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Die dunkle Treppe

Die dunkle Treppe

Titel: Die dunkle Treppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Fitzgerald
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»Eukalyptus.«
    »Den haben bestimmt ein paar heimwehkranke Aussies wie wir gepflanzt.« Pete zeigte auf den riesigen Eukalyptusbaum, der in einem der Gärten stand. Einige Äste reckten sich über die Gasse. Pete hob den Arm und zupfte eine Handvoll Blätter ab.
    »Eines Tages soll so einer in meinem eigenen Garten stehen«, sagte er und legte die Blätter in Bronnys Hand.
    An diesem Tag gingen sie lange spazieren. Zuerst in einen Gärtnereimarkt, wo Pete einen dreißig Zentimeter hohen Eukalyptusbaum für Bronny kaufte.
    »Was für einen Topf?«, fragte sie Pete.
    »Gelb.«
    Pete trug das Bäumchen in seinem sonnengelben Topf durch London. Unterwegs blieb er stehen, um ihr noch etwas zu zeigen.
    »Weißt du, wo wir sind?«
    »Nein.«
    »Bucks Row. Genau hier hat Polizeiwachtmeister John Neil die Leiche einer auf dem Rücken liegenden Frau gefunden. Jemand hatte ihr die Kleider hochgezogen, aus ihrer Kehle sickerte Blut …«
    »Igitt!«
    Pete stellte den Topf hin und sprach lebhaft weiter.
    »Der erste richtige Serienmörder. Jedenfalls der erste, über den die Leute in der Zeitung lesen konnten, dessen Schicksal sie verfolgt haben, als wäre er eine Berühmtheit. Jack the Ripper. Man nimmt an, dass er fünf Frauen verstümmelt hat … einigen hat er sogar die Organe rausgerissen …«
    »Sei still!«
    Pete legte eine Hand auf Bronnys Kehle und die andere um ihre Taille, um seiner Erzählung mehr Nachdruck zu verleihen.
    »Er packte sie und ließ sie vorsichtig zu Boden gleiten, ehe er ihnen die Kehle aufschlitzte.«
    Bronny sah Pete in die Augen, als er sie so zurückgebeugt hielt. Hätten sie gerade getanzt, wäre dies eine ziemlich romantische Situation gewesen.
    »Dann hat er etwas von ihnen als Andenken behalten. Eine Niere zum Beispiel.«
    »Halt den Mund!« Bronny schaffte es, sich aufzurichten. Sie lief davon. Pete hob den Topf vom Boden und rannte ihr nach. Er kicherte.
    ***
    Sie kehrten in den Park zurück und legten sich ins Gras. Einer von ihnen musste sich als Erster hingelegt haben. Hätte man sie später gefragt, hätte keiner gewusst, wer der Erste gewesen war. Aber nun lagen sie still und behaglich da und schauten in dasselbe Stück Himmel. Bronny schlief ein, und als sie von den Geräuschen des Abends geweckt wurde, lag Pete immer noch in derselben Position.
    »Das ist das erste Mal, dass ich mit einem Mann geschlafen habe«, sagte Bronny und räkelte sich.
    »Machst du Witze?«
    »Nö.«
    »Na, geschlafen vielleicht. Aber gevögelt hast du schon, oder?«
    Bronny versetzte ihm einen Schlag in die Magengrube, und er krümmte sich – erst vor Schmerz, dann vor Lachen. Schweigend gingen sie in das besetzte Haus zurück. Irgendwas zwischen ihnen war jetzt anders als vorher. Sie schwiegen, aber die Behaglichkeit war dahin.

12
    Für mein zweites offizielles Rendezvous mit Francesco kam ich zu spät. Aus irgendeinem Grund war ich mir nicht mehr sicher, ob ich etwas von ihm wollte. Na ja, ich kannte den Grund natürlich. Es war Pete. Er war netter, als ich gedacht hatte, und ich hatte gerade einen unheimlich schönen Tag mit ihm verbracht. Aber ein bisschen komisch war er trotzdem, vor allem in Bezug auf Serienmörder. Trotzdem musste ich Francesco wiedersehen. Ich war immer noch Jungfrau, und schon in ihrer zweiten Sexlektion hatte Fliss mir gesagt, dass ich die Blume meiner Jungfräulichkeit auf gar keinen Fall an jemanden verlieren dürfe, der mir viel bedeutete.
    »Du musst die Sache unter Kontrolle haben«, hatte sie mir eingeschärft. »Komplett unter Kontrolle.«
    »Stehst du wirklich auf Francesco?«, hatte Pete mich gefragt, als wir die Queensway Terrace entlangspaziert waren. Ich hatte gelächelt.
    »Klar, irgendwie schon. Warum fragst du?«
    »Nur so. Er nimmt so was nicht besonders ernst, weißt du?«
    »Ich habe viel zu viel Zeit damit vergeudet, ernst zu sein.«
    Wir wollten gerade die Straße vor dem besetzten Haus überqueren, als ich zwei kleine Jungs auf der Treppe vor einer Erdgeschosswohnung sitzen sah. Der eine war ungefähr sieben Jahre alt, der andere vielleicht fünf. Sie trugen noch ihre Schuluniformen, stützten den Kopf in die Hände und starrten geradeaus. Starrten einfach so vor sich hin, die zwei süßen, traurigen Knirpse. Der Jüngere hatte einen blonden Lockenkopf, der vermutlich noch nie geschnitten worden war, und auf seinem Knie klebte ein Pflaster. Seine Unterlippe war vorgestülpt, was den Ausdruck von Misslaunigkeit noch verstärkte. Der Ältere hatte kurzes,

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