grad) und halb geöffnetem Mund, mit feuchter, großer Schlabberzunge, mit langsamen, sanften, unregelmäßigen Zungenbewegungen, mit schwacher Nasenatmung oder ganz ohne.
    Aber es war schwierig, sich zu konzentrieren, und einmal, als seine Hand den Weg zu einer sehr privaten Stelle fand, fragte sie sich kurz, ob sie ihn vielleicht gebissen hatte. Schließlich musste sie so dringend Luft holen, dass sie ihn lachend wegstieß und sich im Zimmer nach den immer noch herumsitzenden Leuten umsah. Sie kicherte nervös und wartete, dass er vorschlüge, woanders hinzugehen, aber er schwieg. Stattdessen pickte er wieder an ihren Lippen herum, und dann setzte er zum großen Elster-Sturzflug an. Diesmal ließ Bronny die Augen geöffnet und sah vier Leute, die zwischen ihrem ersten Kuss und Kanal vier hin und her wechselten.
    »Ich gehe schlafen«, sagte Pete ein wenig schroff. Er saß auf dem Sofa gegenüber von Bronny und Francesco. Bronny brach die Küsserei ab, schnappte nach dringend benötigter Luft und sah zu, wie Pete das Zimmer verließ.
    »Ich gehe dann besser auch mal«, sagte Francesco.
    »Was?«
    »Bis morgen.«
    Und Francesco ging. Einfach so. Ohne seinen

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