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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Du bist einer der wenigen Menschen, die es würdig sind, mit mir verwandt zu sein, also denk darüber nach, sei vernünftig und gib mir morgen deine Antwort.» Er sprach freundlich, gar liebevoll, doch mit Strenge und Entschlossenheit.
    Sie sah ihn an und nickte. «Ich sage es dir morgen.» Dann wandte sie sich zum Fenster, starrte in die Schatten der Nacht, ob der dunkle Reiter zurückkehren würde, doch die Schatten blieben leer. Sie war allein.

    Die Rebellion in der Vendée wurde niedergeschlagen. Die Regierung gewann.
    Sie gewann mit Unbarmherzigkeit und Härte, indem sie Felder in Brand setzte, Quellen vergiftete und die Bauern niedermetzelte. Nach der simplen Logik, wenn sie alle töteten, erwischten sie zwangsläufig auch die Aufrührer. Gott würde, wie ein päpstlicher Legat einst gesagt hatte, die Seinen schon erkennen.
    In Nantes stand die Guillotine nicht still. Das Fallbeil wurde hochgezogen und fiel surrend herab zum Jubel und zum Ergötzen der Menschenmenge.
    Die Todesmaschine musste gefüttert werden. Die Bauern aus der rebellischen Vendée sorgten für steten Nachschub, doch einige sehnten sich nach den alten Tagen, als die gutgekleideten Aristokraten die Stufen hinaufgezerrt worden waren, um auf die blutdurchtränkte Wippe gebunden zu werden. Und in derselben Nacht, in der Campion in der langen Galerie in Lazen mit ihrem Onkel sprach, bestand endlich Hoffnung, dass zum Amüsement der Menschenmenge ein echter Aristokrat herbeigeschafft werden würde.
    Ein Mann war gekommen, um die Belohnung für Le Revenant zu fordern, den englischen Grafen, der in Frankreich kämpfte, Toby Lazender. An einem dunklen Septemberabend führte dieser Mann eine Truppenkolonne durch einen tropfnassen, stillen Kiefernwald zu dem Dorf, wo Le Revenant sich versteckte.
    Der Colonel, der zuvor Metzger bei der Armee gewesen war, führte die Truppen nicht mehr. Sein Bericht über die Stümperei in Saint Gilles hatte seinen Tod heraufbeschworen, und diesen Bericht hatte ein Capitaine Tours verfasst, der jetzt Colonel war und sich befleißigte, seine Berichte selbst zu verfassen. Colonel Tours befehligte die Truppen bei ihrem langsamen Vorstoß in der Abenddämmerung.
    Seine Truppen waren schlecht ausgebildet. Sie fürchteten die Rebellen, die viel Erfahrung mit Hinterhalten und dem schnellen Töten hatten. Die Soldaten marschierten langsam. Die Nacht drohte, den Einsatz zu beenden, indem sie unter den halbausgebildeten Männern Chaos anrichtete.
    Tours hatte gehofft, das Dorf zu umzingeln und dann seinen Kordon aus Bajonetten und Kugeln langsam enger zu ziehen. Doch die hereinbrechende Nacht zwang ihn, seine Pläne zu ändern. Als sich die Schatten lang in der Abenddämmerung streckten, befahl er einen unverzüglichen Frontalangriff.
    Bis jetzt hatte er Glück gehabt. In den Kiefern war keine einzige Wache gewesen, und seine Männer hatten den Rand des Tals erreicht, ohne gesehen zu werden. Er bläute seinen Offizieren ein, der Angriff müsse schnell erfolgen, die Männer müssten mit ihren Bajonetten rasch gegen den Feind vorrücken, diese Schlacht sei nur mit Schnelligkeit zu gewinnen.
    Brüllend gab er den Befehl zum Angriff.
    Eine stümperhafte Reihe uniformierter Männer brach aus dem Wald hervor und lief über die kleinen, feuchten Äcker. Hecken bremsten ihren Ansturm ebenso wie die Tatsache, dass sie keine Schuhe hatten, dafür aber nagenden Hunger im Bauch, doch Tours trieb sie auf das kleine Dorf zu, wo in den von Fackeln erhellten Straßen Panik ausbrach.
    Die erste Muskete blitzte am Dorfrand auf, helle Funken im Zwielicht, von denen kleine weiße Wolken davontrieben. Als die ersten Kugeln über ihre Köpfe zischten, warfen sich einige Soldaten zu Boden.
    «Steht auf, ihr Hunde! Auf!»
    Im Dorf wurden mehr Musketen abgefeuert. Tours fluchte. Er sah, wie die Dörfler flohen und sich in die Sicherheit der weiter abgelegenen Hügel zurückzogen. Er brüllte seinen Männern zu, sie sollten sich beeilen.
    Eine Musketenkugel schlug an seine Scheide, eine andere zerfetzte die Blätter einer Hecke hinter ihm. «Feuer! Feuer!»
    Die Truppen feuerten eine gewaltige Salve ab. Prasselnder Donner hallte von den Hügeln wider, und dann schien der Donner anzuwachsen, die Luft zu erfüllen, und als er durch die von der Salve ausgelösten Rauchwolken brach, sah Tours, dass im Dorf ein Haus explodiert war. «En avant! En avant!»
    Er vermutete, dass eine Musketenkugel seiner Männer eine Laterne getroffen hatte, deren Feuer daraufhin

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