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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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krank, Mylord.»
    «Du bist dünn geworden, meine Liebe, sehr dünn.»
    «Ich war immer schon dünn», verteidigte sie sich, blieb auf einer Brücke stehen und starrte ins Wasser.
    Lord Culloden lehnte sich mit dem Rücken gegen das Brückengeländer. In London hatte Valentine Larke ihm gute Neuigkeiten überbracht. Die französischen Regierungstruppen schlossen den Kreis um Le Revenant enger, und Larke hoffte, bald, sehr bald, vom Tod des sechsten Grafen zu hören. Larke hatte Culloden auch berichtet, dass die Gefallenen Engel eine rasche Heirat verlangten. «Es ist mir egal, ob sie trauert! Die Sache muss unter Dach und Fach gebracht werden, Mylord. Es muss so festgezurrt werden, dass nichts mehr schiefgehen kann. Heirate sie endlich!»
    Culloden sah Campion von der Seite an. Das Wasser im Kanal reflektierte das Sonnenlicht, das sich kräuselnd in ihrem Gesicht spiegelte wie an dem Tag in der Prunkbarkasse. Wie schön sie war! Was für eine scheue, wilde Kreatur, die mit ausgesuchter Schläue in die Netze der Jäger gelockt werden musste! Es war eine Schande, dass sie sterben musste, obwohl ihn der Gedanke tröstete, dass er sie heiraten würde, bevor sie geopfert wurde. Und dann? Er wusste immer noch nicht, wie sie sterben sollte. Vorerst verbannte er das Problem aus seinen Gedanken und drehte sich um, sodass er dicht neben ihr stand. Er strich über die Enden seines Schnurrbarts. «Dein Onkel und Scrimgeour haben mich gebeten, mit dir zu reden.»
    Sie sah ihn an. Dann war es kein Zufall gewesen, dass sie zur gleichen Zeit gekommen waren. Sie richtete den Blick wieder auf das vom Wind gekräuselte Wasser, auf dem hell die Seerosen schwammen. «Darum musstest du gebeten werden?» In den dunklen Schatten unter ihr bewegte sich ein Fisch, und ihr war bewusst, dass sie nicht sehr freundlich gewesen war. Es war nicht Lord Cullodens Schuld, dass der Zigeuner durch ihre Träume spukte. Sie sah ihn an. «Es tut mir leid, mein Lieber.»
    Als Zeichen der Reue ließ sie sich von ihm am Arm fassen. Er sprach sanft, aber überzeugend von den Gefahren für Lazen, von der unsicheren Zukunft, von Tobys Verantwortungslosigkeit. Zwar widersprach sie ihm, doch es stimmte, was er sagte. Toby sollte hier sein und nicht in Frankreich seinem vergeblichen Rachefeldzug nachgehen.
    Culloden brachte das Gespräch auf Sir Julius. «Es geht das Gerücht, er ist vierundzwanzig Stunden am Tag betrunken. Es wird sogar noch Schlimmeres berichtet.»
    «Hören wir auf Gerüchte, Mylord?»
    Er zuckte die Achseln. «Kannst du dir vorstellen, dass Julius seinen Wohnsitz hierherverlegt? Wie willst du deine Tage verbringen, Mylady? Wie willst du ihn daran hindern, die Gemälde, die Kostbarkeiten, die Bücher zu verscherbeln? Und wie willst du die Nächte verbringen?»
    Schweigend blieb sie in der nordwestlichen Ecke des Gartens stehen und schaute über den Park zu dem weißen Tempel hinüber. Wenn es Skavadales Hand wäre, dachte sie, die meinen Arm hält, dann würde ich nicht vor der Berührung zurückschrecken. Sie ließ den Wind ihren Sonnenschirm fangen und nahm die plötzliche Bewegung zum Vorwand, ihren Arm zu lösen.
    Lord Culloden atmete tief durch und verschränkte die Hände auf dem Rücken. Er räusperte sich. «Ich habe einst um deine Hand angehalten, meine Teuerste», er klang äußerst verlegen, «und jetzt tue ich es, mit großem Zittern, erneut.»
    Sie blieb stehen und sah ihn fragend an.
    Er lächelte. «Ich würde ein wenig Trost und Freude in dein Leben bringen. Denn ich fürchte mehr Kummer, ich fürchte deinen Cousin, und ich möchte dich nur beschützen, wie ich es einst die Ehre hatte zu tun.»
    Die Erinnerung an ihre Rettung auf der Straße nach Millett’s End rief wie stets Schuldgefühle in ihr wach. Sie senkte den Blick zu Boden. «Mylord?»
    «Es ist anständig zu warten, liebe Campion, zu warten, bis das Trauerjahr vorbei ist, aber ich fürchte um dich, wenn wir warten. Kannst du mir meine Offenheit verzeihen?», wollte er mit tiefer, drängender Stimme wissen.
    «Ich bin dir dankbar dafür.»
    «Wir sollten heiraten. Eine ruhige Feier. Später, wenn die traurige Zeit vergessen ist, können wir feiern. Dein Onkel glaubt, dass dein Vater es so gewünscht hätte, und Scrimgeour ist der Meinung, dass wir heiraten sollten – und um Lazens willen bald.»
    Schweigend wandte sie sich ab und folgte einem der Pfade. Sie hatte ihrem sterbenden Vater versprochen, dass sie heiraten würde, dass sie Lord Culloden an ihrer Seite

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