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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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ist ein schlichtes Kleid.»
    «Es ist eine schlichte Hochzeit», sagte sie grimmig.
    «Dann hast du es ausgesucht?»
    Zu dieser aufgeschobenen einfachen Zeremonie hatte sie nicht ihr schönes Brautkleid tragen wollen. Stattdessen hatte sie ein Kleid aus weißer Seide gewählt, einfach geschnitten und hochgeschlossen. «Es hat Ballonärmel», verteidigte sie sich.
    «Ich hatte gehofft, du würdest sie nicht erwähnen. Nun gut!» Seufzend ließ er sich auf der Chaiselongue nieder. «Ich nehme an, jetzt ist es sowieso zu spät, es zu ändern.»
    «Onkel!»
    Er lächelte sie an. «Ich vergaß! Du hast diese merkwürdige Abneigung dagegen, dass ich dir beim Umkleiden zusehe. Sehr wohl, Nichte!» Er zog eine goldene Uhr aus seiner Uhrtasche. «Ich komme in einer halben Stunde wieder! Und dann?» Er stand auf und gab ihr einen Kuss auf beide Wangen. «Und dann führe ich die schönste junge Frau der Welt zum Altar.»
    Sie lachte über ihn. Am liebsten hätte sie geweint. Sie würde heiraten.

    In der Hand hielt sie die letzten Rosen dieses Sommers.
    Die Dienstboten in der Alten Kirche von Lazen seufzten. Noch nie war eine solche Schönheit vor diesen Altar getreten, um zu heiraten.
    Ihr Gesicht war schmaler geworden seit dem Tod ihres Vaters, die Wangen überschattet, was ihre Schönheit nur noch betonte. Ihre hellen Augen schimmerten wie ihr Haar, das unter der seidenen Haube hervorschaute.
    Um den Hals trug sie die vier Siegel von Lazen, die goldenen Schmuckstücke der Apostel.
    Lord Culloden strich über die Spitzen seines Schnurrbarts. Schüchtern lächelte sie ihn an, dann ließ Onkel Achilles ihren Arm los. Als Lord Culloden sich umdrehte, um Reverend Horne Mounter anzusehen, hörte sie seine Sporen klirren.
    So hatte sie sich ihre Hochzeit ganz und gar nicht vorgestellt. Sie hatte gedacht, wenn sie heiraten würde, dann im Kreis ihrer Familie. Sie hatte sich ausgemalt, sie würde auf Lazen heiraten und ihre Kinder würden zusammen mit Tobys Kindern aufwachsen, um Lazen mit Lachen, Tränen, Ponys, Spielen, Kindermädchen, Glück und Leben zu erfüllen. Diese Hochzeit kam ihr dagegen verstohlen vor, heimlich, verschämt.
    Lord Culloden gab seine Antworten mit schroffer, selbstsicherer Stimme.
    Ihre Stimme klang unsicher. Es war ihr seltsam peinlich, die Worte vor den Dienstboten zu sagen, und sie ertappte sich dabei, dass ihre Gedanken abschweiften, zu den Särgen unter den samtenen Sargtüchern und den Adelskronen unter ihren Füßen. Dieser Gottesdienst war ihrer Vorfahren nicht würdig. Die erste Campion würde das alles nicht gutheißen. Vielleicht sollte sie sich jetzt umdrehen und die Kirche verlassen, die Peinlichkeit aushalten, doch dann forderte Reverend Mounter sie schon auf, die Hand auszustrecken. Aus Pflichtgefühl blieb sie. Sie würde nicht weglaufen.
    Sie streckte die linke Hand aus und spürte die weiche, trockene Berührung von Lord Cullodens Handschuhen, als er ihr den Ring auf den Finger schob. Mühelos glitt er über ihre Fingerknöchel. Das Gold schimmerte blass im Licht der Kirche. Sie schloss die Hand zur Faust. Der Ring fühlte sich fremd an.
    Kein Reiter war gekommen. Kein Schatten im Schatten, um ihr Hoffnung zu geben. Jeden Tag hatte sie den Weg beobachtet, doch Christopher Skavadale war nicht gekommen. Sie hatte jede Stunde jedes Tages an ihn gedacht, doch er war nicht zurückgekehrt.
    Fast war sie überrascht, als sie hörte, wie Reverend Mounter sie Mann und Frau nannte. Lord und Lady. Lady Campion Culloden. In guten wie in schlechten Zeiten, und der Chor aus der Ortschaft, der darauf bestanden hatte zu kommen, begann zu singen, als die Instrumentalisten Simon Steppers Taktschlag folgten und ihre Flöten, Cellos und Geigen spielten. Sie hörte die Musik kaum. Sie sah, wie die Münder sich öffneten und schlossen, sah das Lächeln auf ihren Gesichtern, die Tränen auf Mrs.   Hutchinsons Wangen, und dann fasste Lord Culloden sie am Arm, sie drehte sich um, Onkel Achilles trat zur Seite, und sie schaute auf zu dem großen Mann mit dem Schnurrbart, der neben ihr lächelte. Zu diesem Fremden, der jetzt ihr Mann war.
    Das Sonnenlicht lockte sie nach draußen.
    Dort wurde sie von der Dienerschaft erwartet, die Blüten in den Händen hielt, und Campion schritt neben ihrem Ehemann her in die Zukunft, die sie so sehr gefürchtet hatte. Sie setzte ein Lächeln auf, zeigte eine glückliche Miene. Schließlich hatten sie den Torbogen erreicht, die Musik wurde leiser, Jubel erhob sich, und direkt vor

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