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Die dunkle Treppe

Die dunkle Treppe

Titel: Die dunkle Treppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Fitzgerald
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aufgegeben hatte, war mir die Besessenheit, mit der ich mich diesem Spiel gewidmet hatte, seltsam und kläglich erschienen. Aber hier saß ich nun und war genauso besessen: von der Idee, einen Treffer im Spiel »Vögeln ohne tiefere Gefühle« zu landen.
    »Ich denke, wir sollten es langsam angehen lassen«, sagte Francesco nach einem weiteren langweiligen Abendessen, für das er die Rechnung beglichen hatte. »Ich hab dich zu gern.«
    Ich hatte drei Pints Lager getrunken, die mir mindestens ebenso sehr in die Schenkel gefahren wie zu Kopf gestiegen waren, und ich war ziemlich gereizt drauf. Ich wollte es tun, und zwar noch in dieser Nacht.
    »Fick mich ›langsam‹. Zieh einfach deine Hose aus.« Wir standen in seinem Zimmer im Hostel, und ich zerrte tatsächlich an seinem Reißverschluss. Er hielt mich mit der Hand davon ab. Was zum Teufel stimmte nicht mit ihm?
    »Lass uns das morgen beim Abendessen besprechen. Ich habe eine Magenverstimmung.«
    Er schob meine Hand zur Seite und öffnete seine Zimmertür, damit ich gehen konnte.
    »Ich will kein Abendessen, ich will Sex!«, schrie ich. Die Tür stand weit offen, und mein Computerfreund Hamish war im Foyer. Er zuckte zusammen.
    »Bronny! Warte!«, sagte Hamish und folgte mir aus dem Hotel.
    »Was stimmt nicht mit mir?«, fragte ich ihn. Er setzte sich mit mir auf die Eingangstreppe.
    »Nichts. Du bist perfekt. Er verhält sich im Grunde sehr anständig.«
    »Wer will das denn?«
    »Du willst das, glaub es mir. Und dir bleibt noch viel Zeit für diese Dinge. Kein Grund zur Eile. Hab einfach Spaß am Leben.«
    »Ich hab Angst, dass ich sie nie verlieren werde.«
    »Jetzt mach dich mal locker.«
    Ich nahm Hamishs ausgezeichneten Ratschlag an. Wir gingen ins Haus, rauchten zwei Wassereimerpfeifen und aßen mindestens sieben Scheiben Weißbrot mit Butter und crunchy Erdnusscreme. Gerade als wir den gesamten Brotlaib niedergemacht hatten, kam Pete in die Küche. Er sah aus, als ob es ihm nicht gut ginge.
    »Hast du mir was aufgehoben?«, fragte ich.
    »Was?«
    »Grünes Curry.«
    »Oh. Nein.«
    »Da hab ich anscheinend Glück gehabt. Du wirkst ein bisschen kränklich.«
    »Mir geht’s gut«, sagte er und verließ die Küche mit einem Glas Wasser.
    ***
    Nachdem Hamish gegangen war, hatte ich einen irren Einfall. Er war mir gekommen, als ich die Wohnzimmerwand angestarrt hatte. Wäre es nicht total lustig und – aber klar doch! – geradezu unabdingbar, dass ich mich auf Zehenspitzen die Treppe hochschliche, die Tür zu Petes Zimmer aufrisse und »BUH!« schrie?
    Er lag nackt auf seiner Matratze und unternahm nicht mal den Versuch, sich zu bedecken. Ich wiederum unternahm keinen Versuch, mit dem Starren aufzuhören. Erst starrte ich sein Gesicht an, dann seinen Oberkörper und dann sein bestes Stück. Ich hatte diesen Teil eines Mannes noch nie in echt gesehen, und in Petes Fall gab es einiges zu gucken. Als mein Blick endlich wieder zu seiner oberen Hälfte zurückwanderte, streckte er den Arm aus und hielt mir die Hand entgegen. In meinem Backenzahn hatte sich ein Stück Erdnuss verfangen. Ich prokelte es mit der Zunge raus, drehte mich um und verließ festen Schrittes den Raum. Im Flur blieb ich stehen und lehnte mich atemlos und ein wenig benommen gegen die Tür.
    »Aua!« Pete hatte die Tür geöffnet, während ich noch dagegenlehnte. Ich fiel ihm rücklings in die Arme. Als ich mich aufrichtete und umdrehte, sah ich erleichtert, dass er seine Shorts angezogen hatte.
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Hm-hm, alles prima«, brachte ich schluckend hervor und löste endlich meine Hände von seinen tätowierten Oberarmmuskeln.
    Immer wenn dieser Typ in der Nähe war, fühlte ich mich plötzlich unbeholfen. Ganz anders als bei Francesco, der mich, um die Wahrheit zu sagen, so sehr langweilte, dass ich in seiner Gegenwart quasi tiefenentspannt war. Während unserer folgenlosen Restaurantbesuche hatte Francesco über nichts als das Essen gesprochen. Er kam aus reichem Haus und aß fast immer in Restaurants, ganz im Gegensatz zu den meisten Reisenden im Royal, die ständig pleite waren und sich vornehmlich von Instantnudeln, Erdnussbuttertoast und Pasta al Pesto ernährten. Seine Eltern hatten in der Gastronomie gearbeitet und ihm eine Vorliebe für alles Kulinarische vererbt.
    »Meine Familie kommt aus Umbrien«, hatte er mir während unserer letzten Verabredung erklärt. Und ehe er auch nur die Vorspeise bestellt hatte, stand für ihn schon fest: »Morgen früh esse ich

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