Die dunklen Engel (German Edition)
aller Kraft, der Hund möge verschwinden.
Culloden pfiff nach ihm.
Campion schob die Hündin weg. Die leckte ihr, aufgeregt mit dem Schwanz wedelnd, das Gesicht, und Campion schob sie noch einmal weg. Die Hündin bellte verspielt.
«Komm, du verdammter Köter!» Cullodens wütende Stimme erklang fast über ihr. Campion stieß die Hündin noch einmal von sich, doch die hielt das für ein Spiel, und dann erzitterte das Laub über ihnen, und Campion schaute auf und blickte in das erstaunte Gesicht ihres Ehemannes. Er hatte den Liguster weggezogen, um den Jagdhund zu finden, und starrte stattdessen Campion an.
Wie versteinert saß er im Sattel, als hatte er, obwohl er sie gejagt hatte, nicht erwartet, sie zu finden, dann stieß er ein lautes «Potzblitz!» aus. Der Fuchs war gesichtet worden. Er rief die anderen Jäger zusammen, doch Campion krabbelte, auch wenn sie wusste, dass es sinnlos war, auf der anderen Seite aus dem Gestrüpp und rannte wieder los.
Sie hörte sein Lachen, hörte die Hufe.
Sie lief, wie der Hirsch gelaufen war. Der Jagdhund setzte ihr nach.
Sie schlug Haken, machte kehrt, sie lief dorthin, wo dichter Holunder wuchs und Pferde nicht galoppieren konnten, doch stets blitzte im Augenwinkel zwischen Laub und Baumstämmen Cullodens strahlende Uniform auf. Sein Pferd brach durch Unterholz, während er ihre anderen Feinde zusammenrief, um ihr den Weg abzuschneiden. Sie lief in ein Dickicht, duckte sich zwischen Weiden und sah am anderen Ende einen von Larkes Männern, der lachte, weil sie in der Falle saß.
Sie blieb stehen.
Auch wenn sie wusste, dass er nutzlos war, packte sie den Knüppel fester. Sie war nicht bereit, kampflos aufzugeben. Schweiß brannte ihr in den Augen. Fliegen summten um ihre Stirn.
Zwei weitere Reiter ritten um das Dickicht herum. Die Jagdhunde, gelangweilt von der ereignislosen Jagd, liefen zu dem Wild im Park.
Lord Culloden stieg vom Pferd und wies die Reiter an, die Ränder des Dickichts zu bewachen.
Das Wäldchen war nie ausgelichtet worden, und so standen die Bäume mit ihren vielen Ästen zu dicht, als dass ein Pferd hätte hineinreiten können. Culloden musste sich seitwärtsschieben, um sich hineinzuzwängen. Er lächelte sie an. «Guten Tag, mein Weib.»
Als Antwort hielt sie den feuchten Eichenknüppel vor sich.
Er lachte. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß. Er strich über seinen Schnurrbart. «Was für ein hübsches Bein du entblößt, meine Liebe.»
Sie sprang zwischen zwei Bäume. Da sie schlank war, konnte sie sich in dem kleinen Wäldchen schneller bewegen als er, aber sie war umzingelt. Culloden lachte. «Wir haben den ganzen Tag, mein Liebe. Und dann unsere Hochzeitsnacht.» Plötzlich machte er einen Satz auf sie zu, bog Äste auseinander, und sie duckte sich weg, ein Zweig peitschte ihr ins Gesicht, dann drehte sie sich um und schlug nach ihm. Ihr Knüppel prallte an den Weiden ab, und Culloden lachte wieder. «Du spielst Spiele, nachdem dein Bruder tot ist? Das kommt mir wenig schicklich vor.»
Aus der Ferne rief eine Stimme, und einer der Reiter drehte sich im Sattel um und antwortete. Alle ihre Verfolger kamen jetzt auf sie zu, eine Bande von Männern, die zusehen wollten, wie sie gedemütigt wurde. Fruchtlos zupfte sie an der weißen Seide, um ihr Bein zu bedecken. Culloden lächelte. «Du würdest uns mehr Spaß bereiten, wenn du das Kleid ausziehen würdest. Wie wär’s? Du läufst nackt los, und wir geben dir zehn Minuten Vorsprung?»
Einer der drei Reiter lachte. «Au ja, Mylord!»
Culloden lächelte Campion an. «Warum nicht? Ich habe noch nie eine nackte Frau gejagt.» Er sprang auf sie zu und bekam den Saum ihres Kleides zu fassen. Sie schrie, machte einen Satz und hörte die Seide reißen, als sie sich unter die nächsten Äste duckte. Sie spürte, dass er mit Kraft an ihren Röcken zog, und kroch von ihm weg. Schließlich riss die Seide, auch ihr Unterrock zerriss, und dann war sie frei, drehte sich um und holte mit ihrem Eichenknüppel aus. Er lachte triumphierend und schwenkte einen Fetzen schmutziger Seide. «Und jetzt zum Rest, meine Liebe.»
Die Vorderteile ihrer Röcke waren nahezu verschwunden. Noch einmal schlug sie mit dem Knüppel nach ihm, doch die elastischen dünnen Weiden, die zwischen ihnen standen, schützten ihn. Er lächelte. «Ich gebe dir zwei Minuten, Weib. Entweder kommst du ruhig zu mir, oder wir hetzen dich durch den ganzen Wald. Wer dich zuerst erwischt, darf auch zuerst ran, ja? Also, was wirst du tun?»
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