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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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sah sie zu, wie die Besitztümer, die Larkes Männer hinterlassen hatten, zum Schmiedefeuer gebracht wurden.
    Sie lachte. Sie war eine große Dame, und sie hatte Lazen zurückerobert.

    Nach dem Abendessen saß sie in der langen Galerie. Es war ein milder Herbstabend, lange Schatten lagen im Tal, Schwalben fegten über den nebligen, silbernen See. Über dem Tal lag der reife Duft des Herbstes, von Äpfeln, die auf Regalen lagerten, von Laub, das verbrannt wurde.
    Onkel Achilles, einen blauen Fleck auf der Stirn, wo er am Tag zuvor von Girdlestone einen Tritt bekommen hatte, war allein mit ihr. Er hatte es so arrangiert, hatte Skavadale gebeten, ihn mit ihr allein zu lassen. Die Dienstboten hatten Campion Tee gebracht. Achilles hatte einen Brandy und eine Zigarre, die er anschnitt und anzündete.
    Er legte die Stiefel auf den Fenstersitz und betrachtete die zarten Wolken, die über den Himmel schwebten. «Ich glaube, ich muss dich um Verzeihung bitten. Es scheint, als hätte ich mich in Lord Culloden getäuscht.»
    «Es scheint, als hätten sich alle in ihm getäuscht. Mein Vater, du, Scrimgeour, ich.» Sie zuckte die Achseln. Sie dachte daran, wie Culloden sie im Stallhof angefleht hatte. «Er war ein schwacher Mann, Onkel.»
    «Und jetzt hast du einen starken gefunden?» Er lächelte.
    Sie wollte nicht über den Zigeuner reden. Sie vermutete, dass Achilles dafür gesorgt hatte, dass er allein mit ihr war, doch sie war nicht in der Stimmung, sich eine Lektion über ihre Geburt und ihre Verantwortung anzuhören. Daher wechselte sie das Thema. «Es tut mir leid wegen deines Meißener Porzellans. Es war das schönste Geschenk von allen, und sie haben es kaputt gemacht.»
    Er winkte ab. «Meißener Porzellan lässt sich ersetzen, liebe Campion. Ich überschütte dich damit, wenn du willst. Das mit der Statue tut mir leid.»
    Sie lachte. «Es sei dir verziehen.»
    Zwei Schwäne, deren prächtige Flügel von der untergehenden Sonne rosa beschienen wurden, flogen über das Schloss. Sie beschrieben, von der Luft getragen, einen Bogen und glitten dann hinunter, um das ruhige Wasser des Sees aufzuwühlen. Achilles musterte sie. «Ich denke, als Gott die Schwäne erschuf, hatte er einen seiner besseren Augenblicke.» Er lächelte sie an. «Warum bist du nie bei Hofe vorgestellt worden?»
    Die plötzliche Frage überraschte sie. «Ich wollte nicht.»
    «Alle jungen Frauen wollen das!»
    Sie lachte. Sie hasste London, hasste den Hof, und nie hatte sie den Wunsch gehabt, sich mit den anderen heiratsfähigen Töchtern der Aristokratie in eine Reihe zu stellen, um über den Boden zu schlurfen und vor dem König einen Knicks zu machen, während sie die ganze Zeit von den Höflingen begafft wurden. «Vater hat es die ‹königliche Mastviehauktion› genannt. Er hat mir die Wahl gelassen, und ich wollte nicht. Und ich habe es nicht bereut, Onkel.»
    «Wann warst du das letzte Mal in London?»
    Sie überlegte. «Vor drei Jahren? Vielleicht auch vier.»
    «Tz, tz, tz. Du solltest dich wirklich in die Gesellschaft begeben, liebe Nichte.»
    Sie lachte. «Seit heute Morgen bin ich Witwe, Onkel, und schon möchtest du mich mit irgendeinem Lord verheiraten.»
    Er blies einen Rauchring und schaute zu, wie er zum Fenster schwebte. «Wie wäre es mit dem Prinzen von Wales?» Sie lachte nur, und er runzelte die Stirn. «Ich meine es ernst!»
    «Onkel!»
    «Ich denke, ich könnte es ertragen, eine Königin von England zur Nichte zu haben.»
    «Ich bin mir sicher, die Königin von England könnte es ertragen, dich zum Onkel zu haben, aber das werde nicht ich sein, das sei dir gesagt.»
    «Er wird sich dir zu Füßen werfen. Das Gerücht deiner Schönheit hat sich bis London herumgesprochen.»
    «Du bringst mich in Verlegenheit.» Sie trank von dem Tee. «Ich kann wirklich nicht glauben, dass du mich so schnell wieder verheiraten willst. Du wirst mir verzeihen, wenn ich feststelle, dass dein letzter Vorschlag nicht ganz glücklich ausgegangen ist?»
    Er zuckte die Achseln. «Ich schleiche wie die Katze um den heißen Brei herum, sagt man nicht so?» Er lachte über sich. «Ich weise dich nur darauf hin, liebe Nichte, dass du die Höchsten im Land heiraten könntest.»
    Sie schnitt ihm eine Grimasse. «Im Gegensatz zu den Niedrigsten?»
    Er zuckte die Achseln. «Deine Worte, meine Liebe, nicht meine.»
    «Ich denke nicht ans Heiraten, Onkel», sagte sie in scharfem Ton.
    «Nein.» Der Rauch seiner Zigarre wehte zum Fenster hinaus. Er seufzte. «Aber

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