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Die dunkle Treppe

Die dunkle Treppe

Titel: Die dunkle Treppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Fitzgerald
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dunkles Haar und machte ein ernstes Gesicht.
    »Hallo, ihr beiden!«, sagte ich, ehe ich über die Straße zu ihnen ging.
    »Wir dürfen nicht mit Fremden sprechen«, sagte der kleine Lockenkopf.
    »Ich heiße Bronwyn und wohne da drüben … Ich bin also gar keine Fremde.«
    »Fremde sind Menschen, denen man keine von seinen superseltenen Sammelkarten zum Anfassen geben würde. Von meinen würde ich dir keine geben. Ich hab fünf Stück.«
    »Vier«, sagte der ältere und rollte mit den Augen.
    »Doctor Who«, sagte ein Mann, der in der Eingangstür hinter den Jungs auftauchte. »Er ist wie besessen von dieser Fernsehserie. Ich heiße übrigens Greg.« Der Mann tätschelte den Kopf des älteren Jungen. »Irgendeine Spur?«
    Der Junge schüttelte traurig den Kopf. »Er kommt nicht mehr zurück.«
    »Er wird schon noch kommen. Irgendwann kommt er immer …«
    Greg bezog mich mit ein: »Bobby, unser Kater. Er ist ein Herumtreiber.«
    Ich vermutete, dass er ihr Vater sei. Er war schlank und sah gut aus, aber auch er wirkte ein wenig traurig. Während wir einander vorstellten, ging Pete über die Straße in das besetzte Haus.
    Ich wandte mich wieder dem kleineren Jungen zu: »Ich freue mich sehr, dich kennenzulernen, und falls du mir irgendwann mal genug vertraust, würde ich mir sehr gern eine von deinen seltenen Sammelkarten anschauen. Natürlich nur aus sicherer Entfernung. Ohne Anfassen.«
    »Ich denke darüber nach«, sagte der Lockenkopf. Der Ältere stand aufgeregt auf: Hinter mir war ein Kater aufgetaucht – es war derselbe, der auf mein Zimmerfenster gesprungen war. Er miaute unschuldig.
    »Oh, hallo«, sagte ich, ehe ich mich zum Gehen wandte. »Der war letzte Nacht bei mir im Garten.«
    Als ich die Tür hinter mir schloss, warf ich einen Blick auf die andere Straßenseite. Die Jungs und ihr Vater hielten die Katze, aber sie saßen immer noch auf den Eingangsstufen und starrten traurig vor sich hin.
    ***
    Nachdem ich mich für meine Verabredung fertig gemacht hatte, schaute ich aus dem Fenster meines Zimmers und sah, dass Pete den gelben Topf mit dem Bäumchen in den Garten gestellt hatte. Ich musste lächeln. Als ich später in die Küche ging, war er gerade damit beschäftigt, ein Thai-Curry zu kochen. Ich hatte mich wieder einmal auf eine Nacht der Lüste vorbereitet und trug eines von Fliss’ absurd offenherzigen Oberteilen.
    »Hallo, Mister«, sagte ich und öffnete die Tür, um mein kleines Stück Aussieland in Augenschein zu nehmen. »Danke für’s Gießen.«
    Ich probierte das grüne Curry, und es war wirklich sehr gut. Er hatte Thai-Basilikum und Kokosnussmilch verwendet.
    »Schmeckt gut«, sagte ich. »Kannst du mir was davon aufheben?«
    »Wo gehst du hin?«
    Ich hob die Augenbrauen und setzte meinen »Das-wüsstest-du-wohl-gerne«-Gesichtsausdruck auf. Dann rauschte ich aus der Küche.
    ***
    Nach dem zweiten Rendezvous mit Francesco stand ziemlich außer Frage, dass ich meine blöde Unschuld wohl nie verlieren würde. Ich kam mir vor wie Batman, der mit einer tickenden Zeitbombe herumrennt, aber einfach keinen Ort findet, um sie loszuwerden. Beim Abendessen stocherte ich lustlos auf meinem Teller herum, während Francesco sich über irgendein Restaurant in Schottland ausließ, wo man Austern aus dem benachbarten Loch essen konnte. Ich schaffte es einfach nicht, richtig zuzuhören. Es war langweilig, und ich hatte nur eine einzige Sache im Kopf. Meine Mission.
    Eine Mission hatte ich schon seit Längerem nicht mehr gehabt. So was wie damals mit neun, als die Mannschaft von St. Patricks im Endspiel gegen die Broadford Minis antrat. Ich war Mittelfeldspielerin, eine zornige kleine Läuferin, und in meinem ganzen Leben hatte ich noch nie etwas so sehr gewollt wie diesen Sieg. Ich zeichnete eifrig Diagramme auf eine Schautafel, die Papa von der Arbeit mitgebracht hatte. Ich wollte herausfinden, mit welchen Manövern ich meine Gegnerin Kylie Dalkeith deaktivieren könne und welche Würfe eine Chance hätten, an der groß gewachsenen Verteidigerin vorbeizukommen, die gerade aus Puckapunyal zu uns in den Süden gezogen war. Ich hatte Ausweichmanöver in unserem Garten geübt. Ich hatte meinen Schulweg jeden Tag im Laufschritt zurückgelegt, um in Form zu bleiben. Und ich hatte gebetet: Bitte, lieber Gott, mach, dass wir die Broadford Minis schlagen!
    Wir verloren. 23:21. Ich weinte ununterbrochen bis zu dem Abend, als ich zur besten Spielerin ernannt wurde.
    Seit ich mit vierzehn das Netzballspielen

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