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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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die Gäste von Harvey’s Palace von anderen Fenstern aus nicht gesehen werden konnten. Sie konnten nur auf den Boden der Arena sehen, wo sich knapp zwei Meter unter Larke zwei Mädchen auf dem mit Teppichen ausgelegten Boden rekelten. Ihre nackten Körper glänzten.
    Während Larke zuschaute, öffnete sich seitlich in der Arena eine Luke. Aus sämtlichen abgeschirmten Kammern stieg ein Seufzen auf.
    Ein Mann schob sich durch die Luke. Aus dem Seufzen wurde leises Gelächter.
    In seiner Monstrosität spottete der Mann jeder Beschreibung. Er war riesig. Sein nackter, eingeölter Körper wabbelte, als er sich grunzend herauszwängte und schließlich auf den Boden der Arena rollte. Das Fett hing in großen Wülsten an ihm. Er grinste unter einer gelben Perücke, die ihm eine unheimliche Ähnlichkeit mit dem König verlieh. Dann drehte er sich, um sich auf den Rücken zu legen, und seine gewaltigen Speckrollen zitterten und kamen erst zur Ruhe, als der Mann Arme und Beine weit von sich streckte. Unter kleinen quiekenden Schreien krochen die Mädchen auf ihn zu und schoben ihre dünnen, geschmeidigen Körper, wie Würmer auf einer riesigen gelben Nacktschnecke, auf den zitternden, schlabbernden, wulstigen Fleischhaufen. Larke ließ den Vorhang wieder zufallen.
    Luzifer grinste höhnisch. «Zimperlich? Oder machst du dir Sorgen, der Laden hier würde deinen eigenen Hurenhäusern die Kundschaft wegschnappen?»
    Larke schaute in das maskierte Gesicht. «Der Laden hier gehört mir.»
    Luzifer lachte. «Dann könntest du auch anständigen Wein auftischen lassen. Das Zeug ist Pisse und Essig. Und jetzt setz dich um Gottes willen endlich hin.»
    Larke setzte sich. Noch nie hatte er sich allein mit Luzifer getroffen, das war Marchenoir vorbehalten. Luzifer sprach mit Moloch, der schickte die verschlüsselten Botschaften über den Zigeuner an Belial, und Belial sprach mit Chemosch. So sollte es sein, doch hier war Luzifer, saß in der staubigen Dunkelheit von Harvey’s Palace, und seine Augen funkelten wie blasse Steine.
    Luzifer schenkte Larke Wein ein. «Morgen wird in Paris etwas bekanntgegeben», sagte er auf Französisch und schob Larke das Glas hin. «Moloch wird verkünden, dass ein Feind Frankreichs tot ist. Le Revenant . Der Lazender-Junge. Der sechste Graf ist tot. Zu Asche verbrannt. Tot.»
    Tot. Valentine Larke starrte Luzifer an. Allmählich drang die Nachricht in sein Bewusstsein, und er lächelte. Toby Lazender tot! Der sechste Graf tot! Die Gefallenen Engel siegreich!
    Luzifer lachte. «Überrascht dich das? Dachtest du, es würde nie geschehen? Nun, er ist tot. Verbrannt, und um ganz sicher zu sein, hauen sie ihm den versengten Schädel heute noch mit Dr.   Guillotins Maschine ab.» Er erhob sein Glas. «Tot.»
    Larke erhob ebenfalls sein Glas. Er spürte, wie die ungeheure Bedeutung dieser Nachricht in ihm wuchs wie eine gewaltige Freudenblase. Sie hatten es getan! Sie hatten gewonnen!
    Luzifer trank von dem Wein. «Moloch hat seine Sache gut gemacht, Belial.»
    Larke nickte eifrig. «Ja, wirklich.»
    Durch den Vorhang drangen Grunzen und Schläge, Stöhnen und Schreie. Die beiden Männer achteten nicht darauf. Luzifer kratzte sich unter dem Nasenstück seiner Maske. «Moloch hat seine Sache gut gemacht. Du hast deine Sache gut gemacht.» Er unterbrach sich, um einen Schluck Wein zu trinken. «Chemosch muss seinen Part noch erfüllen!»
    Larke runzelte die Stirn. Er hatte Lord Culloden bei den Gefallenen Engeln eingeführt, und wenn Chemosch versagte, würde das auf Larke zurückfallen. «Er heiratet das Mädchen am Samstag», sagte er vorsichtig und sah den Mann in dem dunklen Umhang scharf an. «Mein Gott! Wenn sie vom Tod ihres Bruders hört …»
    «Das wird sie nicht! Ich habe dir doch gesagt, dass es morgen erst bekanntgegeben wird.» Luzifer unterbrach sich, um Pfeffer und Zitronensaft auf eine Auster zu träufeln. «Von Paris nach Lazen sind es mindestens sechs Tage!» Er ließ den Inhalt der Schale auf seine lange Zunge gleiten, und sein Adamsapfel hüpfte an seinem dürren Hals auf und ab. Eines der Mädchen in der Arena schrie. Aus den Kabinenrängen kam Gelächter.
    Luzifer lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. «Wo ist der neue Earl of Lazen?»
    «In einem meiner Häuser.» Sir Julius war praktisch ein Gefangener, der auf Larkes Kosten aß, trank und hurte. Er hatte die Pocken und eine Hautkrankheit, und er konnte kaum noch etwas bei sich behalten.
    Luzifer fuhr mit verschüttetem Wein auf dem

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