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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Er lachte.
    Blind schlug sie mit dem Knüppel, ließ die schlanken Äste erzittern, und Culloden zog sich einen Schritt zurück.
    Wieder rief eine Stimme aus dem Wald, diesmal klang der Schrei dringender, und Culloden wandte den Kopf. Campion drehte sich um und schob sich noch tiefer in das Dickicht. Sie hörte Hufgetrappel und Rufe. Ihr Kleid verfing sich wieder, sie zog kräftig daran und hörte, wie es weiter zerriss, dann drehte sie sich wieder um und hob ihren Knüppel, um auf den Mann einzuschlagen, der neben ihr am Altar von Lazen gestanden hatte.
    Doch Lord Culloden war ihr nicht gefolgt. Mit gerunzelter Stirn starrte er den Hang hinauf.
    Campion sah in der Ferne Männer, die in der Hitze langsam auf das Wäldchen zukamen. Sie stießen Warnrufe aus, und da sah Campion, worauf sie nicht mehr zu hoffen gewagt hatte.
    Sie sah einen Reiter, der ritt wie kein anderer, einen Reiter von anmaßender Selbstsicherheit und dunkler Pracht. Neben ihm, mit leerem Sattel und baumelnden Steigbügeln, lief Hirondelle.
    Campion wollte diesen Triumph laut herausbrüllen. Sie wollte, dass wilde Freude den Wald erfüllte. Er hatte sein Versprechen gehalten.
    Ein schwarzgekleideter Mann auf einem schwarzen Pferd, einen Degen in der Hand, kam lächelnd auf das Wäldchen zugeritten. Campions Herz machte vor Freude einen Satz. Er drückte seine Waden in die Flanken des Pferdes und ritt im Galopp auf ihre Feinde zu.
    Christopher Skavadale war zurückgekehrt.
    Der erste der drei Männer gab seinem Pferd die Sporen, zog seinen Säbel und ritt dem Zigeuner so entgegen, dass er ihn mit der rechten Hand angreifen konnte. Campion hielt die Luft an. Skavadales Pferd brach plötzlich in einem Bogen aus, und der Zigeuner warf seinen Degen von der rechten in die linke Hand und stieß ihn nach vorne. Ein schriller Schrei hallte durch den Wald, und der Mann brach über dem Stahl zusammen und kippte blutend nach vorn. Skavadale stieß ihn mit einer Drehung zurück, sodass sich seine Klinge durch das Gewicht des Mannes aus dessen hervorquellenden Eingeweiden befreite.
    Die anderen beiden Reiter setzten nach, um dem ersten zu helfen, doch der war bereits tot. Seine Leiche hing mit aufgeschlitztem Bauch an einem Steigbügel, seine Eingeweide schleiften über den Waldboden, und sein Blut tropfte auf das Laub.
    Er hatte sein Versprechen gehalten! Er war zurückgekommen! Campion lachte voller Freude, sie sah sein schmales Gesicht und seine strahlenden Augen, in denen die Kampfeslust loderte.
    Lord Culloden schob sich durch das Dickicht – Campion war vergessen –, da schwang der zweite Mann seinen Säbel in einem mächtigen Hieb gegen den Zigeuner, doch das schwarze Pferd drehte sich im letzten Augenblick, entriss dem Mann sein Ziel, und Skavadales Degen, der wieder in der rechten Hand lag, hieb dem Mann den Kopf ab.
    Eine Pistole krachte, der Lärm schreckte die Tauben in den Bäumen auf und erfüllte den Wald mit Aufruhr.
    Zwei Männer waren tot, der dritte warf seine Pistole weg, die ihr Ziel verfehlt hatte, und zog den Säbel. Noch nie hatte er jemanden gesehen, der seinen Degen so schnell führte und so gut ritt. Zu fliehen kam einer Einladung gleich, ihm den Degen in den Rücken zu stoßen; dem Zigeuner entgegenzureiten hieß, dem Tod entgegenzutreten, und der Mann tat weder das eine noch das andere. Er saß still und parierte den ersten Hieb, sodass die Degen durch die Luft sirrten und zischten wie eine Armee wütender Hornissen; dann schrie der Mann, weil die Klinge seine Deckung unterlaufen hatte und sich an seine Kehle hob.
    Skavadale wartete nicht, um zu sehen, wie der Mann starb. Er wendete, und im Drehen durchtrennte sein Degen den Hals des Mannes. Campion schlug eine Hand vor den Mund, als sie sah, wie das Blut hochschoss und leuchtend rot auf das bunte Herbstlaub regnete. Sie zitterte.
    Er trug eine schwarze Reithose, schwarze Stiefel und ein schwarzes Hemd. Die Ärmel hatte er aufgerollt, die tätowierten Adler auf seinen Unterarmen waren mit Blut bespritzt. Er packte die Zügel von Lord Cullodens Pferd und zog es von seinem Besitzer weg, der jetzt am Rand des Dickichts stand. Skavadale beugte sich hinüber, nahm Cullodens Pistole aus dessen Sattelhalfter, zielte und schoss.
    Der Schuss peitschte durch den Wald.
    Larkes Männer liefen auf das Dickicht zu, aber die Kugel wirbelte vor ihren Füßen Laub auf und hielt sie in Schach. In der Zeit, die man zum Atemholen brauchte, hatten sie drei Männer sterben sehen, und keiner wünschte,

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