Die dunklen Engel (German Edition)
Tisch die Umrisse eines Sterns nach. «Du brichst morgen früh nach Lazen auf, Belial. Ich will, dass du während der Hochzeitszeremonie am Samstag dort ankommst. Schaffst du das?» Larke nickte. Leise sprach Luzifer weiter: «Nimm Männer mit und den neuen Graf. Das Mädchen soll heiraten, danach berichtest du ihr vom Tod ihres Bruders.»
Larke lächelte. Ihm dämmerte, dass der Plan funktioniert hatte, wirklich funktioniert hatte! Der fünfte und der sechste Graf waren tot! Julius war der siebte, und er hatte ihnen quasi sein Leben überschrieben, während das Mädchen, das letzte Hindernis, im Begriff war zu heiraten. Sie hatten gewonnen. Die Gefallenen Engel hatten unsichtbar, unhörbar und unvermutet das größte Vermögen Englands an sich gebracht.
Wieder schrie das Mädchen in der Arena. Stimmen aus den Kabinen verlangten nach mehr. Luzifer lächelte. «Wie viele Mädchen sterben hier?»
«Zwei im Monat? Im Winter, wenn mehr los ist, mehr.»
«Und die Leichen?»
«Ab in den Fluss.»
Luzifers schwarze schimmernde Maske richtete sich auf Larke. «Wie sind deine Pläne für Lady Campion Culloden?»
Einen Augenblick überlegte Larke, ob Luzifer andeuten wollte, sie sollte in dieses Haus gebracht werden. Der Gedanke amüsierte ihn, doch er verbarg sein Lächeln. «Hochzeit und Tod, genau wie geplant.»
«So war es nicht geplant», sagte Luzifer mit leiser, kratzender Stimme. «Ich dachte, wir hätten geplant, sie mit den Pocken anzustecken und zu verunstalten. Chemosch hat entschieden, sie zu heiraten.»
«Und das wird er auch tun», verteidigte sich Larke.
«Und wie wird sie dann sterben?»
Larke zuckte die Achseln. Er wusste nicht, was Lord Culloden im Sinn hatte. «Ein Reitunfall? Es scheint, als mag die junge Frau Pferde.»
«Wann?»
«Ich weiß nicht.»
Einige Sekunden lang schwieg Luzifer. Aus der Arena drang Keuchen herauf, leises Stöhnen und das Klatschen von Haut auf Haut. Die schimmernd schwarze Maske starrte auf den Tisch. «Ihr Vater stirbt, und ihr Bruder stirbt, und dann stirbt sie auch noch. Wird es in diesem Land nicht Männer geben, die dann hellhörig werden?»
Larke nickte. «Genau das habe ich Chemosch auch gesagt.»
«Und seine Lösung?» Die Maske richtete sich auf Larke, der nichts anderes tun konnte, als ratlos die Hände zu heben.
«Ich weiß nicht.»
«Falls er überhaupt eine Lösung hat.» Luzifer lehnte sich zurück. «Unser Freund Chemosch muss sich für einen sehr glücklichen Mann halten. Er wird ein hübsches Feld beackern, nicht wahr?»
«In der Tat.»
«Ich habe dir zu danken, Belial, dass du Moloch das Porträt geschickt hast. Er war äußerst erfreut.» Er unterbrach sich, und seine Stimme war wie das Flüstern, das im Schrein des duc fou widerhallte. «Äußerst erfreut.»
«Gut.» Larke war nervös.
«Moloch, der seine Sache gut gemacht hat», die Stimme wurde noch leiser, war jetzt nicht mehr als ein unheilvolles Zischen, «würde das Mädchen gerne kennenlernen.» Die gekrümmte, dunkle Gestalt lachte.
Larke sagte nichts.
Luzifer schien zu zittern, als müsste er ein Schaudern unterdrücken. «Moloch hat den Appetit eines Bauern, die Grausamkeit eines Priesters und die Kraft eines Ochsen. Würdest du das Mädchen gerne mit Moloch sehen?»
Larke leckte sich die Lippen. Es war unter den Gefallenen Engeln bekannt, dass Luzifer dem grimmigen Franzosen sehr günstig gesinnt war. «Es wäre amüsant.»
«Aber schwierig?»
Larke nickte zustimmend. «Selbstverständlich.»
«Überhaupt nicht schwierig. Und äußerst praktisch.» Luzifer lachte. «Denk darüber nach, Belial. Nehmen wir mal an, alle glauben, die junge Frau ist nach Frankreich gereist, um den Leichnam ihres Bruders nach Hause zu holen. So viel Hingabe! Und nehmen wir mal weiter an, in Frankreich wird sie von Bürger Marchenoir aufgegriffen und umgebracht. Wen würde das überraschen? Wer würde Verdacht schöpfen? Es wäre doch ihre eigene Schuld. Alle würden sagen – übrigens ganz zu Recht –, dass das sehr dumm von ihr war. Wäre das nicht die Lösung für all unsere Probleme?»
Die Maske war dicht an Larkes Gesicht herangerückt, so dicht, dass er Luzifers Atem spürte. Larke nickte. «Es wäre die Lösung.»
Luzifer kicherte heiser. «Und wie würdest du sie nach Frankreich bringen, Belial?»
Larke zuckte die Achseln. Er hatte Angst vor diesem Mann, diesem sehr, sehr klugen Mann. «Darüber müsste man nachdenken.»
«Muss man nicht», Luzifer lachte, «denn das habe ich
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