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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Hand auf die goldenen Siegel auf ihrer Brust gedrückt.
    «Die Geschichte hat ein Ende, Mylady», sagte er mit sanfter Stimme.
    «Welches?»
    «Der Zigeuner findet das Geschöpf, und er weiß, es kann nicht vernichtet, geschlagen oder gebrochen werden, also gibt er ihm das eine, was er von ihm will. Er gibt ihm Liebe.»
    Sie meinte, ihr Herzklopfen würde die ganze dunkle Schlucht erfüllen und von den hohen Felsen widerhallen, bis die ganze Nacht durchdrungen wäre von ihrem Zittern. «Wissen Sie, was Liebe ist?»
    «Liebe ist, für den anderen Menschen das zu wollen, was er selbst für sich will. Die Liebe versucht niemals, den anderen zu verändern. Liebe bedeutet, den anderen am Morgen und am Abend zu sehen und froh zu sein, dass er lebt.» Und während er dies sagte, streckte er die Hand aus und streichelte ihr übers Haar, so sanft wie die Berührung von Seide, fuhr die Form ihres Kopfes nach bis zu ihrem Hals. «Und Sie werden mir verzeihen, Mylady.»
    «Verzeihen?» Sie entzog sich nicht seiner Berührung.
    «Wenn ich sage, dass ich Sie liebe.» Er beugte sich vor und küsste ihren Hals, und immer noch rührte sie sich nicht. «Und verzeihen Sie mir, wenn ich sage, dass ich wollte, dass Sie herkommen, und dass ich Sie nicht benutzt habe, sondern dass ich Sie wollte, und für diese Kühnheit möchte ich Sie um Verzeihung bitten.»
    Er lehnte sich zurück, und ihr Hals war kalt, wo seine warmen Lippen ihn berührt hatten.
    Sie schwiegen. Der Mond war so hell und scharf wie Metall, sein Licht kalt und silbern.
    «Und Sie müssen wissen, dass Ihnen kein Leid geschehen wird», fuhr er mit sanfter Stimme fort. «Einzig die Liebe steht auf dem Spiel.»
    Sie schaute in die Nacht. «Erzählen Sie mir, wie die Geschichte endet.»
    Sie glaubte, er würde nie antworten. Der Augenblick schien sich auszudehnen, und das Rauschen des Wassers war wie Folter. Sie spürte, dass ihr Herz gegen das Gold auf ihrer Haut pochte, und wusste, dass sie zitterte. Als er sprach, zuckte sie fast zusammen, denn seine Stimme war so nah. «Ich möchte immer mit Ihnen zusammen sein, Mylady, um zu staunen.»
    Sie fröstelte. «Staunen?»
    «Über Gottes letztes Geschöpf.»
    Seine Hände umfassten ihre Schultern, und sie drehte sich, ihrem Druck gehorchend, um. Der Mond tauchte ihre blauen Augen in silbernes Licht und warf Schatten unter ihre Wangenknochen und ihren Mund. Sehr langsam beugte er sich über sie. Er küsste sie. Seine Lippen strichen über ihre Wangen, seine Hände hielten ihre Schultern, und er flüsterte ihr leise ins Ohr: «Und ich möchte Sie heiraten.»
    Sie schlang die Arme um ihn, hielt ihn und legte den Kopf an seinen ledernen Mantel. «Als ich Sie … als ich dich das erste Mal sah, dachte ich, du würdest keine Notiz von mir nehmen.»
    Sie spürte, dass er lächelte. «Ich dachte, du würdest niemals Notiz von mir nehmen.»
    «Ich habe im Schloss Ausschau nach dir gehalten, bin zum Stall gegangen, nur um dich zu sehen.»
    «Ich habe immer gehofft, dass du kommen würdest.» Er küsste ihre Wange, ihre Stirn, ihre Augen, und sie erwiderte seinen Kuss und zitterte immer noch. Sie hatte die Augen geschlossen, denn sie wagte nicht, ihm ins Gesicht zu sehen. Wenn er sie küsste, erschauderte sie. Sie rieb ihre Wange gegen seine Wange, als könnte sie mit ihm verschmelzen, als könnte sie sich in ihm verstecken.
    Er lehnte sich zurück und zog die Kämme und Nadeln aus ihrem Haar, ließ die blassgoldene Flut über ihre Schultern fließen. Dann streichelte er sanft ihr Haar. «Warum bist du gekommen?»
    Sie fand ihn schöner als alle Geschöpfe, die sie je gesehen hatte. «Ich wollte wissen, wie deine Geschichte endet.»
    Er schenkte ihr ein rasches Lächeln. «Das Ende ist das, was du daraus machst.»
    «Ich weiß.»
    Plötzlich verharrten seine Hände in ihrem Haar. «Und wie ist dein Ende?»
    Sie sah die Besorgnis in seinen Augen, das Flackern der Angst, und sie begriff, dass er mit dieser Frage das Wagnis eingegangen war, als Narr dazustehen, dass sein Selbstvertrauen eine Maske war und seine Zartheit ein Hinweis darauf, was hinter dieser Maske steckte, und dafür wollte sie ihn umarmen. Stattdessen berührte sie sein Gesicht, sein schmales, wildes, markantes Falkengesicht. «Ich will dich heiraten.»
    Sein Lächeln war von solchem Glück und solcher Erleichterung erfüllt, dass sie am liebsten gelacht hätte. Seine Augen suchten ihr Gesicht ab, als wollte er ein Bild dieses Augenblicks in seine Erinnerung zeichnen, das

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