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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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und seinen Kuss und an seine Worte, mit denen er sich über sich selbst lustig gemacht hatte, die er aber trotzdem gesagt hatte. Sterne in ihren Augen, Lilien zu ihren Füßen und Liebe in ihren Händen.
    Doch dies alles rann ihr durch die Finger wie Wasser. Wenn Toby starb, würde Sir Julius herausgekrochen kommen, in welchem Loch auch immer er sich in seiner Verdorbenheit versteckte, und sie wusste, dass sie ihr Leben nicht damit verbringen konnte, ihn abzuwehren und die Schätze und das Haus gegen ihn und seine Freunde zu verteidigen. Sie brauchte einen Mann.
    Und wenn Toby nicht starb? Selbst dann konnte sie keinen Zigeuner heiraten, einen Mann, der im Haus als Stallbursche bekannt war. Warum eigentlich nicht?
    Sie lächelte in den Sonnenschein und sagte laut: «Ich kann tun, was ich will.»
    Doch die Worte klangen seltsam fremd. Sie hatte Pflichten. Sie war nicht zur Extravaganz und zu sorglosen Grillen erzogen worden, sondern zur Verantwortung. Du lebst in diesem Haus, hatte ihr Vater ihr erklärt, weil du es verdienst.
    Sie dachte an das Versprechen des Zigeuners, und sie dachte auch an ihr eigenes Versprechen.
    Dann stand sie auf.
    Sie hielt die Flasche über die Stufen, verharrte und kippte sie dann aus. Der Wein floss zu Boden wie ein Trankopfer für die alten Götter, die Götter, die sie schöner als die Morgendämmerung erschaffen und dann im Stich gelassen hatten.
    Cartmel Scrimgeour, der mit Lord Culloden am Fenster des Musikzimmers stand, runzelte die Stirn. «Was macht sie da?»
    Als Antwort erklang eine Dissonanz auf dem Spinett, bei der sich beide Männer herumdrehten.
    «Sie wird erwachsen», sagte Achilles d’Auxigny. «Sie entdeckt, dass die Welt keine warme Wiege ist, sondern eine große, kalte, scheußliche, offene Weite. Wenn sie das sieht, wird sie weinen. Jedes Kind würde weinen, wenn es die wüsten Räume des Erwachsenseins sehen könnte. Das Ende der Kindheit, Scrimgeour, das Ende der Kindheit.»
    Der Anwalt lachte. «Ich verstehe kein Wort von dem, was Sie da sagen!»
    «Ich bin Franzose», sagte Achilles als knappe Erklärung. Er schloss den Deckel über den Tasten und trat hinaus in den Abend, um seiner Nichte entgegenzugehen.
    Sie erklärte ihm, in zwei Wochen werde sie Lord Culloden heiraten.
    Er legte ihr einen Arm um die Schulter und führte sie zu einer rückwärtigen Tür des Schlosses. Er führte sie hinten herum, damit niemand ihre Tränen sah.
    Sie würde heiraten.

16
    Alte Männer dösten, junge gähnten und überlegten, welchen Salon sie am nächsten Tag erobern würden.
    Ein Vertreter einer der mittelenglischen Grafschaften schnarchte leise, sein stattlicher Bauch hob und senkte sich im Takt. Über die Rosshaarperücke des Sprechers krabbelten Fliegen.
    Es war ein Herbstabend, doch die Hitze im britischen Unterhaus war so drückend wie in einer Hochsommernacht. Vor den offenen Fenstern hingen große Matten, die in aromatische Flüssigkeiten getaucht worden waren, um gegen den Gestank der Themse anzugehen.
    «Glauben Sie mir!», erhob sich die Stimme im Sitzungssaal. «Die, welche alles eben zu machen suchen, werden nie alles gleichmachen!» Hier und da war zustimmendes Gemurmel zu hören. Einige Vertreter der Opposition rutschten noch tiefer in ihre Bänke. Valentine Larke war einer derer, die murmelnd ihre Zustimmung bekundeten.
    Ein Parlamentsmitglied trat durch die hintere Tür und ging vorsichtig an einer der beiden roten Linien entlang, die über die ganze Länge des teppichbespannten Mittelgangs des Parlaments verliefen. Wenn sich zwei gegnerische Mitglieder direkt an den Linien gegenüberstanden, konnten sie einander mit gezogenem Degen nichts antun. Indem keiner die Linie überschritt, wurde der Frieden im Parlament gewahrt.
    Der Neuankömmling suchte die Regierungsbänke ab. Er sah Larke, lächelte, als er ihn erkannte, und trat zu ihm. «Ich spiele den Botenjungen!» Mit diesen Worten reichte er Larke einen versiegelten Brief und warf dann einen Blick auf den Redner. «O Gott! Burke auf seinem Steckenpferd? Ich nehme an, man hört besser zu.» Müde setzte er sich.
    Larke zog die gummierte rote Siegelmarke vom Papier.
    Dann faltete er das Blatt auseinander. Die Botschaft war auf Französisch verfasst.
    Kein Muskel regte sich in seinem Gesicht, als er sie las. Für jemanden, der ihn beobachtete, mochte es scheinen, als sei die Nachricht von geringem Interesse. Die glanzlosen, farblosen Augen lasen sie zweimal, dann beugte er sich zu dem Mann hinüber, der sie

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