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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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den Gutsverwalter, ins Schloss bitten. Mit ihm spazierte sie zum See, ihre Stimme war frisch, ihr Betragen verriet Tatkraft, und alle im Schloss waren froh, dass sie etwas von ihrem alten, glücklichen Überschwang zurückgewonnen zu haben schien.
    Weniger froh waren sie über die Aufgabe, die sie ihnen gestellt hatte, denn Campion hatte angeordnet, den gesunkenen Kahn aus dem Wasser zu holen.
    Ein Diener, der ein guter Schwimmer war, schlang Ketten um den Bug und hakte sie unter der Wölbung des Lazen-Wappens fest. Der Zaun am Park musste abgerissen werden, damit die Pferde nach Westen hin Platz hatten, doch selbst mit dreißig Pferden, die von Stallburschen und Landarbeitern angetrieben wurden, ließ sich der Kahn nicht bewegen.
    Campion bestand darauf, dass sie es weiter versuchten. Sie befahl, einen Strick an den Pavillon zu binden und nach der Seite zu ziehen, um das Boot in seinem Schlammbett hin und her zu ruckeln, und als die Pavillonstützen zersplitterten, sodass die schweren Gespanne vorwärtsruckten, rief Wirrell, sie sollten weitermachen, und die Männer jubelten, weil der Rumpf sich endlich vom anhaftenden Schlamm am Seegrund befreit hatte.
    Campion lachte mit den nassen, zufriedenen Männern, als das Boot, verschmiert und stinkend, ans Ufer glitt und das Wasser aus seinen geborstenen Planken lief. Sie sah das Besteck, die kaputten Kristallkelche und das zertrümmerte Porzellan auf dem Deck. George Hamblegird, der befürchtete, er müsse das Boot restaurieren, kratzte sich am Kopf. «Wir lassen es besser trocknen, Mylady, bevor wir es auf einen Wagen hieven.»
    Sie lächelte ihn an. «Ich möchte nicht, dass es auf einen Wagen gehoben wird, George. Es soll verbrannt werden.»
    Er sah sie erstaunt an. «Was soll es?»
    Sie trat vom Boot weg. «Ich habe gesagt, es soll verbrannt werden!»
    Einige dachten, der Tod ihres Vaters hätte ihr den Sinn getrübt, doch der Befehl war mit der Stimme einer großen Dame ergangen, und einem solchen Befehl war Folge zu leisten. Das Holz war so nass, dass es zwei Tage dauerte, doch sie stopften mit Pech beschmierte Holzstücke und Zunder in das durchgeweichte Boot, und so wurde es verbrannt. In der Nacht konnte Campion das stumpfrote Glühen des Feuers sehen, am Tag trieb der Rauch über den Park. Als es erledigt war, als nur noch Reste geschwärzter Bretter auf dem versengten Rasen übrig waren, brachte Hamblegird ihr einen seltsamen knubbeligen Klumpen Silber. «Das war wohl ein Messer, das wir übersehen haben, Mylady, ist glattweg geschmolzen!»
    Wie eine Trophäe legte sie es auf den Kaminsims in der langen Galerie.
    Doch auch wenn es ihre persönliche Geste war, das Boot zu verbrennen, in dem sie den Heiratsantrag angenommen hatte, so konnte es eine ähnliche öffentliche Geste nicht geben. Im August kehrte in einem Wirbel aus Staub, berittenen Begleitern, Kutschen und Dienstboten Lord Culloden zurück. Mit ihm, ob aus Zufall oder geplant, kamen Onkel Achilles und Cartmel Scrimgeour.
    Campion hatte das Gefühl, als wären die Männer, eine umtriebige, respekteinflößende Horde, eingefallen, um ihrer traurigen Freiheit ein Ende zu bereiten. Plötzlich durchwehte ein Hauch von Entschlossenheit das Schloss, wie ein kalter Windzug ein warmes Haus.
    Gleich am Tag seiner Rückkehr bat Lord Culloden sie zu einem gemeinsamen Spaziergang im Wassergarten. Mrs.   Hutchinson, wegen des für die Jahreszeit ungewohnten Nordwinds in mehrere Schals gewickelt, saß in einer Rosenlaube, um sie zu beobachten, während sie die Wege auf und ab wanderten.
    Campion, einen schwarzen Sonnenschirm über dem Kopf, presste die Ellbogen fest in die Seiten, damit Lewis Culloden sich nicht bei ihr unterhaken konnte. Sie ging langsam, blieb oft stehen, um in die langsam fließenden, flachen Kanäle zu schauen, in denen zwischen den Seerosenblättern Karpfen schwammen. Lord Culloden wandte sich ihr im Gehen oft zu und gestikulierte. Mrs.   Hutchinson, die unter den Rosen halb döste, fand, er sehe eifrig aus, wie er so ernst auf Campion einredete.
    «Ich mache mir Sorgen um dich, liebe Campion.»
    «Ich möchte nicht, dass du dir Sorgen machst.»
    Ihre Schuhe knirschten laut über den Kies. Von den Wiesen jenseits des Gartenhauses erklang das Zischen der Sensen.
    Lord Culloden nahm seinen schwarzen Hut ab, blickte stirnrunzelnd auf das rote Innenfutter und setzte ihn wieder auf. «Du hast dich geweigert, Dr.   Fenner zu empfangen?»
    Campion starrte vor sich in den Kies. «Ich bin nicht

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