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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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nichts davon gesagt.» Er ließ Asche in eine Porzellanschale fallen. «Ich habe in der Nacht gesehen, wie du den Ball verlassen hast. Bist du zu unserem edlen Wilden gegangen?»
    «Nein.» Aufsässig sah sie ihn an. «Mir war nicht wohl.»
    Ernst hob er die Hand, an dem er den Ring des Bischofs von Bellechasse trug. « Te absolvo . Du bist die schlechteste Lügnerin, die ich kenne, Campion Lazender.»
    Vor Scham konnte sie ihm nicht in die Augen sehen. «Es ist nichts geschehen, Onkel.»
    «Natürlich nicht. So dumm bist du nicht!» Achilles lächelte. «Arme Campion. Findest du deinen Prinz sehr anziehend?»
    Aus irgendeinem Grund kam ihr die Zeile von Pascal in den Sinn, und sie zitierte sie leise: «Das Herz hat seine Gründe, von denen der Verstand nichts weiß.»
    Achilles lachte. «Mein liebes Kind! Pascal, was? Du hast einen schlimmen Anfall, nicht wahr? Pascal ist so eloquent, so charmant! Der Mensch ist ein entthronter König. Wer fühlt sich unglücklich, nicht König zu sein, als nur ein entthronter König? Das ewige Schweigen dieser unendlichen Räume erschreckt mich! Und was bleibt, wenn man alles zusammenkocht? Nichts. Pascal war ein kleiner Mann, der nicht wagte, Gottes Schürzenbändel loszulassen. Liebe, gute Campion, welche Gründe kann das Herz haben, die die peinliche Tatsache aus dem Weg räumen könnte, dass dein Zigeuner eben nur ein Zigeuner ist! Ein Bediensteter! Ein Mann aus dem einfachen Volk!»
    «Er ist viel mehr als das!»
    «Oh.» Achilles machte sich über sie lustig. «Erzähl.»
    Sie zuckte die Achseln. «Er arbeitet mit Toby zusammen, nicht für ihn. Er arbeitet für Lord Paunceley, genau wie du!»
    Achilles starrte sie an und runzelte die Stirn. «Das hat er dir erzählt?»
    Sie nickte.
    Seine Stimme war plötzlich frostig. «Wenn er dir das erzählt hat, war er sehr dumm. Ist er hinter dir her? Das hat er dir erzählt, um dich zu beeindrucken, nicht wahr?» Sie schwieg. Er betrachtete ihr Profil, beugte sich zum Tisch und sagte schroff: «Du musst ihn aufgeben, Campion.»
    «Ich weiß», sagte sie zaghaft, unglücklich. Wider alle Hoffnung hatte sie gehofft, Onkel Achilles würde sie verstehen, doch sie wusste, dass Christopher Skavadale nicht von so edler Abkunft war wie sie. Trotz seiner tiefen Verachtung für Konventionen konnte Onkel Achilles vor dieser brutalen Tatsache nicht die Augen verschließen.
    Achilles starrte in die Nacht. «Du wirst deinen Zigeuner vergessen. Du wirst die Gründe deines Herzens beherrschen, Campion, und ich werde dich niemals in Verlegenheit bringen, indem ich von ihm rede. Wir werden so tun, als hätte dieses Gespräch nie stattgefunden.» Er lächelte, als sie ihn anschaute. «Sind wir uns einig, meine Lieblingsnichte?»
    Sie lächelte zurück. «Ja.»
    «So!» Er blies einen Rauchring in die Luft. «Muss ich dir den langweiligen Scrimgeour herschicken? Er wird salbungsvoll und penetrant sein und dir hundert gute Gründe nennen, warum du heiraten musst, und zwar bald. Willst du mit ihm sprechen?»
    Sie schüttelte den Kopf. «Nein.» «Dann musst du mit mir reden.»
    Sie seufzte. «Ich weiß, was du sagen willst.»
    «Wie langweilig vorhersehbar du mich finden musst.»
    Sie lächelte. «Es tut mir leid, Onkel.» Dann stand sie auf, ging langsam zum westlichen Ende der Galerie, drehte sich um und betrachtete ihn, wie er elegant und gepflegt im Kerzenlicht saß. «Du willst, dass ich Lewis heirate, Onkel», sagte sie ruhig.
    «Es ist mir egal, ob du den König von Preußen heiratest, meine Liebe, aber es ist mir wichtig, dass du heiratest und dass du gut heiratest. Lewis ist ein geeigneter Kandidat, der seinen Zweck erfüllt. Dein Ziel ist nicht die Liebe. Es geht darum, den Besitz zu erhalten. Du musst nicht das Kissen mit ihm teilen; sorge nur dafür, dass du ein Kind bekommst, das ihm einigermaßen ähnlich sieht.» Er lachte.
    Mit dem Finger fuhr sie über die goldenen Siegel auf ihrer Brust. «Willst du meine Antwort jetzt?»
    «Das würde ich jetzt nicht ertragen. Du bist viel zu aufgewühlt, sicher würdest du weinen, und ich wäre gezwungen, mit schlechtem Gewissen zu Bett zu gehen.» Er lächelte. «Doch übermorgen kehre ich nach London zurück, zusammen mit dem hervorragenden Scrimgeour, und bis dahin wüsste ich es gerne.»
    «So bald?»
    «Und wenn die Antwort ja lautete, liebe Nichte, bin ich in zwei Wochen wieder da, um dich zum Altar zu führen.»
    «In zwei Wochen?»
    Er stand auf. «Ich habe dich nie für dumm gehalten, Campion.

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